Archivbild: Palmsonntag mit Patriarch Pizzaballa (rechts) in Jerusalem Archivbild: Palmsonntag mit Patriarch Pizzaballa (rechts) in Jerusalem 

Jerusalem-Patriarch: „Heiliges Land braucht Taten statt Worte“

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, bittet darum, den „Weg der Rhetorik“ im und für das Heilige Land zugunsten konkreter Gesten einzugehen: „Das Ziel ist es, das Vertrauen der Menschen wieder aufzubauen, indem wir als Kirche tätig sind“, so Pizzaballa im Gespräch mit Radio Vatikan.

Mario Galgano und Federico Piana – Vatikanstadt

Der politische Konflikt im Heiligen Land verursache seit Jahrzehnten tiefe Risse. Auch nehmen die religiösen Spannungen zu, was auch das Zusammenleben in den Familien und im Leben der Menschen negativ beeinflusse, stellt der Patriarch fest. „Wenn wir dem Heiligen Land eine Zukunft geben wollen, müssen wir das Vertrauen zwischen den Menschen, die dort leben, wiederherstellen“, so sein Fazit.

Zum Nachhören - was Patriarch Pizzaballa über das Heilige Land denkt

Nach der Rückkehr von der 94. Vollversammlung des Hilfswerkverbandes für die Ostkirchen ROACO (italienisch: Riunione Opere Aiuto Chiese Orientali), die am Wochenende in Rom zu Ende ging, zieht Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, eine Bilanz der Arbeit der Versammlung: man habe sich ausgibieg mit der Situation im gesamten Nahen Osten und in Ländern wie Äthiopien, Armenien und Georgien befasst. „Die Bilanz der ROACO ist immer positiv, weil in dieser Versammlung sehr konkrete Entscheidungen getroffen werden“, erklärt der Patriarch.

„Um das Vertrauen wieder aufzubauen, müssen wir konkrete Gesten vor Ort machen“

„Zuallererst gilt es, eines zu vermeiden: leere Aussagen. Wir haben Tausende von Ankündigungen gehabt und sie haben nichts verändert. Um das Vertrauen wieder aufzubauen, müssen wir konkrete Gesten vor Ort machen, Gesten, die das Leben der Menschen wirklich verändern können. Rhetorik ist zwecklos und fehl am Platz.“

Zuerst die Menschen

In seiner Botschaft an das Plenum der Roaco sagte Papst Franziskus vergangene Woche, im Heiligen Land müssten vor den Gebäuden zuerst die Menschen wieder „aufgebaut“ werden, erinnert der aus Italien stammende Kirchenmann.

„Der erste Schritt ist, nicht zu glauben, dass wir die ganze Welt verändern können. Was wir aber tun können, ist, die Realität in den kleinen Kontexten, in denen wir arbeiten, zu verändern, und zwar durch Begegnungen mit Menschen aller Glaubensrichtungen und Kulturen. Wir müssen einen offenen, herzlichen Stil zeigen, ohne jedoch eigensinnig zu sein.“

Patriarch, Italiener, Franziskaner, Bibelwissenschaftler

Erzbischof Pierbattista Pizzaballa ist als Lateinischer Patriarch von Jerusalem zuständig für die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Sein Kirchenbezirk umfasst neben Israel und den Palästinensergebieten auch Jordanien und Zypern. Am 21. April 1965 in Cologno al Serio bei Bergamo geboren, trat er mit 19 Jahren in den Franziskanerorden ein. Nach seiner Priesterweihe 1990 schloss er in Jerusalem vertiefende Studien der Bibelwissenschaften und des Hebräischen an. Als Mitglied der Ordensprovinz der Franziskaner im Heiligen Land widmete sich Pizzaballa besonders der Seelsorge hebräischsprachiger Katholiken.

Friedenspolitisch tritt Pizzaballa nachdrücklich für eine Zweistaatenlösung ein, unterstreicht aber die Schwierigkeiten einer neuen Annäherung zwischen Israelis und Palästinensern.

(vatican news)

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28. Juni 2021, 10:00