Beirut im Libanon Beirut im Libanon 

Libanon: Religionen rufen zu Regierung nationaler Einheit

Christliche und muslimische Religionsführer haben sich mit einem Aufruf an die Politik gewandt, Dialog zu führen und eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden.


„Hört auf, mit dem Schicksal der Nation zu spielen“, heißt es in dem Appell vom Mittwoch. Darin fordern die Christen- und Muslimen-Vertreter insbesondere „die sofortige Bildung einer Regierung mit nationaler Zielsetzung“. Diese dürfe weder „persönlichen und sektiererischen“ Interessen folgen noch einer Logik der „traditionellen Aufteilung des Kuchens zwischen den politischen Parteien“.

Angesichts der eskalierenden politischen, wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Krise im Libanon verlangsamten die politischen Grabenkämpfe jeden Versuch der Versöhnung, klagen die christlichen und muslimischen Vertreter weiter. Ein solches Verhalten stehe im Widerspruch zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Macht und der „Pflicht zur Loyalität“ gegenüber dem Volk.

Mit dem Aufruf vereinten die wichtigsten schiitischen und sunnitischen Führer des Libanon ihre Stimmen mit Christen im Land, berichtet Asianews. Der Appell sei zudem mit Zustimmung des maronitischen Patriarchen Kardinal Beschara Raï lanciert worden, so der Nachrichtendienst.

Politisches Unvermögen hat Krise verschlimmert

Der Maroniten-Patriarch hatte sich angesichts der schwierigen Regierungsbildung in den vergangenen Wochen ähnlich geäußert. Eindringlich wandte er sich dabei an Präsident Michel Aoun und den mit einer Regierungsbildung beauftragten Ministerpräsident Saad Hariri. 

„Habt ihr keine Furcht vor Gott, vor dem Volk, vor dem Gewissen und dem Urteil der Geschichte?“

Das Unvermögen der Politik, angesichts der Pattsituation im Land eine Regierung zu bilden, habe eine schwere Wirtschafts-, Sozial- und Gesundheitskrise heraufbeschworen, so Beschara Raï Anfang der Woche bei einer Predigt im Patriarchat in Bkerke. Menschen müssten „vor Schmerz klagen, hungern und an Armut und Krankheit sterben“ und vor den Banken erfolglos darum flehen, ihr Geld abheben zu dürfen. Ebenso seien die Grenzen des Libanons ungeschützt, Schmuggel und Korruption weitverbreitet, die Unabhängigkeit ausgesetzt und die nationale Souveränität gefährdet. Auch dass bereits die Hälfte der Bevölkerung arbeitslos sei und unterhalb der Armutsgrenze lebe, sei empörend. „Habt ihr keine Furcht vor Gott, vor dem Volk, vor dem Gewissen und dem Urteil der Geschichte?“, so Raï in Richtung Politik.

Keine Regierung seit dem 4. August

Infolge von Protesten nach der Explosion im Hafen von Beirut gibt es im Libanon seit dem 4. August 2021 keine Regierung mehr. Bislang konnte keine Einigung erzielt werden, die Verhandlungen erlitten um zuletzt sogar eher Rückschläge. Zu den Ursachen dafür zählen auch die institutionellen Spannungen zwischen dem zuständigen Ministerpräsidenten und Präsident Michel Aoun um die Ministerliste. Zuletzt hatte sich der Druck auf eine Regierungsbildung auch aus dem Ausland erhöht.

Papstbrief an Libanon

In einem Solidaritäts-Brief an den Libanon hatte Papst Franziskus an Weihnachten an die politischen und religiösen Führer des Libanon appelliert, über ihren Schatten zu springen und zum Wohl des Landes zusammenzuarbeiten.

(asianews/vatican news/kap – pr)

 

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28. Januar 2021, 11:40