Flüchtlinge aus Venezuela stehen vor dem Eingang eines Lagers in Brasilien Schlange Flüchtlinge aus Venezuela stehen vor dem Eingang eines Lagers in Brasilien Schlange 

Venezuela: Heftige Vorwürfe gegen das Regime

Die Bischöfe haben zum Abschluss ihrer (virtuellen) Vollversammlung einen Hirtenbrief veröffentlicht, der einer Klageschrift gegen das Regime von Präsident Nicolás Maduro gleichkommt. Sie erklären außerdem, dass sie die jüngsten Parlamentswahlen nicht anerkennen. Maduro war es mit den Wahlen gelungen, der Opposition ihre Hochburg, das Parlament, zu entwinden.

In ihrem 12-Punkte-Hirtenbrief fordern die Bischöfe das Regime auf, durch einen „mutigen Akt“ einen Übergang zur Demokratie einzuleiten und unter der Aufsicht internationaler Beobachter wirklich freie Wahlen zuzulassen. Bei den Parlamentswahlen vom 6. Dezember sei es zu „ernsten Unregelmäßigkeiten“ gekommen, und das Ergebnis „gibt nicht den Willen des Volkes wieder“. Dementsprechend besitze das neue Parlament „kein demokratisches Fundament“.

Venezuela leidet nach Diagnose der Bischöfe „unter den furchtbaren Konsequenzen eines wirtschaftlichen Modells, das von einem kommunistischen Regime aufoktroyiert worden ist und zur Verarmung aller, vor allem der ohnehin schon Armen, geführt hat“. Niemand anderes als die Regierung sei für die „ausgesprochen ernste Lage“ des Landes verantwortlich; sie führe die Nation in den „Ruin“.

 „Wirtschafts- und Sozialpolitik der Regierung ist krachend gescheitert“

Die Bischöfe erheben ihre Stimme auch gegen die Menschenrechtsverletzungen des Regimes. Eigentlich seien die Menschenrechte in der venezolanischen Verfassung garantiert, „doch sie werden von den Autoren dieser Verfassung selbst missachtet“. Die UNO und der Internationale Strafgerichtshof sprächen, wie die Bischöfe notieren, „von zahlreichen Fällen der Folter und Tötungen, für die nach diesen Quellen Beamte der derzeitigen Regierung verantwortlich sind“.

Mit Bitterkeit spricht der Hirtenbrief vom Niedergang Venezuelas in Sachen Lebensqualität, Bildungs- und Gesundheitswesen, von der galoppierenden Inflation und der Abwertung der Währung, die große Teile der Bevölkerung in die Armut getrieben habe. Viele Venezolaner hätten ihr Heil in der Emigration gesucht – doch statt beschützt zu werden, würden diese Migranten unterwegs von Polizei und Militär bedroht und belästigt. „Diese Migration ist der deutlichste Beweis dafür, dass die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Regierung krachend gescheitert ist“, so die Bischöfe.

Tag des Betens und Nachdenkens ausgerufen

Sie rufen das Regime dazu auf, „humanitäre Hilfe aus dem Ausland nicht politisch zu instrumentalisieren“. NGOs und humanitäre Verbände sollten im Land frei arbeiten können; dazu gehöre auch die Arbeit von Menschenrechtlern. Für den 2. Februar laden die Bischöfe alle Venezolaner zu einem landesweiten Tag des Betens und Nachdenkens ein: Er soll vor allem „einer friedlichen Lösung der Konflikte“ gewidmet sein.

(vatican news – sk)
 

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12. Januar 2021, 10:09