Imperialer Palast in Tokio (Symbolbild Japan) Imperialer Palast in Tokio (Symbolbild Japan) 

Japan: Orthodoxe Kirche feiert Jubiläen

Die orthodoxe Kirche von Japan begeht ein dreifaches Jubiläum: Den 150. Jahrestag ihrer Gründung und den 50. Jahrestag der Proklamation ihrer Autonomie und der Heiligsprechung des orthodoxen Apostels von Japan, Nikolai. Ein Bericht der Stiftung „Pro Oriente“ über eine autonome Kirche, die zum Moskauer Patriarchat gehört.

Aufgrund der Restriktionen wegen der Corona-Pandemie kann das Jubiläum nur in bescheidenem Ausmaß gefeiert werden. Erzbischof Seraphim (Noboru) von Sendai leitete eine nächtliche Vigilfeier in der orthodoxen Auferstehungskathedrale in Tokio, anderntags konzelebrierten Metropolit Daniel (Ikuo Nashiro), das Oberhaupt der japanischen Kirche, und Erzbischof Seraphim in der Kathedrale die Göttliche Liturgie.

Im Anschluss an die liturgische Feier wurde eine Grußbotschaft des Moskauer Patriarchen verlesen, in der Kyrill I. an die Ankunft des Heiligen Nikolai in Japan im Jahr 1861 erinnert. Nikolai wirkte damals in der Kirche am russischen Konsulat, aber seine missionarische Ausstrahlung zeigte bald Wirkung in der japanischen Gesellschaft. Das Aufblühen der orthodoxen Kirche in Japan stelle heute für die Gläubigen sowohl in Japan als auch in Russland eine Inspiration dar, stellte Kyrill I. fest. Daher habe er die Einladung zum Besuch Japans aus Anlass des dreifachen Jubiläums sehr gern angenommen. Leider hätten die Corona-Maßnahmen eine Verschiebung der Pastoralreise erforderlich gemacht.

Am Grab des Heiligen Nikolai auf dem Yanaka-Friedhof von Tokio wurde ein „Moleben“ (Gedenkgebet) gehalten. Auch dort konnten wegen der Restriktionen nur wenige Personen teilnehmen, praktisch nur Kleriker der orthodoxen Kirche.


Hintergrund


Der orthodoxe Glaube gelangte durch den Heiligen Nikolai (Iwan D. Kasatkin, 1836–1912) in das Land der aufgehenden Sonne. Im Jahre 1861 kam er als Priester in das russische Konsulat in Hakodate auf der japanischen Insel Hokkaido. Zu diesem Zeitpunkt war das Christentum in Japan noch immer (wie seit 1614 und bis 1873) verboten. In der Verbotszeit waren die japanischen Christen den härtesten Verfolgungen und Repressionen ausgesetzt. So mussten alle als Christen „verdächtige“ Personen etwa alljährlich bei den Bezirksverwaltungsbehörden zum „Efumi“, dem „Bildertreten“, erscheinen: Sie mussten auf Christus- oder Marienbilder treten, um anzuzeigen, dass sie nicht Christen seien.

Dennoch hielten sich vereinzelte christliche Gemeinden im Untergrund, die mit dem japanischen Begriff „Kakure kirishitan“ (geheime Christen) bezeichnet wurden. Trotz dieser Situation nahmen in Hakodate auch Japaner an den orthodoxen Gottesdiensten in der Kapelle des Konsulats teil. Im Jahre 1864 wurden dann die ersten Japaner orthodox getauft. 1870 wurde dann die orthodoxe Kirche in Japan offiziell errichtet.

Abgesehen von einigen kurzen Besuchen in seiner Heimat blieb der Heilige Nikolai Zeit seines Lebens - auch während des russisch-japanischen Krieges 1904/05 - in Japan. Es gelang ihm, überall in Japan den orthodoxen Glauben zu predigen. In Tokio entstand ab 1884 die Auferstehungskathedrale, die 1891 geweiht werden konnte. Der heilige Nikolai war in besonderer und vorbildlicher Weise Hirte seiner wachsenden Herde und von einem stetigen missionarischen Eifer erfüllt.

1886 gab es in Japan schon mehr als 10.000 orthodoxe Christen. Auch bei Nichtchristen genoss der spätere Heilige ein hohes Ansehen. So wurde die orthodoxe Kathedrale im Volksmund Nikolai-Do, das heißt „Haus des Nikolaus“, genannt. Der Heilige besaß ein gutes Sprachgefühl und erlernte die japanische Sprache. So übersetzte das er das Neue Testament, den Psalter, die liturgischen Gebete ins Japanische und schuf so die Grundlage für eine tiefe Verwurzelung der japanischen Christen im orthodoxen Glauben. 1970 wurde er heiliggesprochen und wegen seines missionarischen Wirken in Japan mit dem Titel eines „Apostelgleichen“ ausgezeichnet.

Die autonome orthodoxe Kirche von Japan ist in drei Diözesen gegliedert. Es existiert ein orthodoxes Priesterseminar und ein Mönchskloster in Tokio. Die orthodoxe Kirche gibt christliche Literatur heraus, die weit über den Bereich der orthodoxen Gläubigen hinaus Beachtung findet, ebenso wie die orthodoxe Kirchenzeitung „Seikyo Jiho“. Heute gehören zur orthodoxen Kirche in Japan mindestens 30.000 bis 40.000 Gläubige. 30 Priester und fünf Diakone betreuen etwa 150 orthodoxe Gemeinden, von denen sich die meisten auf der Nordinsel Hokkaido befinden.

(poi – pr)
 

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27. September 2020, 16:45