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Bei einer Palmsonntagsprozession im Irak (Archivbild) Bei einer Palmsonntagsprozession im Irak (Archivbild) 

Irak: „Papstbesuch ist eine Art Medizin“

Bei seinem Besuch im Irak vom 5.-8. März will der Papst auch ein kleines christliches Städtchen besuchen, das so einiges mitgemacht hat. Der Besuch des Papstes ist „eine Art Medizin“, sagt der Pfarrer von Karakosch. Radio Vatikan sprach mit Pater Georges Jahola.

Michele Raviart und Anne Preckel - Vatikanstadt

Erst in der Nacht auf Dienstag war es im nahen Erbil, der Hauptstadt der Kurdenregion im Norden des Irak, zu einem Raketenangriff gekommen. Die Geschosse gingen zwischen dem Flughafengelände und dem Stützpunkt der US-geführten internationalen Koalitionstruppen in Erbil nieder; ein ziviler Bauunternehmer starb, weitere Personen wurden verletzt. Zu dem Angriff bekannte sich die pro-iranische Miliz Saray Awliya al-Dam, „Die Wächter der Blutbrigaden“.

„Das Land braucht dringend Worte der Hoffnung, um eine Zukunft des Friedens und des Zusammenlebens aufzubauen, die auf der Achtung der Rechte und der Gerechtigkeit beruht“, kommentierte der chaldäische Erzbischof von Erbil, Bashar Matti Warda, gegenüber Sir den Raketenangriff.
„Der Irak braucht andere Botschaften als Raketen oder Angriffe. Die Worte unserer Zukunft müssen Versöhnung, Koexistenz, Respekt für die Rechte sein. Wir müssen aus diesem Tunnel der Gewalt und der Anschläge herauskommen, deshalb wird der Besuch des Papstes immer wichtiger für unser ganzes Land. Und nicht nur für den Irak, sondern auch für die ganze Region des Nahen Ostens!“

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Ein Heilmittel, eine Medizin

Die christliche Gemeinschaft von Karakosch, der Franziskus am 7. März einen Besuch abstatten will, befindet sich nach dem Ende der langen Besatzung durch den Islamischen Staat erst noch im Wiederaufbau. Christen haben in hier Gewalt und Vertreibung erlebt, Attacken wie die vom Dienstag zeigen, dass der Krieg nach wie vor eine Bedrohung darstellt. In diesem Kontext empfindet auch die Gemeinde den Papstbesuch umso mehr als Hoffnungszeichen, wie Pfarrer Jahola betont:

„Sicherlich ist der Besuch des Papstes bei uns wie ein Heilmittel für die Ereignisse, die vorher stattgefunden haben: wo Gewalt war, kommt heute Frieden, kommt eine Autorität, die sowohl zum politischen als auch zum kirchlichen Umfeld spricht. Und wir brauchen das. So ist das Kommen des Papstes für uns eine Art Medizin: Mit ihm hier werden wir sicher in der Lage sein, seine Botschaft in der Tiefe zu verstehen.“

Die Christen bereiteten sich „in einfacher Weise“ auf den Papstbesuch vor, erzählt Pater Jahola, der einer der örtlichen Organisatoren der Papstreise ist:

„So wie Papst Franziskus einfach ist in seiner Beziehung zu den Menschen, aber mit viel Ernsthaftigkeit. Gerade gestern hatten wir ein Treffen von jungen Leuten, die Lieder für den Papstbesuch einüben und die sich geistig darauf vorbereiten, ihn zu empfangen. Wir bereiten auch die Kirche vor, weil sie zerstört und niedergebrannt wurde. Die Restaurierung hat vor einigen Monaten begonnen und wir befinden uns in der letzten Phase der Arbeiten, die auch den Innenraum betreffen.“

Kirche im Wiederaufbau

Papst Franziskus will in Karakosch in der Kirche der Unbefleckten Empfängnis einkehren, die Dschihadisten zerstörten. Der Wiederaufbau, der fast abgeschlossen ist, bedeutet den Christen viel:

„Es ist ein Zeichen für die Zähigkeit, die wir haben, und für die Zähigkeit der Kirche in der ganzen Welt. Eine Gemeinde zu unterstützen, die schwer getroffen ist, sogar ein Gebäude zu restaurieren, ist ein sehr wichtiges und bedeutsames Zeichen, denn sicherlich wurde diese Kirche absichtlich niedergebrannt, um diesem Volk eine Botschaft zu geben: ,Ihr dürft nicht hier bleiben‘. Mit dem Heiligen Vater hierher zurückzukehren, bedeutet viel und stärkt unsere Existenz, es bedeutet eine Rückkehr zu den Wurzeln unserer Geschichte und unseres Glaubens, und es sagt uns, dass die Weltkirche, vertreten durch den Heiligen Vater, mit uns ist.“

Friedliches Zusammenleben in Karakosch

Immer wieder wird der Irak von Anschlägen erschüttert. Ein doppelter Selbstmordanschlag auf dem Tayaran-Platz im Zentrum Bagdads hatte am 21. Januar Dutzende Tote und etwa 100 Verletzte gefordert. In Erbil war es im Januar 2020 zu einem Angriff auf den Flughafen gekommen, wenige Tage nachdem der iranische General Qasem Soleimani auf dem Flughafen von Bagdad getötet worden war.

In Karakosch selbst sei die Lage derzeit ruhig, berichtet Pater Georges Jahola im Interview mit Radio Vatikan. Seit die Stadt am 23. Oktober 2016 vom Islamischen Staat befreit wurde, habe es keine Gewalt mehr gegeben, so dass die Christen in ihre Häuser zurückkehren konnten.

„Das Klima hier ist sehr ruhig und friedlich, weil wir als Christen in der Stadt in der Mehrheit sind und wir säen, was wir haben, also überwiegen die positiven Dinge. Auch wenn der Besuch des Papstes in Karakosch stattfindet, wo die meisten Gläubigen syrische Katholiken sind, laden wir die gesamte Ebene von Ninive ein, an diesem Ereignis teilzunehmen. Also die Christen aller Dörfer, aller Kirchen, die es gibt: Orthodoxe, Katholiken, Chaldäer... Alle sind eingeladen, hier teilzunehmen und sich mit uns über diesen Moment zu freuen.“

Das Besuchsprogramm des Papstes für den 7. März sieht neben der Station in Karakosch ein Gebet für die Kriegsopfer am Hosh al-Bieaa (Kirchplatz) in Mossul und eine Messe im „Franso Hariri“-Stadion in Erbil vor.

(vatican news/sir – pr)
 

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17. Februar 2021, 12:46