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Fratelli tutti als Zeitungsbeilage Fratelli tutti als Zeitungsbeilage 

USA: Fratelli tutti als Kritik an Präsident Trump?

Führende US-Katholiken lesen in der päpstlichen Sozialenzyklika „Fratelli tutti" unter anderem eine Rüge an die Adresse von Präsident Donald Trump. Der Papst kritisiere „Übertreibung, Extremismus und Polarisierung", dies lasse sich auf die derzeitige US-Verwaltung münzen.

Dass Papst Franziskus klar nationalistische Tendenzen „und einwandererfeindlichen Populismus" verurteile, zielt nach Ansicht des Direktors der Gruppe „Faith in Public Life Action", John Gehring, auf Trumps Agenda unter dem Slogan „America First" ab.

Franziskus erwähnt an keiner Stelle seiner Enzyklika Trump oder die USA oder ein anderes Land. Allerdings kritisiere der Papst die Art und Weise, „wie Übertreibung, Extremismus und Polarisierung zu politischen Werkzeugen geworden sind", so Gehring.

Auch Ordensfrauen lesen Enzyklika als Trump-Kritik

Als Anklage gegen „zügellosen Individualismus, Rechthaberei und wirtschaftliche Ausbeutung" wertet die Direktorin der katholischen Organisation „Network", Schwester Simone Campbell, die Lehrschrift. Dies sei ein „moralisches Versagen" amerikanischer Führungspersönlichkeiten, welches „Katholiken nicht hinnehmen dürfen”, sagte die in den USA prominente Ordensfrau.

Trump scheine über die Spaltung in der US-Gesellschaft in Freund und Feind „ziemlich froh zu sein", sagte die Ethikerin der katholischen Marquette University in Milwaukee, Kate Ward. Genau das verurteile der Papst in „Fratelli tutti" eindeutig.

Papst prangert Todesstrafe an

Der katholische Kolumnist der „Washington Post", E.J. Dionne Jr., weist darauf hin, dass Franziskus in seinem Dokument zwar die Lehre der Kirche zum Lebensschutz bekräftigt, das Wort „Abtreibung" aber nicht wörtlich gebraucht. Dafür prangere der Papst in dem Dokument nicht weniger als zwölfmal die Todesstrafe an. Dies werde es „konservativen und rechten US-Katholiken viel schwerer machen, darauf zu bestehen, dass die einzig richtige Stimme eine für Trump ist", so Dionne.

Die USA befinden sich in der heißen Phase des Wahlkampfes um das Amt des Präsidenten. Die katholischen Gläubigen stellen inzwischen die größte Wählergruppe. Viele konservative Christen, nicht nur katholische, treffen ihre Wahlentscheidung aufgrund der Haltung des Kandidaten zum Thema Abtreibung und neigen in diesem Punkt zu Donald Trump. Der – katholische – Herausforderer Joe Biden setzt sich entgegen der Lehre der Kirche politisch für ein Recht auf Abtreibung ein.

Papst Franziskus' Sozialenzyklika „Fratelli tutti" wurde am Sonntag veröffentlicht. Die US-amerikanische Bischofskonferenz würdigte „Fratelli tutti“ als „Vision für die moralische Erneuerung von Politik und Wirtschaft von der lokalen bis zur globalen Ebene“.

(kna/vatican news – gs)

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08. Oktober 2020, 10:35