Archäologen haben Überreste einer byzantinischen Kirche und eines  Ritualbads aus der Zeit Jesu in Gethsemane ausgegraben Archäologen haben Überreste einer byzantinischen Kirche und eines Ritualbads aus der Zeit Jesu in Gethsemane ausgegraben  (EPA)

Israel: Ritualbad aus der Zeit Jesu in Gethsemane entdeckt

Israelische Archäologen und Forscher des „Studium Biblicum Franciscanum" haben Reste einer byzantinischen Kirche sowie ein 2.000 Jahre altes jüdisches Ritualbad (Mikwe) im Garten Gethsemane am Fuß des Ölbergs in Jerusalem gefunden. Es soll sich um einen der ersten archäologischen Funde aus der Zeit des zweiten Tempels - der Zeit Jesu - in Gethsemane handeln.

Das berichtet die Katholische Nachrichten-Agentur KNA unter Berufung auf die israelische Antikenbehörde IAA. Gethsemane sei eines der wichtigsten Heiligtümer im Heiligen Land, sagte der oberste Hüter der katholischen heiligen Stätten im Heiligen Land, Franziskanerkustos Francesco Patton, am Montag. Die jüngsten Ausgrabungen bestätigten das hohe Alter des christlichen Gedächtnisses und der Tradition, die mit dem Ort verbunden sei.

Hintergrund der Grabungen sind Funde antiker Ruinen bei Infrastrukturarbeiten für ein Besucherzentrum und einen Tunnel zwischen dem Kidrontal und der modernen Kirche der Nationen. 

Franziskanerkustos Francesco Patton an der Ausgrasbungsstätte
Franziskanerkustos Francesco Patton an der Ausgrasbungsstätte

Bisher unbekannte Kirche 

Die Forscher fanden Überreste einer bisher unbekannten Kirche aus dem 6. Jahrhundert. Aufwändige Steinverzierungen verweisen den Angaben zufolge auf die Bedeutung des Baus. Unter anderem wurde eine griechische Inschrift im Kirchenboden gefunden. Experten entzifferten den Text „Für die Erinnerung und Ruhe der Liebenden Christi (Kreuz). Gott, der du das Opfer Abrahams empfangen hast, nimm das Opfer deiner Diener an und gib ihnen Vergebung der Sünden. (Kreuz) Amen". Die Nutzung der Kirche bis in die Omajjadenzeit (8. Jahrhundert) deute darauf hin, dass christliche Pilgerreisen nach Jerusalem auch unter muslimischer Herrschaft anhielten.

Ferner fanden die Forscher Überreste eines großen, mehrräumigen Gebäudes aus dem Mittelalter, das sie als Hospiz oder Kloster identifizierten. Zu der vermutlich unter ayyubidischer Herrschaft zerstörten Anlage gehörten ein ausgefeiltes Wassersystem sowie zwei große Zisternen.

Ritualbad spricht für landwirtschaftliche Aktivität

Der Fund eines Ritualbads ist den Forschern zufolge vermutlich eine Bestätigung des antiken Namens Gethsemane, Hebräisch „Gat Schemanim" (Ölpresse). Während die meisten Mikwen in Privathäusern oder öffentlichen Gebäuden gefunden wurden, habe es auch Freiluft-Ritualbäder in der Nähe von landwirtschaftlichen Einrichtungen und Gräbern gegeben. Die nun gefundene Mikwe deute auf landwirtschaftliche Aktivitäten vor 2.000 Jahren, mutmaßlich die Produktion von Öl oder Wein, die nach jüdischem Religionsrecht besonderen Reinheitsvorschriften unterliegt.

(kap/kna - sst)

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22. Dezember 2020, 11:17