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In Pakistan verschaffen sich islamistische Hardliner regelmäßig auf den Straßen Gehör; im Visier stehen oft religiöse Minderheiten, denen angebliche Blasphemie vorgeworfen wird. In Pakistan verschaffen sich islamistische Hardliner regelmäßig auf den Straßen Gehör; im Visier stehen oft religiöse Minderheiten, denen angebliche Blasphemie vorgeworfen wird.  (AFP or licensors)

Pakistan: Christ nach Blasphemie-Urteil wieder frei

„Heute ist ein elfjähriges Martyrium zu Ende gegangen.“ Mit diesen Worten hat der Generalsekretär der ökumenischen Hilfsorganisation „Christen in Not“, Elmar Kuhn, am Dienstag den Freispruch des pakistanischen Christen Imran Masih kommentiert.


Der Buchhändler aus Faisalabad war wegen angeblicher „Gotteslästerung“ zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden und saß seit Juli 2009 im Gefängnis. Im Rahmen eines Berufungsverfahrens kam er diesen Dienstag vor dem Obersten Gerichtshof von Lahore frei. Damit hob das Gericht das erstinstanzliche Urteil auf, wie der pakistanische Menschenrechtsanwalt Khalil Tahir Sandhu laut dem Fides-Dienst bestätigte.

Berufung wurde durch Spenden aus Österreich möglich

„Christen in Not“ hat den Fall von Anfang an betreut und konnte den Christen 2017 auch im Gefängnis besuchen. Imrans Familie habe wegen Morddrohungen aus ihrem Haus in den Untergrund fliehen müssen, berichtete die ökumenische Hilfsorganisation. Finanziell sei sie seitdem auf gelegentliche Tageslöhne und die Unterstützung von „Christen in Not“ angewiesen gewesen. Imrans Eltern verstarben beide zur Haftzeit und haben ihren Sohn nie mehr gesehen. Das Berufungsverfahren, in dem Imran freikam, wurde laut „Kirche in Not“ unter anderem durch Spenden aus Österreich möglich.

Strukturelle Ungerechtigkeit

„Es sind gute Nachrichten für die Gerechtigkeit, für die Christen, für das Land“, kommentierte Imrans Anwalt, Khalil Tahir Sandhu, das Gerichtsurteil. „Bitter“ sei allerdings, dass aufgrund der Verschiebung von Anhörungen – im Fall von Imran „mehr als 70 Mal“ – ein Unschuldiger zu Unrecht über zehn Jahre in Pakistan im Gefängnis habe sitzen müssen. „Wir müssen weiterhin auf allen Ebenen kämpfen, um dieses ungerechte Gesetz der Gotteslästerung zu ändern. Dieses Gesetz wurde zu lange missbraucht und Christen sind oft unschuldige Opfer!“ so der Anwalt.

Am Anfang stand ein Gerücht

Imrans muslimischer Nachbar hatte den damals Mitte 20-jährigen Buchhändler nach dem Verbrennen von Altpapier der Blasphemie beschuldigt. Er behauptete, Imran habe bei der Entrümpelungsaktion absichtlich Seiten des Koran verbrannt und Mohammed damit beleidigt und entehrt. Das Gerücht sei per Lautsprecher von den umliegenden Moscheen verbreitet worden, schildert „Kirche in Not“ Details. Kurz darauf hätten sich über 400 zornige Islamisten vor Imrans Haus versammelt; einige hätten Imran zusammengeschlagen. Noch am selben Tag sei der Christ festgesetzt und wenige Monate später zu lebenslanger Haft und einer Geldstrafe von 100.000 Pakistanischen Rupien (ca. 800 €) verurteilt worden.

(fides/kirche in not – pr)
 

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16. Dezember 2020, 12:22