Unterstützer des Präsidenten Faustin Archange Touadéra bei einer Wahlkampfveranstaltung im Stadion von Bangui Unterstützer des Präsidenten Faustin Archange Touadéra bei einer Wahlkampfveranstaltung im Stadion von Bangui 

Zentralafrikanische Republik: Spannungen zu Weihnachten

Aufgrund der für 27. Dezember geplanten Präsidentschaftswahlen ist die Lage im Land angespannt. UN-Blauhelme konnten Berichten nach den Einmarsch von Opposition und bewaffneten Rebellengruppen auf Bangui stoppen. Nach Angaben von Vertretern der Regierung und der Vereinten Nationen gelang es jedoch einer Rebellengruppe, die wichtige Stadt Bambari zu besetzen.

„Die Lage ist extrem instabil. Es scheint den UN-Truppen gelungen, den Marsch auf die Hauptstadt zu stoppen, aber wir wissen nicht, wie sich die Situation in den kommenden Tagen entwickeln wird“, sagte Aurelio Gazzera, Missionar in Baoro, dem vatikanischen Pressedienst Fides am Mittwoch. Die Mehrheit im Land sei gegen eine Verschiebung der Wahl; die Opposition jedoch dafür. „Wird gewählt? Im Moment ist die Unsicherheit groß“, so der Karmelit.

„Im Moment ist die Unsicherheit groß“

Die Bevölkerung fürchte weitere Gewalt, Plünderungen und Zerstörung: In Baoro seien viele Autoritäten bereits geflüchtet, die Menschen fühlten sich im Stich gelassen. Die Instabilität im Land gefährde auch die Wirtschaftslage, berichtet der Missionar. Da Hilfsgüter aus dem Ausland nicht mehr ankommen, drohen Preiserhöhungen und der Mangel existentieller Güter. Zu Weihnachten hofft er dennoch, den Menschen Hoffnung bringen zu können: „Ich will in einigen abgelegenen Dörfern die Messe feiern, ich weiß aber nicht ob ich durchgelassen werde. Wenn nicht würde mich das sehr schmerzen, denn ich möchte der Gemeinde nah sein und Ihnen die frohe Botschaft der Geburt Jesu bringen. Sie brauchen diese Botschaft, wir alle hier brauchen sie.“

„Wir alle hier brauchen die frohe Botschaft der Geburt Jesu“

Hintergrund

Seit 2012 schwelt in Zentralafrika ein ethnisch und religiös motivierter Bürgerkrieg. Die Sorge ist groß, dass der Urnengang am kommenden Sonntag die Gewalt erneut entfacht. Ex-Staatschef François Bozizé  wollte bei der Wahl am Sonntag gegen Präsident Faustin Archange Touadéra antreten und galt als dessen Hauptkonkurrent. Das Verfassungsgericht untersagte aber seine Kandidatur. Bozizé - der 2003 durch einen Putsch an die Macht kam - steht unter UN-Sanktionen unter anderem wegen der mutmaßlichen Unterstützung von Milizen. Ihm wird vorgeworfen, im Vorfeld der Wahlen am Sonntag gemeinsam mit Rebellen einen Putsch zu planen.

2015 reiste Papst Franziskus trotz Sicherheitsbedenken in das bürgerkriegsgeplagte Land, in dem sich laut UNHCR bis heute 1,3 Millionen Menschen auf der Flucht befinden.

(fides/diverse – sst)

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23. Dezember 2020, 11:26