Prozession an der Via dolorosa Prozession an der Via dolorosa 

Heiliges Land: Lateinischer Patriarch ruft zu mutiger Kirche auf

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, hat die Kirche angesichts des Osterfests zu Mut aufgerufen. Hunderte einheimische Christen und Ordensleute hatten sich am Freitag zur traditionellen Kreuzwegsprozessionen in der Jerusalemer Altstadt versammelt.

„Lasst uns nicht allein dieses leere Grab verehren. Die Auferstehung ist die Proklamation einer neuen Freude, die in die Welt bricht und die nicht an diesem Ort eingeschlossen bleiben kann“, sagte Patriarch Pizzaballa am Samstagmorgen in seiner Osternachtspredigt in der Grabeskirche. An der Feier durften in diesem Jahr trotz anhaltender Pandemie wieder Gläubige teilnehmen.

Die Auferstehung Jesu lasse sich nicht erklären, so Pizzaballa weiter. „Keine Theorie könnte je überzeugen. Wir können der Auferstehung lediglich begegnen, wir können sie nur erfahren“, predigte der italienische Franziskaner. Entsprechend brauche es weiterhin Zeugen, die Zeichen des Auferstandenen zeigten und glaubwürdig machten, dass die Welt nicht länger in der Macht des Todes stehe. „Diese Zeugen sind heute jene, die trotz aller Gegnerschaft, Schmerz, Einsamkeit, Krankheit und Ungerechtigkeit ihre Leben damit verbringen, Gelegenheiten für Gerechtigkeit, Liebe und Akzeptanz zu schaffen.“

Auferstehung bezeugen, ohne Angst

Als ersten Zeugen rufe das Evangelium die Kirche dazu auf, mutig zu sein und keine Angst vor Einsamkeit und Missverständnis zu haben. Gleichzeitig erfordere die Begegnung mit dem Auferstandenen Bewegung. Kirche sei daher aufgerufen, die Auferstehung überall zu bezeugen, ohne sich durch Ängste leiten zu lassen, so der Patriarch.

Gottes Treue zu seinem Versprechen sowie sein Wunsch nach Beziehung und Begegnung zögen sich wie ein roter Faden durch die Heilsgeschichte. Die Passage des Markusevangeliums über die Frauen am leeren Grab lehre, das Leben für die Liebe zu Christus zu geben, das Kreuz als Rettung zu sehen und das leere Grab als Proklamation des ewigen Lebens für alle, sagte Pizzaballa.

Die Osternacht wird in der Grabeskirche jeweils schon am frühen Samstagmorgen gefeiert. Dies geht zurück auf den sogenannten „Status Quo“, ein Regelwerk aus dem 19. Jahrhundert, in dem der Gebetsplan der an der Kirche beteiligten sechs Konfessionen festgeschrieben ist. Es dürfte sich deshalb jedes Jahr um die erste Ostermesse auf dem Erdkreis handeln.

Prozession zum Karfreitag auf der Via Dolorosa

Am Freitag hatten sich hunderte einheimische Christen und Ordensleute zur traditionellen Kreuzwegsprozession in der Jerusalemer Altstadt versammelt. Bei regnerisch-kühlem Wetter zogen die Gläubigen entlang der Via Dolorosa, um die 14 Stationen des Leidenswegs Jesu von seiner Verurteilung bis zur Kreuzigung und zum Grab nachzugehen. Aufgrund der anhaltenden Coronavirus-Pandemie waren in diesem Jahr keine ausländischen Pilgergruppen unter den Teilnehmern. Anders als in den Vorjahren schlossen sich die arabischsprachigen Jerusalemer Katholiken dem Kreuzweg der Franziskanerkustodie an. Die israelische Polizei sicherte den Zugweg.

(kna – pr)

 

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03. April 2021, 09:48