Gewalt, Armut, Unsicherheit: viele Zivilisten sind in Mali auf der Flucht Gewalt, Armut, Unsicherheit: viele Zivilisten sind in Mali auf der Flucht 

Mali: Entführung von fünf Katholiken wohl kein gezielter Schlag gegen Christen

Fünf Katholiken - ein Pfarrer und vier Laien - sind am Montag in der Diözese von Mopti von Bewaffneten entführt worden. Das Land leidet zunehmend unter Gewalt und Unsicherheit. Gezielte Angriffe auf Christen kamen zuletzt aber nicht vor.

Pater Leon Douyon, Pfarrer des überwiegend von Katholiken bewohnten Städtchens Segue, war am Montag gemeinsam mit dem Bürgermeister des Ortes, dessen Vize und zwei weiteren Gemeindemitgliedern unterwegs zur Beerdigung eines Priesters. Die Beisetzung war für Dienstag in San, nordwestlich der Hauptstadt Bamako, geplant. Doch die Gruppe erreichte ihr Ziel nicht: Sie wurde unterwegs von Bewaffneten entführt, und zwar etwa dreißig Kilometer nördlich von Segue, in der Nähe von Ouo, berichteten Medien unter Verweis auf Quellen vor Ort.

Allgemein zunehmende Gewalt und Unsicherheit

Im islamisch geprägten Mali haben Entführungen in den letzten Jahren zugenommen, im Kontext von Konflikten zwischen ethnischen Gruppen und auch in Verbindung mit dem Dschihadismus. Dass die fünf Katholiken gezielt entführt wurden, weil sie Christen sind, glaubt der Vorsitzende der malischen Bischofskonferenz, Jonas Dembélé, derweil nicht. Radio Vatikan erreichte den Bischof von Kayes nach der Entführung vom Montag telefonisch:

„Wir sind traurig über diese Nachricht. Es stimmt, dass Mali eine schwierige Zeit durchgemacht hat, aber bislang gab es eigentlich keine Entführung von Priestern. (…) Ich glaube nicht, dass sie entführt wurden, weil sie Christen sind.“

Kirche sucht interreligiösen Dialog

Es habe einen Fall im Jahr 2017 gegeben, bei dem eine kolumbianische Franziskanerin, Schwester Gloria Cecilia Narvaez, von Dschihadisten entführt und vier Jahre lang als Geisel gehalten wurde. Die Kirche als solche stehe in Mali aber eigentlich nicht im Visier, schildert der malische Kirchenvertreter seine Eindrücke, sie habe trotz wachsender Unsicherheit in Mali ihre Aktivitäten auch fortsetzen können:

„Bis dahin gab es keine besondere Sorge um uns als Kirche. Es gab keine gezielten Aktionen gegen die Kirche. Und wir hoffen, dass sich die Dinge nicht ändern werden, denn wir arbeiten viel im interreligiösen Dialog in den Diözesen, um das Verhältnis zu konsolidieren und mit allen Frieden zu suchen.“

Christen sind in Mali mit nur etwa vier Prozent in einer absoluten Minderheitensituation. Die Kirche suche aktiv den interreligiösen Austausch mit der muslimischen Mehrheit, so Bischof Dembélé - auch „um besser zu verstehen, was passiert“.

Vielfältige Gewalt im Land

Wer hinter der Entführung vom Montag steckt, ist derzeit noch unklar, auch gab es bislang noch keine Lösegeldforderungen. Einer der Freunde des entführten Priesters hatte laut Medienberichten mehrere Anrufe in Abwesenheit erhalten. Bei Rückruf habe eine Stimme geantwortet: „As-salam alaikum“.

Neben dem Priester Leon Douyon sind unter den Vermissten der Bürgermeister Thimothé Somboro, sein Vize Pascal Somboro und zwei weitere Laien aus der katholischen Gemeinde von Segue, Emmanuel Somboro und Boutié Tolofoudié.

Entführungen sind nur ein Teilaspekt der vielschichtigen Gewalt, die Mali plagt. Trotz großer internationaler Militärpräsenz nimmt vor allem in Zentrum des Landes die Unsicherheit zu. Dort kommt es zu Ausschreitungen zwischen lokalen Ethnien, die eigene Milizen unterhalten. Geiseln gelten als Faustpfand, um Druck auf die Regierung auszuüben und etwa die Freilassung von Terroristen sowie Geld zu erpressen. Verantwortlich sind also nicht nur Dschihadisten, sondern auch Banditen und Selbstverteidigungsmilizen. Die Entführung vom Montag verweist auf eine sich verschlechternde Sicherheitslage in Mali und der Sahelzone.

Besetzung durch islamistische Gruppen seit 2012

Ende 2011 hatten im Norden Tuareg rebelliert; einige forderten einen eigenen Staat. Im März 2012 folgten ein Staatsstreich und die Besetzung des Nordens durch islamistische Gruppen. Die damals noch stationierten französischen Truppen konnten die Terroristen nur für eine gewisse Zeit vertreiben.

(vatican news/la croix/afp – pr)

 

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23. Juni 2021, 10:24