US-Panzer patroullieren am Samstag in der syrischen Provinz Hassakeh US-Panzer patroullieren am Samstag in der syrischen Provinz Hassakeh 

Syrien: Die grausamste Tragödie seit dem Zweiten Weltkrieg

Als „grausamste Tragödie, die die Welt seit dem Zweiten Weltkrieg je gesehen hat“, bezeichnet Samir Nassar, maronitischer Erzbischof von Damaskus, den Syrienkrieg.

„Und nach dem Ende der Gewalt ist nun ein harter Wirtschaftskrieg im Gange, der alle Hoffnung erstickt und das Leiden der einfachen Menschen verdoppelt“, schreibt der Erzbischof laut dem vatikanischen Nachrichtendienst Fides in seiner aktuellen Botschaft zur Fastenzeit. Sie beginnt im liturgischen Kalender der maronitischen Kirche an diesem Montag.

Der maronitische Erzbischof nennt in seinem Fastenbrief Zahlen zum Syrienkrieg, die höher liegen als alles, was bisher dazu veröffentlicht wurde. Er spricht von „950.000 Toten, die unsere Familien in Schmerz stürzten und sie destabilisierten“, und erinnert an mehr als „200.000 Vermisste, darunter zwei Bischöfe und vier Priester, ein Albtraum für Angehörigie und Freunde, die das Schicksal ihrer Lieben nicht kennen“.

Papst Franziskus vor einem Jahr mit Kirchenführern aus dem Nahen Osten
Papst Franziskus vor einem Jahr mit Kirchenführern aus dem Nahen Osten

Bittere Worte über Sanktionen

Außerdem „gibt es 13 Millionen Flüchtlinge, 95.000 schwer Kriegsversehrte, die unter physischen und psychologischen Folgen leiden; zweieinhalb Millionen Häuser wurden zerstört oder dem Erdboden gleichgemacht, und die Trümmer geben den Städten das Aussehen toter Städte“.

Scharf ins Gericht geht Nasser mit den internationalen Wirtschaftssanktionen, die „besonders die schwächsten Menschen ersticken, die auch der Unterstützung von Freunden und Verwandten im Ausland entbehren müssen“. Der Zusammenbruch der lokalen Währung, die grassierende Inflation und Covid-19 erledigten den Rest, fügt der Erzbischof hinzu.

Kirche arbeitet auch in trostloser Lage weiter

In dieser Trostlosigkeit setze die Kirche in Syrien aber ihren Weg und ihre Arbeit in den Bereichen Gesundheit und Bildung fort, sie begleite Familien und unterstütze die Schwächsten, schreibt der Bischof. Und er betont: „Auch wenn die Welt Syrien vergisst, schaut der Herr auf uns und lässt das Boot nicht sinken“.

Die Maronitische Kirche ist mit bis zu 3,3 Millionen Gläubigen die größte katholische Orient-Kirche. Sie ist auch insofern eine Ausnahme, als dass es sie nur in ihrer katholischen Form gibt: Es gibt keine orthodoxe, von Rom getrennte, maronitische Schwesterkirche. Zwischen 1,2 und 1,4 Millionen Maroniten leben im Libanon, wo die Kirche ein bedeutender gesellschaftlicher und politischer Faktor ist. Im Libanon befindet sich auch der Sitz der maronitischen Patriarchen Kardinal Bechara Boutros Rai. Die maronitische Erzdiözese Damaskus zählt nach offiziellen Angaben 15.000 Gläubige.

(kap – sk)
 

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14. Februar 2021, 12:36