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Sant'Egidio im Einsatz auf Lesbos Sant'Egidio im Einsatz auf Lesbos 

Italien: Humanitärer Korridor für 300 Flüchtlinge aus Lesbos

Die katholische Basisgemeinschaft Sant'Egidio hat mit dem italienischen Staat ein Abkommen zur Einreise von 300 Flüchtlingen aus Griechenland unterzeichnet. Sie sollen vor allem von der Insel Lesbos kommen, wo das überfüllte Lager Moria niederbrannte. Es sei vor allem die Umsiedlung von Familien und einigen unbegleiteten Jugendlichen vorgesehen, teilte Sant‘Egidio nach der Unterzeichnung am Dienstagabend mit. Das Abkommen gelte zunächst 18 Monate.

Das Abkommen sei eine „erste italienische Antwort“ auf den Appell der Europäischen Union für eine Umverteilung von Flüchtlingen auf Lesbos und in ganz Griechenland, erklärte Sant‘Egidio.

„Die humanitären Korridore zeigen ein Gesicht Italiens, das mit anderen europäischen Ländern den Blick auf die Zukunft richtet und auf humanitäre Krisen mit einem Gespür für Humanität und mit Wegen der Integration antwortet" , kommentierte der Präsident der Gemeinschaft Sant'Egidio, Marco Impagliazzo, das Abkommen. 

„auf humanitäre Krisen mit einem Gespür für Humanität und mit Wegen der Integration antworten“



Aufnahme und Integration

Das Abkommen hat zwei Schwerpunkte: Aufnahme und Integration. Die Reise der Flüchtlinge nach Italien soll daher per humanitärem Korridor erfolgen – das heißt, auf legalem Weg und in Sicherheit. Außerdem soll nach der Ankunft eine sofortige Inklusion sowie soziale, kulturelle und sprachliche Förderung beginnen.  In Italien werden die Flüchtlinge von Mitgliedern der Gemeinschaft und Kirchengemeinden betreut.

Humanitärer Korridor in Frankreich geplant

Ähnliche Abkommen sind laut Sant‘Egidio in Frankreich geplant: Dort sollten weitere 500 Flüchtlinge mit diesem Modell aufgenommen werden, sagte Impagliazzo laut der katholischen Nachrichtenagentur KNA. 

In Italien hat Sant‘Egidio schon mehrfach ähnliche Abkommen mit der Regierung zur Aufnahme von Flüchtlingen geschlossen. Über die so genannten humanitäre Korridore nahmen die katholische und waldensische Kirche in Italien in den vergangenen Jahren so bisher mehr als 2.500 besonders gefährdete Flüchtlinge aus Syrien sowie Ostafrika und Libyen auf. Der Flug und die Betreuung werden hauptsächlich über Kirchenmittel und Spenden finanziert.

Kardinal Jean-Claude Hollerich, Präsident des Rates der europäischen Bischofskonferenzen COMECE, hatte nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf Lesbos erst jüngst wieder auf das gute Beispiel der von Sant´Egidio koordinierten humanitären Korridore verwiesen. „Wenn das arme Italien noch all diese Leute aufnehmen kann, verstehe ich nicht, wieso Länder, die von der Coronakrise weit weniger gebeutelt sind, nicht auch ihren Beitrag leisten können“, sagte Hollerich im Interview mit Radio Vatikan.

(pm/kna - sst)

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23. September 2020, 10:49