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Jürgen Habermas lehnte den Literaturpreis letztlich ab Jürgen Habermas lehnte den Literaturpreis letztlich ab 

Bischof Hinder kommentiert Preis-Ablehnung durch Habermas

Der Apostolische Vikar von Arabien, der Schweizer Kapuziner Paul Hinder, sieht die Ablehnung des Zayed Book Award durch Jürgen Habermas als vertane Chance.


„Habermas hätte den Preis trotz politischer Bedenken annehmen sollen. Mit der nachträglichen Verweigerung, den Preis anzunehmen, riskiert der Philosoph ,die aufklärende Macht des kritischen Wortes’ zu schwächen, das dank Übersetzungen auch in den arabischen Raum hineinwirkt und sogar von Monarchen willkommen geheißen wird“, kommentierte der Bischof von Abu Dhabi Habermas’ Entscheidung.

Habermas lehnte Literaturpreis letztlich ab

Der deutsche Philosoph Habermas hatte den ihm zugedachten Literaturpreis, der von den Vereinigten Arabischen Emiraten vergeben wird, zunächst angenommen, ihn dann aber wenige Tage später aus politischen Bedenken abgelehnt. Zuvor hatte die Zeitschrift „Der Spiegel“ eine Kritik zur Annahme des Preises veröffentlicht, die der Autor mit einem „Sieg der Macht über den Geist“ in Zusammenhang brachte.

Der Apostolische Vikar von Arabien, Bischof Hinder, wertete das Ausschlagen des Preises durch Habermas im Blick auf den Islam als wenig konstruktiv: „Im arabischen Raum gilt die Gastfreundschaft als etwas Heiliges. Eine Einladung auszuschlagen, ist eine Beleidigung, außer es können schwerwiegende Gründe angeführt werden“, gab Bischof Hinder zu bedenken. Und er schlug vor: „Wäre es nicht gut, sich im Westen der Rolle aufgeklärter Fürsten in der Geschichte zu erinnern, die zwar undemokratisch regierten, aber der Aufklärung zum Durchbruch verhalfen? Ist Ähnliches nicht auch einzelnen arabischen Fürsten zuzutrauen?“

Aufklärende Macht des kritischen Wortes

Habermas, der den Preis letztlich nicht annahm, reagierte auf die Kritik im Spiegel mit den Worten, er glaube langfristig „an die aufklärende Macht des kritischen Wortes, wenn es nur ans Licht der politischen Öffentlichkeit dringt. Dafür genügen auch meine dankenswerterweise ins Arabische übersetzten Bücher“.

Der mit etwa 225.000 Euro dotierte Zayed Book Award steht unter Schirmherrschaft des Kronprinzen Mohammed bin Zayed bin Sultan Al Nahyan und wird für Werke vergeben, die zu einer Förderung der arabischen Kultur, zu Toleranz und einem friedlichen Miteinander beitragen. Der deutsche Philosoph Jürgen Habermas sollte die Auszeichnung in der Kategorie „Kulturelle Persönlichkeit des Jahres“ erhalten.

Die Vereinigten Arabischen Emirate bemühen sich seit Jahre um einen Austausch mit dem Westen und kooperieren im Bereich des interreligiösen Dialoges eng mit dem Heiligen Stuhl. Ein Besuch des Papstes 2019 nach Abu Dhabi und die Unterzeichnung eines Dialogdokumentes trug hier zu Fortschritten bei. Der deutsche Philosoph Habermas gilt als einer der bedeutendsten deutschen Denker der Gegenwart. Viele seiner Werke wurden bereits ins Arabische übersetzt.

(cath.ch/vatican news – pr)

 

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04. Mai 2021, 11:11