Vertreter der südsudanesischen Regierung und der Oppositionsbewegung SSOMA am Sitz von Sant'Egidio in Rom Vertreter der südsudanesischen Regierung und der Oppositionsbewegung SSOMA am Sitz von Sant'Egidio in Rom  

Gespräche in Rom machen Hoffnung auf Frieden im Südsudan

Regierung und Oppositionsbewegungen haben sich in Rom dank der Vermittlung der katholischen Gemeinschaft Sant‘Egidio auf einen Waffenstillstand und weitere Schritte geeinigt, die endlich andauernden Frieden im Südsudan schaffen sollen.

Marco Guerra und Stefanie Stahlhofen – Vatikanstadt

Vier Tage lang gab es Gespräche mit Vertretern von Regierung und Opposition aus dem Südsudan am Sitz von Sant‘Egidio in Rom. Am Ende stand eine gemeinsame Erklärung, die den Weg zu einem demokratischen Staat ebnen soll und alle Rebellengruppen in den Waffenstillstand einbezieht. Auch die Gruppen, die den Friedensvertrag von 2018 nicht unterzeichneten:

„Es wurde die Basis politischen Dialogs geschaffen, der auf Vertrauen basiert“

„Die Gespräche haben Hoffnung auf die Wiederaufnahme des politischen Dialogs gemacht, der aufgrund der Coronaviruspandemie abgebrochen war. Es gibt jetzt wieder Hoffnung, dass das Friedensabkommen auch mit den Gruppen, die bisher nicht unterzeichnet hatten, weiter gehen kann. Es wurde die Basis politischen Dialogs geschaffen, der auf Vertrauen basiert. Die Friedensgespräche sollen Ende November bei einem weiteren Treffen fortgesetzt werden“.

Zum Nachhören

Schnelle Waffenruhe und weitere Friedensgespräche im November

Das berichtete der Generalsekretär von Sant‘Egidio, Paolo Impagliazzo, gegenüber Radio Vatikan. Der Außenminister der Republik Südsudan Marial Benjamin Barnaba erinnerte daran, dass Papst Franziskus Regierung und Opposition des Südsudan gemahnt hatte, sich auf das zu konzentrieren, was eint und nicht auf das, was trennt. Barnaba äußerte nach den Friedensgesprächen in Rom die Hoffnung, dass es möglich sei, die Waffen bis Ende des Jahres 2020 schweigen zu lassen – so wie es übrigens auch die Afrikanische Union gefordert hatte. Die Waffenruhe ist jedoch nur ein erster – wenn auch bedeutender – Schritt auf dem Weg zum Frieden.

„„Ziel der Initiative von Sant‘Egidio in Rom ist es, alle an den Verhandlungstisch zu bringen“

„Ziel der Initiative von Sant‘Egidio in Rom ist es, alle an den Verhandlungstisch zu bringen – auch die, die das Friedensabkommen von 2018 nicht unterzeichnet haben. Noch gibt es verschiedene Fragen: Da ist etwa die Frage des Föderalismus, die Frage nach der Verfassung, die gemeinsam geschrieben werden soll, die Reform im Sicherheitssektor – es sind ganz viele Fragen aufgekommen", berichtet Paolo Impagliazzo von Sant'Egidio. Immer habe jedoch große Offenheit bei allen Seiten geherrscht. Sant‘Egidio organisiere jetzt zeitnah ein Treffen mit den Chefs von Regierung, Militär und Opposition, damit sie gemeinsam Details zum Respekt des Waffenstillstands vereinbaren können.

Für die Oppositionsbewegung SSOMA war General Thomas Cirillo Swaka in Rom. Er versicherte, dass auch die Gruppen, die das Friedensabkommen von 2018 nicht unterzeichneten, bereit seien, den Dialog weiter fortzusetzen, um dauerhaften Frieden im Südsudan zu erreichen. Er verwies zudem auf den Plan, eine professionelle nationale Armee zu gründen, die aus allen Gruppen des Landes rekrutiert wird.

Spaltungen überwinden

Paolo Impagliazzo von Sant‘Egidio betonte, dass bei den Friedensverhandlungen auch ethnische Spaltungen überwunden werden müssten. Es brauche Reformen des Sicherheitssektors, in der Armee und im Sozialbereich, damit im Südsudan möglichst keiner ausgeschlossen werde:

„Ich würde sagen, es ist ein politischer Dialog, damit Tribalismus und Rassismus bei Seite gelassen werden und ein Land aufgebaut werden kann, dass für alle ethnischen Gruppen im Südsudan so inklusiv wie nur möglich ist – und im Südsudan haben wir mehr als 64 verschiedene ethnische Gruppen.“

Hintergrund

Seit der Unabhängigkeitserklärung vom Juli 2011 ist im Südsudan nicht gelungen, den eigenen Staat in Frieden aufzubauen. Schnell kämpften die verschiedenen Bevölkerungsgruppen um Gebiete und Ressourcen, hunderttausende Menschen ließen bei den Kämpfen ihr Leben. Das 2018 getroffene Friedensabkommen ist brüchig. Seit Februar 2020 gibt es eine Regierung der nationalen Einheit, in der die Rivalen Präsident Salva Kiir und sein früherer Vizepräsident Riek Machar versuchen, zusammenzuarbeiten. Papst Franziskus hatte sie 2019 im Vatikan empfangen und eindringlich zu Frieden im Südsudan aufgerufen. Anfang Oktober 2020 trafen sich Delegationen der Regierung des Südsudans, der Opposition und aller Konfliktparteien in Rom am Sitz der Gemeinschaft Sant'Egidio. Dort war bereits im Januar dieses Jahres ein Fahrplan für Dialog und Versöhnung im Land vereinbart worden.

(vatican news – sst) 

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15. Oktober 2020, 11:07