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Economy of Francesco: „Effizienz und Fürsorge verbinden“

Wie lässt sich die Arbeitswelt gerechter gestalten? Wie lässt sich ethisch wirtschaften? Solche Fragen kommen bei der internationalen Nachhaltigkeits-Konferenz „The Economy of Francesco“ auf den Tisch, die ab diesem Donnerstag junge Unternehmerinnen und Wirtschaftsexperten aus der ganzen Welt virtuell an einen Tisch bringt. Die Italienerin Federica Nalli ist Koordinatorin des Panels „Wirtschaft ist weiblich“, bei dem es um den Beitrag von Frauen in der Wirtschaftswelt geht. In der Vorbereitungsphase der vom Papst initiierten Konferenz sei so mancher Missstand im Bereich der Arbeitswelt weltweit zutage getreten, berichtet sie gegenüber Radio Vatikan.

„Die Teilnehmerinnen kommen ja aus der ganzen Welt, aus Nord- und Südamerika, auch Afrika, Europa und Asien. Und sie haben alle hervorgehoben, dass es nicht allein um das Problem der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen geht. Sondern dass wirklich die Notwendigkeit besteht, ein organisatorisches Ethos in der Arbeitswelt aufzubauen, das die Teilnahme der Frauen an der Arbeitswelt sicherstellt. In Italien wurde etwa viel über Frauen-Quoten gesprochen. Die Wissenschaft sagt allerdings, dass davon vor allem nicht-und kinderlose Frauen profitieren. Das bedeutet, dass für viele Frauen Mutterschaft immer noch ein Stolperstein in der Berufswelt ist. Viele Organisationen und Unternehmen vor allem in Nordamerika bieten ihren Mitarbeiterinnen nicht ausreichenden Mutterschutz – in vielen Ländern besteht der nur aus ein, zwei Wochen…“

Zertifikat für Unternehmen

Lohngleichheit, Mutterschutz, flexibles Arbeiten – das sind nur einige der Punkte, an denen sich moderne Unternehmen und Arbeitsgeber weltweit heute messen lassen sollten, wenn sie sich mit Attributen wie „Nachhaltigkeit“ und „Mitarbeiterfreundlichkeit“ schmücken wollen. Ein konkretes Projekt der Arbeitsgruppe „Wirtschaft ist weiblich“ ist deshalb, ein „Zertifikationssystem“ für Unternehmen zu erarbeiten, die Geschlechtergerechtigkeit umsetzen wollen.

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Ein weiterer Ansatz zielt auf Bildung, so die Koordinatorin weiter. So seien in vielen Ländern der Welt Frauen immer noch benachteiligt, wenn es um den Umgang mit Finanzen und Technik gehe, vor allem in ländlichen Gebieten. Das habe auch mit Traditionen und Vorurteilen zu tun.

Chancengleichheit durch Bildung

„Wir wollen den Frauen hier helfen und ihnen etwa Grundwissen im Umgang mit Finanzen und Organisation vermitteln. Und das gemeinsam mit ihren Kindern, so dass die Kinder von klein an lernen, dass ihre Mütter arbeiten können, mit Geld umgehen können, den Computer benutzen. Zugleich möchten wir auch Prinzipien vermitteln, die der ,Wirtschaft von Franziskus‘ entsprechen, ein wirtschaftliches Bewusstsein, dass auf ethische Prinzipien antwortet.“

Um die Vision einer gerechten und nachhaltigen Wirtschaft umzusetzen, brauche es die Verbindung von Effizienz und Fürsorge, unterstreicht die Koordinatorin. Diese beiden Bereiche seien traditionell den beiden Geschlechtern zugeordnet worden – der Bereich der Produktion und Effizienz dem Mann und der des Hauses und der Fürsorge der Frau.

Effizienz und Fürsorge

„Diese Spaltung hat im Laufe der Jahrhunderte zu verschiedenen Formen von Ungerechtigkeit, aber auch zu Gewalt geführt. Heute ist es notwendig, diese beiden Welten zu vereinen. Das ist nicht allein eine Frage substanzieller Gerechtigkeit, sondern auch eine Frage der Beseitigung der Hindernisse, die Frauen an der Teilnahme an der Arbeitswelt hindern. Es geht zudem um Effizienz: Die ,Wirtschaft von Franziskus‘ ist eine Wirtschaft, die davon träumt, Effizienz mit ökologischer Nachhaltigkeit zu verbinden. Und es ist eine Wirtschaft, die alle Komponenten des Wohlergehens berücksichtigt, nicht nur die Profitmaximierung.“

Vatikantagung

Organisiert ist die Veranstaltung  vom Vatikan und dem Franziskaner-Konvent in Assisi. Als Begleitprogramm haben die Veranstalter bereits zur Zeit der Pandemie Onlinevideo-Seminare durchgeführt, bei denen namhafte Wissenschaftler und Experten zu Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen sprachen.

(vatican news – pr)
 

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18. November 2020, 12:23