Debora Kayembe, die neue Rektorin der Universität Edinburgh, Schottland Debora Kayembe, die neue Rektorin der Universität Edinburgh, Schottland  

Großbritannien: Schwarze Universitätsrektorin kämpft gegen Rassismus

Sie ist die neue Rektorin der Universität Edinburgh: Debora Kayembe aus dem Kongo. Die Juristin und Menschenrechtsanwältin will einen Schwerpunkt auf den Kampf gegen Rassismus setzen, sagte sie im Gespräch mit Radio Vatikan.

Jean-Pierre Bodjoko und Gudrun Sailer – Vatikanstadt

46 Jahre alt, ausgebildet in ihrer Heimat Kongo, aus politischen Gründen nach Großbritannien geflüchtet, wo die auf Menschenrechte spezialiserte Juristin von ganz unten, als Dolmetscherin für Migranten, neu anfangen musste, ehe sie in Schottland zur Rektorin der renommierten Universität Edinburgh gewählt wurde: Das ist in drei Zeilen der bisherige Lebenslauf von Debora Kayembe. Die Kongolesin, geschiedene Mutter zweier Kinder, zeigt im Gespräch mit Radio Vatikan ein beachtliches Maß an Resilienz, das erahnen lässt, mit welcher inneren Entschlossenheit sie ihren Einsatz für Menschenrechte und gegen Rassismus bestreitet.

.[ Der Mensch ist zu vielem fähig, aber was ich in Bunia gesehen habe, war inakzeptabel ]

„Ich war seit dem Jahr 2000 als Rechtsanwältin in Matadi (im Westen des Kongo) tätig, bis ich 2011 zum Internationalen Strafgerichtshof kam”, erzählt Debora Kayembe die Anfänge ihres Berufsweges. 2003 endete der Krieg in Bunia im Osten des Kongo, und im Auftrag des damaligen Präsidenten John Kabila wurde die junge Juristin Beraterin für zivilgesellschaftliche Belange beim Wiederaufbau. In dieser Funktion setzte sie es durch, selbst mit einer Delegation in das verwüstete Bürgerkriegsgebiet zu reisen, um die massiven Menschenrechtsverletzungen, besonders an Frauen, zu untersuchen. „Der Mensch ist zu vielem fähig, aber was ich in Bunia gesehen habe, war inakzeptabel”, erinnert sich die Anwältin. „Ich kehrte mit einem schriftlichen Bericht nach Kinshasa zurück, und wegen dieses Berichts wurde ich mit dem Tod bedroht. Deshalb verließ ich die Demokratische Republik Kongo und landete im Vereinigten Königreich.”

Die Rektorin als junge Frau
Die Rektorin als junge Frau

Dort zeigte sich, dass ihr Studium und ihre Anwaltszulassung wenig wert waren, weil sie sie auf Französisch und im Kongo abgelegt hatte. Sie habe neu anfangen müssen, so die Juristin. Allerdings: anderen Migranten aus Afrika ging es in Großbritannien noch weitaus schlechter, „sie wussten ihre Geschichten nicht zu erzählen”, so drückt es Debora Kayembe aus. Also beschloss sie kurzerhand, Dolmetscherin zu werden und auf diese Weise die ungerechte Behandlung von Fremden im Vereinigten Königreich mit ihren Mitteln zu bekämpfen. „Der Vorteil war, dass ich genug Geld verdienen konnte, um meine Karriere als Anwalt in Großbritannien wieder aufzunehmen.” Nach sechs Jahren war diese Ziel erreicht, der Internationale Strafgerichtshof ließ die Kongolesin als Anwältin für Kriegsopfer zu, allerdings wurde ihre Qualifikation als Anwältin im Vereinigten Königreich zunächst nicht anerkannt. Anders in Schottland, das eigenständige Gesetze hat. Also übersiedelte Debora Kayembe mit ihren beiden kleinen Töchtern 2011 nach Edinburgh.

„Sie werden zur Zielscheibe, weil sie nicht in Großbritannien geboren sind oder weil sie nicht in Großbritannien studiert haben“

„Mit meiner langjährigen Erfahrung als Dolmetscherin war ich in Schottland sehr gefragt. Ich habe also finanziell nicht gelitten. Trotzdem wollte ich meine Tätigkeit als Menschenrechtsanwalt fortsetzen und auch meine Geschichte als Flüchtling teilen, um die Ungleichheiten und den Rassismus anzuprangern, die im britischen System existieren.” Der Weg dorthin führte über den Nationalen Flüchtlingsrat in Schottland, dem die kongolesische Juristin als Freiwillige beitrat. Sie arbeitete dort unentgeltlich – aber nicht umsonst. „Dort entdeckte der Rat mich oder entdeckte vielmehr die Realitäten, die Einwanderer und Flüchtlinge in Großbritannien erleben. Ich fing an, Gesetze und Programme zu kritisieren, die ungünstig sind für Menschen, die aus einem anderen Land kommen. Sie werden zur Zielscheibe, weil sie nicht in Großbritannien geboren sind oder weil sie nicht in Großbritannien studiert haben.” Dieses lauter werdende Engagement, sagt Kayembe durchaus selbstbewusst, habe die Aufmerksamkeit großer Organisationen in Schottland auf sich gezogen.

So sprach sie im schottischen Parlament, und die Schottische Nationalakademie ernannte sie zum Mitglied – als erste Frau, als erste Nicht-Weiße, als erste Person aus Afrika.

Ob sie selbst auch dann noch Rassismus ausgesetzt war? Ein klares Ja. Debora Kayembe erinnert sich gut daran, dass ihr während des globalen Aufstands gegen Rassismus nach dem Tod des US-Amerikaners George Floyd die Autoreifen aufgestochen wurden. Und nach ihrer Wahl zur Universitätsrektorin beleidigten Trolle sie als „Blutegel” und „Affe”.

„Vergeltet nicht Böses mit Bösem“

Gefragt nach der wichtigsten Botschaft, die sie Opfern von Rassismus mitgeben möchte, antwortet Debora Kayembe mit einer christlichen Grundhaltung: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem. Es liegt eine Kraft in der Vergebung. Das Kennenlernen der Menschen, die Sie verfolgen, gibt Ihnen den Kontext der Situation, in der Sie sich befinden. Seien Sie auch tolerant gegenüber denen, die Sie beurteilen. Fördern Sie den Dialog mit diesen Menschen. Es gibt immer einen Grund für diese Ungerechtigkeiten. Versuchen Sie immer, die positive Seite zu sehen. Die Zukunft hält immer viel für uns bereit.”

(vatican news)

 

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01. März 2021, 11:53