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Irakische Christen bei einer Weihnachtsmesse in Bagdad Irakische Christen bei einer Weihnachtsmesse in Bagdad 

Weihnachten im Irak: Licht und Schatten

Es war ein Weihnachtsfest, das vor allem wegen der weltweit grassierenden Pandemie neben dem Licht der Frohen Botschaft auch Schatten zu verzeichnen hatte: so auch im Irak, wo in diesem Jahr Weihnachten zum ersten Mal ein offizieller Feiertag war, doch das meist ersehnte Geschenk eines dauerhaften Friedens lässt noch auf sich warten. Das betont der Weihbischof des Patriarchats von Babylon der Chaldäer, Shlemon Warduni. Papst Franziskus wird das Land aller Voraussicht nach vom kommenden 5. bis 8. März besuchen.

Weihbischof Warduni lädt in diesen Zeiten mehr als je zuvor zum Gebet ein und erinnert daran, dass Weihnachten die Zeit ist, in der der Blick auf das Jesuskind gerichtet sein muss, das der ganzen Welt Freude schenkt. Doch gerade der Irak habe nach Jahren der Unruhen und der Gewalt vor allem einen Wunsch: den nach einem authentischen Frieden. Ein Licht- und Hoffnungsschimmer sei auch in diesem Jahr die Rettung, die Jesus Christus uns gegeben habe, erinnert der Weihbischof von Bagdad: „Er ist Mensch geworden wie wir, und dafür müssen wir dem Herrn danken. Wir müssen den Herrn immer um Vergebung bitten. Aber auf der anderen Seite gibt es viele negative Dinge: Vor allen anderen der Coronavirus.“

Zum Nachhören - was Weihbischof Warduni von Weihnachten 2020 denkt

„Die Tatsache, dass es Menschen gibt, die den Krieg wollen, ist fürchterlich“

Doch hinzu komme auch die Tatsache, dass Menschen und ganze Nationen Kriege und Übel provozierten, von denen insbesondere der Irak besonders betroffen ist... „Es gibt einige Nationen, die vom Krieg sprechen, von den eigenen Interessen. Es gibt auch Parteien, die, anstatt die Nation aufzubauen, Ideologien konstruieren, die sich gegen den Menschen richten. Die Tatsache, dass es Menschen gibt, die den Krieg wollen, ist fürchterlich. Wir sind alle traurig über diese Nachrichten. Und bitten das Jesuskind, auf Fürsprache seiner Mutter, unserer Mutter, eine spezielle Gnade ins Herz aller Menschen zu setzen.“

Freiwillige bringen Weihnachtsgeschenke in die Zonen des nördlichen Iraks, die besonders unter der Besetzung durch den IS gelitten haben
Freiwillige bringen Weihnachtsgeschenke in die Zonen des nördlichen Iraks, die besonders unter der Besetzung durch den IS gelitten haben

Doch auch eine äußerst positive Nachricht habe das vergangene Jahr in petto gehabt, zeigt sich Weihbischof Warduni erfreut: nämlich die Nachricht, dass Papst Franziskus im ersten Drittel des neuen, kommenden Jahres in den Irak reisen wolle. Eine Reise, die dem Papst so wichtig ist, dass selbst die aktuelle Situation der Pandemie ihn nicht von deren Ankündigung abhalten konnte...

„Hoffen wir, dass diese Reise eine Gnade für alle sein wird. Nicht nur für den Irak, sondern für den gesamten Nahen Osten. Ich wundere mich oft darüber, dass der Herr dem Nahen Osten so viele schöne Dinge geschenkt hat. Und wir versuchen leider nicht, diese Gnaden richtig zu nutzen, die uns der Herr, der gute Gott, gegeben hat und immer noch gibt. Beten wir mit Hoffnung, denn wir sind Kinder der Hoffnung.“

„Wir alle hier, wenn wir von dem Besuch des Papstes sprechen, sprechen von der Hoffnung“

Und in der Hoffnung, dass die Reise des Papstes tatsächlich stattfinden kann, laufen auch die Vorbereitungen für den Besuch auf Hochtouren. Es handele sich dabei um eine Freude, die sich keineswegs auf die Christen im Land beschränke, unterstreicht Weihbischof Warduni: „Es ist eine freudige Sache, die Freude und Hoffnung in das Herz aller Iraker bringt: auch die Nichtchristen versuchen und bitten, dass dieser Besuch eine Hoffnung auf Freude, auf Frieden, für den gesamten Nahen Osten sein wird. Das, so denke ich, ist die Hoffnung die uns der Heilige Vater bringen wird. Wir alle hier, wenn wir von dem Besuch des Papstes sprechen, sprechen von der Hoffnung.“

Heiligabend in der Jungfrau-Maria-Kirche in Badgdad
Heiligabend in der Jungfrau-Maria-Kirche in Badgdad

Eine Hoffnung, die durch die Entscheidung des irakischen Parlaments, Weihnachten als offiziellen und dauerhaften Feiertag zu etablieren, neuen Aufwind erhalten hat: die Einrichtung des Feiertages war ein Wunsch, den die christliche Minderheit des Landes schon seit Langem gehegt und den Entscheidungsträgern vorgelegt hatte, unterstreicht der Weihbischof von Bagdad:

„Ich erinnere mich daran, wie wir zum Präsidenten und zum Premierminister gegangen sind. Immer haben wir darum gebeten, dass Weihnachten ein Feiertag sein könne. Und endlich hat der Herr die Gnade in die Herzen der Politiker von heute gelegt. Wir wollen, dass wir uns alle Gott, unserem Herrn, annähern, der den Menschen liebt und seinen Sohn geschickt hat, um allen Menschen das Leben zu schenken.“

[ Die Welt hat es nötig, .eins zu sein' ]

Doch diese Entscheidung sei nicht nur eine große Freude für die Christen, sondern auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg des interreligiösen Dialogs, weitet der Geistliche des mit Rom unierten chaldäischen Patriarchats von Babylon den Blick. „Dieser Dialog ist sicherlich eine Freude für alle, denn die Welt hat es nötig, ,eins zu sein'. Sie braucht diesen Dialog, und deshalb gilt es allen, wenn unsere Herzen so glücklich sind.“

Ein Glück und eine Freude, die sich hoffentlich auf das gesamte kommende Jahr erstrecken werde, nach einem 2020, das durch politische Unruhen und die Einschränkungen in Zusammenhang mit dem Coronavirus dem Irak besonders zu schaffen gemacht hatte... „Hoffen wir, dass 2021 eine große Gnade sein wird. Wir beten zum Herrn darum, dass er uns den Frieden geben und der Teufel uns verlassen möge. Wir wollen unseren Gott, der uns gerettet hat und gekommen ist, um das Leben für alle Menschen auf der Welt zu geben.“

(vatican news - cs)

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28. Dezember 2020, 10:47