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Indonesische Polizisten bei einer Razzia nach dem Bombenattantat vom Palmsonntag Indonesische Polizisten bei einer Razzia nach dem Bombenattantat vom Palmsonntag 

Nach Anschlag in Indonesien: Angst der Christen wächst

Nach dem Palmsonntagsattentat auf die katholische Herz-Jesu-Kathedrale in Makassar, der Hauptstadt der indonesischen Provinz Südsulawesi, hat das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ gemahnt, die Christenverfolgung in Südostasien nicht zu unterschätzen.  

„Das Selbstmordattentat am Palmsonntag unterstreicht: Nach den militärischen Niederlagen des ,Islamischen Staates’ (IS) in Syrien und im Irak frisst sich der dschihadistische Terror weiter vorwärts in den asiatischen Raum. Südostasien ist ein häufig vergessener Brennpunkt der Christenverfolgung. Die Angst in der Region wächst“, erklärte der Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland, Florian Ripka in einer Pressemitteilung der Organisation am Montag.

Bei dem Bombenattentat vom Palmsonntag starben die mutmaßlichen Attentäter; mindestens 20 Menschen wurden verletzt. Die indonesische Polizei teilte wenige Stunden nach dem Anschlag mit, es gebe eine Verbindung der beiden mutmaßlichen Täter zur indonesischen Terrorgruppe „Jamaah Ansharut Daulah“ (JAD). Diese Gruppe soll neben anderen hinter Bombenanschlägen auf drei Kirchen und das Polizeipräsidium in Indonesiens zweigrößter Stadt Surabaya im Mai 2018 und dem Anschlag auf die Kathedrale im südphilippinischen Jolo im Januar 2019 stehen. Die JAD gilt als regionaler Ableger der Terrormiliz „Islamischer Staat“.

Bischofskonferenz mahnt zu Wachsamkeit

Die Indonesische Bischofskonferenz äußerte sich durch Bischof Yohanes Harun Yuwono aus Tanjunkarang zu dem Anschlag. Harun Yuwono ist Vorsitzender der Kommission für Ökumene und interreligiöse Angelegenheiten. „Der Selbstmordanschlag ist nicht nur eine tiefe Sorge für die Katholiken, sondern eine tiefe Sorge für ganz Indonesien“, schreibt der Bischof. Die Bevölkerung solle wachsam bleiben und sich nicht zu Gewalt hinreißen lassen. Man habe Vertrauen in die Sicherheitsbehörden. „Wir hoffen, dass der Anschlag die Beziehungen zwischen den religiösen Gruppen, die wir aufgebaut haben, nicht beschädigen oder schwächen wird“, erklärte Harun Yuwono.

Radikale Strömungen breiten sich aus

Nach Angaben des Berichts „Religionsfreiheit weltweit“ von „Kirche in Not“ sind rund 80 Prozent der 262 Millionen Indonesier Muslime, rund 12 Prozent sind Christen. Indonesien ist das größte muslimische Land der Erde, dennoch ist der Islam nicht Staatsreligion. Das Zusammenleben der Religionen galt weitgehend als friedlich, viele Muslime folgen moderaten sunnitischen Strömungen.

Zunehmend breiten sich laut dem Hilfswerk jedoch konservative und teilweise gewaltbereite islamistische Strömungen aus. Religiöse Minderheiten leiden unter verschiedenen Formen von Diskriminierung, zum Beispiel beim Bau von Gotteshäusern. International bekannt wurde der Fall des ehemaligen Gouverneurs der Hauptstadt Jakarta, des chinesisch-stämmigen Christen Basuki Tjahaja Purnama, genannt Ahok. Er wurde im Jahr 2017 wegen angebliches blasphemischer Äußerungen im Wahlkampf zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Auch gab es Anschläge auf christliche Kirchen und buddhistische Tempel.

(pm – sst) 

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29. März 2021, 13:07