Lima, Peru: Bei einer Kundgebung zugunsten des rechtsgerichteten Präsidentschaftskandidaten Rafael Lopez Aliaga Lima, Peru: Bei einer Kundgebung zugunsten des rechtsgerichteten Präsidentschaftskandidaten Rafael Lopez Aliaga 

Peru: Bischöfe präsentieren fünf Kriterien für eine gute Wahl

Am 11. April wählt Peru einen neuen Präsidenten. In der unübersichtlichen Lage mit mehreren Kandidaten, von denen in den Umfragen keiner auf mehr als 15 Prozent Wahlstimmen kommt, hat die peruanische Bischofskonferenz fünf Leitkriterien formuliert, die als Orientierung „für eine bewusste und informierte Wahl“ dienen sollen.

Zunächst sollten die Bürger und Bürgerinnen Perus auf die Integrität der Kandidaten achten, empfehlen die Bischöfe. Das neue Staatsoberhaupt sollte „ein anständiger und transparenter Mensch sein, der seine Gegner respektiert“, Korruption bekämpft und Versprechen hält, heißt es in der Mitteilung der Sozialkommission der Bischofskonferenz. Zudem sollte der neue Präsident auf das Gemeinwohl aller im Land achten, auch der Indigenen und der Armen, und auf den Schutz des Lebens und der Schöpfung drängen.

Insbesondere brauche Peru ein Staatsoberhaupt, das „die Natur, insbesondere unseren Amazonas, respektiert und respektieren lässt und gegen Umweltbelastungen und globale Erwärmung kämpft“, so die Empfehlung. Die indigenen Völker Perus benötigten „eine öffentliche Politik, die sich um ihre natürlichen Ressourcen kümmert“.

Wer das Spitzenamt im Staat erringt, solle darüber hinaus Regierungspläne vorlegen, die inklusiv und interkulturell sind, die Gleichheit zwischen Frauen und Männern suchen, die Wissenschaft fördern und indigenes Wissen achten, so die Position der Bischöfe.

Politische Krise im Herbst 2020

Die Wahlen am 11. April finden in einem schwierigen Rahmen statt: Peru steckt seit den Präsidentschafts-und Parlamentswahlen 2016 in einem tiefen Konflikt zwischen Exekutive und Legislative. Im November 2020 stimmte der Kongress schließlich in einer historischen Entscheidung dafür, den Staatschef Martin Vizcarra seines Amtes zu entheben. Die Entscheidung war sowohl auf Korruptionsvorwürfe gegen den Präsidenten als auch auf interne Spaltungen im Parlament zurückzuführen. Innerhalb weniger Tage sah das Land zwei weitere Präsidenten im Amt: Manuel Merino, der nach öffentlichen Protesten zurücktrat, und Francisco Sagasti, der derzeitige Interimsstaatschef.

Im Dezember letzten Jahres erlebte auch Peru auch einen Aufstand von Landarbeitern, der zu gewaltsamen Zusammenstößen mit mehreren Todesopfern führte. Der Aufstand begann in der Region Ica, einem Gebiet von etwa 117.000 Hektar, das 65 Prozent der nationalen Agrarexporte ausmacht und durch starke Ausbeutung, Unsicherheit und Rechtlosigkeit gekennzeichnet ist. In dieser Lage appellierten die peruanischen Bischöfe an den Kongress, gerechtere Gesetze zu entwickeln, die eine Beschäftigung zu menschenwürdigen Arbeitsbedingungen und Löhnen in der Landwirtschaft fördert.

Keine klaren Favoriten 

Einer der Spitzenreiter in den Wahlumfragen ist der Ex-Profifußballer George Forsyth Sommer. Der 38-Jährige stand in seiner Karriere unter anderem für Borussia Dortmund im Tor und hat dank seiner deutschen Mutter einen deutschen Pass. Als Bezirksbürgermeister eines Stadtteils der Hauptstadt Lima griff er hart gegen informelle Straßenhändler durch und stand für eine harte Law-and-Order-Politik. Bei einer Fernseh-Wahldebatte der fünf Favoriten für das Präsidentschaftsamt vor einigen Tagen zu Themen wie Korruptionsbekämpfung, Pandemie und Sicherheit ging die progressive Kandidatin Verónika Mendoza als Siegerin hervor. Der ebenfalls als Favorit gehandelte Rechts-Kandidat Rafael López Aliaga blieb der öffentlichen Debatte fern. 

Neben den Präsidentschaftswahlen finden am 11. April in Peru auch Parlaments- und Andenparlamentswahlen statt. 

(vatican news- gs)

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29. März 2021, 13:46