Diese Flüchtlinge hingegen hatten rares Glück: die Ocean Viking ist eines der wenigen operierenden Rettungsschiffe Diese Flüchtlinge hingegen hatten rares Glück: die Ocean Viking ist eines der wenigen operierenden Rettungsschiffe 

Italien/Libyen: Vermeidbarer Tod von Flüchtlingen vor Libyen

Nach dem Tod von rund 130 Flüchtlingen vor der libyschen Küste hat der Jesuitenflüchtlingsdienst Italien seine Kritik an der mangelnden Seennotrettung erneuert und zur Einrichtung legaler Einreisemöglichkeiten für Migranten aufgerufen.

„Wir sind entsetzt über dieses grauenhafte Unglück und die Gleichgültigkeit der nationalen Regierungen und der Europäischen Union“, sagte der Leiter des Jesuiten-Flüchtlingszentrums „Centro Astalli“ in Rom, Pater Camillo Ripamonti.

Die Hilfsorganisation SOS Méditerranée hatte zuvor über das Ertrinken zahlreicher Menschen vor der Küste Libyens berichtet. Nach stundenlanger Suche sei das Rettungsboot Ocean Viking an der Unglücksstelle nordöstlich von Tripolis eingetroffen, teilte die Organisation mit. An Bord des verunglückten Schlauchbootes sollen demnach etwa 130 Flüchtlinge gewesen sein.

Mit Migrationspolitik hätten „Vereinbarungen mit undemokratischen Regierungen“ zum Abfangen von Flüchtlingen nichts gemein, kritisierte der Jesuit Ripamonti mit Blick auf die Kooperation Europas mit der libyschen Küstenwache. Das dafür ausgegebene Geld solle vielmehr für eine „sichere, legale und zum Nutzen der gesamten Gemeinschaft dienende Steuerung der Migration“ ausgegeben werden.

Die italienische Zeitung „Avvenire“ hatte berichtet, europäische Behörden hätten seit zwei Tagen gewusst, dass im Kanal von Sizilien drei Boote von libyschen Schleusern ausgesetzt waren. Es seien aber keine Rettungsschiffe gesandt worden. Zumindest hätten sich erstmals seit langer Zeit Handelsschiffe beteiligt, um der Ocean Viking bei der Suche nach Überlebenden zu helfen. Wie die Zeitung der italienischen Bischofskonferenz (CEI) weiter berichtete, sei jedoch keines dieser Schiffe von einer Rettungszentrale in Italien, Malta oder Libyen koordiniert worden.

Ägypten fordert neue Ansätze in der Migrationspolitik

Neue Ansätze in der Migrationspolitik forderte auch Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi von Europa: „Natürlich können Sie nicht jeden illegalen Migranten aufnehmen“, sagte er der „Welt“ (Samstag). Aber Europa solle sich „an einer Regulierung legaler Migration beteiligen“.

Seine Regierung habe seit September 2016 verhindert, dass illegale Migranten von Ägypten nach Europa aufbrechen, so al-Sisi weiter. Derzeit befänden sich etwa sechs Millionen Migranten in Ägypten. Europa könne helfen, wirtschaftliche Perspektiven in seinem Land zu schaffen, in dem jedes Jahr mehr als eine Million junger Menschen neu auf den Arbeitsmarkt drängten.
 

(pm/avvenire/kna – pr)
 

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24. April 2021, 11:16