Äthiopische Soldaten in der Nähe von Adigrat in der Region Tigray am 18. März 2021 Äthiopische Soldaten in der Nähe von Adigrat in der Region Tigray am 18. März 2021 

Ordensfrau beleuchtet humanitäre Notlage in Tigray

In Tigray (Äthiopien) leiden sechs Millionen Menschen sei Monaten unter den Kämpfen, die mit Gewalt, Zerstörung, Vergewaltigung und willkürlichen Exekutionen einhergehen. „Corona ist nur eines der Probleme, und lange nicht das schlimmste“, sagt die italienische Don-Bosco-Missionarin Laura Girotti.

Ostern steht kurz bevor, und als Symbol hat die Ordensfrau das Bild eines Kindes aus ihrer Mission ausgewählt, das bei der Suche nach Nahrungsmitteln im Müll auf eine Bombe gestoßen ist – die dadurch ausgelöste Explosion hat den Jungen seine Hand gekostet. Einer der vielen „kleinen Christusse“, die die Passion am eigenen Leib erleben, die, „wie wir alle wissen, in der Auferstehung mündet“, betont die Ordensfrau.

Frohe Ostern zu wünsche scheine geradezu naiv und unangebracht, wenn man wisse, dass Ostern die Neuheit eines wiedergefundenen Lebens und den Duft der Auferstehung bedeutet, so Schwester Laura. In Tigray hingegen tobt seit Anfang November des vergangenen Jahres ein Krieg ohne greifbares Ende, „einer der vielen kleinen Kriege, die keine Aufmerksamkeit zu verdienen scheinen, vergessen von Zeitungen und Fernsehen, der aber sechs Millionen Menschen betrifft und das Leben Tausender Unschuldiger auslöscht.“ Die Kämpfe zwischen dem äthiopischen Militär und den Kräften der Region Tigray im Norden des Landes hat eine humanitäre Notlage ausgelöst, die zehntausende von Menschen in die Flucht getrieben hat.

„Unter dem Bombenhagel mit Dronen, Panzern und schwerer Artillerie haben tausende von Soldaten Krankenhäuser, Schulen, Fabriken, Flughäfen, Klöster und Moscheen zerstört.“

Schwester Laura Girotto ist Missionarin mit langer Erfahrung in Ägypten, Syrien, Libanon und Zaire; seit 1993 ist sie in Adwa (Tigray) nahe bei der Grenze zu Eritrea, eine der ärmsten Gegenden der Welt. 1994 gründete sie ihre Mission „Kidane Mehret“, benannt ist sie nach der Patronin des Landes, was in der Landessprache etwa „Schleier der Barmherzigkeit“ bedeutet und sich auf Maria bezieht. Heute gibt es in Adwa eine Schule, ein Krankenhaus, Werkstätten und Ställe.

Den Brief der Missionarin hat die Vereinigung „Amici di Adwa“ veröffentlicht, die von Beginn an das Projekt der rührigen Ordensfrau unterstützt. In ihrem Brief erklärt sie ohne Umschweife, was in diesem vergessenen Teil der Welt geschieht: „Unter dem Bombenhagel mit Dronen, Panzern und schwerer Artillerie haben tausende von Soldaten Krankenhäuser, Schulen, Fabriken, Flughäfen, Klöster und Moscheen zerstört. Die Ernten, die gerade eingeholt werden sollten, wurden verbrannt. Elektrizität, Kommunikationsmittel, Wasserzufuhr, Transporte vollständig blockiert. Gewalt jeder Art, Vergewaltigung von Frauen und Kindern, wahllose Erschießung von Zivilisten – darunter auch Kinder, geplünderte Häuser, Geschäfte, Büros und Institutionen. Deshalb ist Covid bei uns nur eines der Probleme, und nicht einmal das schlimmste.“

„Am Sonntag ist Ostern. Endlich!“

Nur durch eine Gnade, die sie sich selbst nicht erklären könne, seien das Krankenhaus und die anderen Einrichtungen der Vereinigung bislang verschont geblieben. Die vereingung hat ein Video verbreitet, in dem ein Kind der Mission zu sehen ist, das bei der Suche nach Essen im Abfall wegen der Explosion einer dort versteckten Bombe eine Hand verloren hat. Dieses Kind wie andere lebten „eine Passion, die nie zu enden scheint“, so Schwester Laura. Dennoch wolle sie in der Gewissheit der Auferstehung ihre Wünsche für ein frohes Osterfest teilen, so die Missionarin. In Adwa feiert  man Ostern gemeinsam mit den „koptisch-orthodoxen Geschwistern“ am 2. Mai. Doch das hindert  Schwester Laura nicht daran zu unterstreichen: „Am Sonntag ist Ostern. Endlich!“

(sir - cs)

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03. April 2021, 12:37