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Theologe Weiß: Religion spielt in Trumps Politik enorme Rolle

„Ich werde der größte Präsident sein, den Gott jemals geschaffen hat.“ Viele werden diesen Satz schon vergessen haben, den Donald Trump vor seiner Wahl 2016 ins Weiße Haus ausgesprochen hat. Doch genau daran hat der Salzburger Religionswissenschaftler Andreas G. Weiß erinnert, um auf den hohen Stellenwert von Religion und Glaube im laufenden US-Wahlkampf hinzuweisen.

Wie der USA-Kenner im Interview der Wiener Kirchenzeitung „Der Sonntag“ (Ausgabe 1. November) einräumte, werde man nicht vollends klären können, was im Inneren Trumps vorgeht. „Das muss man aber auch nicht, um zu sehen, welche enorme Rolle Religion in seiner Politik einnimmt.“


Weiß ist Mitglied der „American Academy of Religion“und veröffentlichte 2019 das Buch „Trump. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“. Mit Blick auf die Biografie des US-Präsidenten konstatiert er, „dass der Glaube teilweise eine Rolle gespielt hat, in früheren Jahren auch der regelmäßige Kirchgang“. Mit seinen Eltern sei Trump lange Jahre in die presbyterianische „Marble Collegiate Church“ in Manhattan gegangen, nach dem Tod des mit ihm befreundeten Pastors sei „dieser praktizierte Glaube geschwunden“. Erst mit dem Wahlkampf 2016 sei die Religiosität Trumps wieder ein Thema geworden, erinnerte Weiß. „Und als man damals in der 'Marble Collegiate' nachgefragt hat, hat man dort auch ganz offen und ehrlich gesagt, man habe Donald Trump dort seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen.“ Freilich: Als Theologe nehme er selbst sehr davon Abstand, jemanden den Glauben abzusprechen, schränkte Weiß ein.

Jüngst bezeichnete sich Trump als offiziell konfessionslosen Christen und nahm damit Abstand von seiner Presbyterianischen Herkunftskirche. „Bei den Konfessionen macht er im Grunde keinen großen Unterschied - er sucht die Nähe zu allen christlichen Gruppierungen“, kommentierte dies der Salzburger Theologe. Trump zeige sich gerne an der Seite von katholischen Vertretern, aber auch neben anderen religiösen Autoritäten. Bei seinen deklarierten Lieblingsheiligen Mutter Teresa und Papst Johannes Paul II. kann sich Weiß - wie er sagte - gut vorstellen, dass diese beiden vor allem wegen ihrer großen Popularität einen Eindruck bei Trump hinterließen.

Generell finde sich auch im Bereich der Religion bei Trump immer die Zuspitzung auf seine eigene Person, resümierte Weiß. „Und ich glaube, das ist auch seine persönliche Meinung. Ich glaube, dass Donald Trump tatsächlich so von sich selbst überzeugt ist, dass er seine Politik auf eine unantastbare Ebene stellen möchte.“

US-Katholiken „innerlich sehr polarisiert“


Dass mit Joe Biden ein Katholik als Herausforderer Trumps antritt, darf laut dem Religionswissenschaftler nicht dahingehend überschätzt werden, dass der Demokrat auch die Stimmen der katholischen Wähler erhält. Die Katholiken bildeten heute eine der größten Kirchengruppierungen in den USA, seien jedoch „innerlich sehr polarisiert“. Weder Republikaner oder Demokraten könnten sich leisten, diese Wählergruppe zu unterschätzen. Biden bezeichne sich selbst als katholischen Gläubigen, vertrete aber eine liberale Haltung bezüglich Abtreibung, wonach jede Frau selbst entscheiden sollte, ob sie einen Schwangerschaftsabbruch durchführen will. „Das wird von politischen Gegnern natürlich auch benutzt, um seine katholische Identität infrage zu stellen“, so Weiß.

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28. Oktober 2020, 13:58