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Zentralafrikanische Republik: Zwischen Corona und Krieg

Eines der ärmsten Länder der Welt kämpft derzeit gleich an mehreren Fronten: Die Zentralafrikanische Republik hat nicht nur mit dem Coronavirus viele Probleme, auch die Konflikte in dem Land gehen weiter. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan der italienische Missionar Aurelio Gazzera, der seit Jahren in Zentralafrika tätig ist.

Mario Galgano - Vatikanstadt

In der Zentralafrikanischen Republik verbreitet sich Covid-19 rasch. Laut der Weltgesundheitsorganisation gibt es mindestens 4.641 Infizierte und 61 Tote. Aber das sei gar nicht die größte Sorge in dem armen Land, so Pater Gazzera.

„Die Sicherheitsfrage ist derzeit sehr prekär. Die Rebellengruppen schließen zum Teil sehr merkwürdige Bündnisse untereinander. Sie führen Gespräche, als ob es im Land nur darum ginge, wer das Sagen hat. Doch die Coronakrise hat an den Tag gebracht, wie schlecht das Gesundheitssystem ist... Darüber spricht allerdings keiner. Covid-19 ist ein Problem, aber nur eines unter vielen.“

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Unter diesen vielen Problemen seien vor allem auch andere Epidemien wie Malaria, Hunger oder Durchfall, die man in dem Land nicht in den Griff bekomme, so der Missionar.

Wie Italien vor der Renaissance

„Die Zentralafrikanische Republik erinnert mich an die Geschichte Italiens im 15. Jahrhundert, als sich ausländische Kräfte um die Macht und Kontrolle in dem Land stritten. Heute haben wir so etwas ähnliches auch hier. Es gibt hier in Zentralafrika so viele Naturressourcen - doch das führt dazu, dass sich Großmächte und Konzerne ihrer zu bemächtigen versuchen. Ich denke an Holz, Gold oder Diamanten, die hier reichlich vorhanden sind.“

Es herrsche weiterhin Krieg, weil zuviele Akteure von außen Interesse an Zentralafrika hätten, fügt der Karmelitermissionar an.

„In jüngster Zeit drängt sich immer mehr China nach vorne“

„Da wird wie beim Monopoly-Spiel darum gerungen, wer mehr Eigentum und Geld besitzt. Wir haben hier Mächte wie Frankreich, USA oder Russland, die sich darum bemühen, Kontrolle auszuüben. In jüngster Zeit drängt sich immer mehr China nach vorne. Aber auch die afrikanischen Nachbarländer spielen eine Rolle und wollen mitreden. Ich denke an den Sudan und Tschad, die große wirtschaftliche und geopolitische Interessen haben.“

Die katholische Kirche – und damit auch die Missionare – würden sich vor allem darum kümmern, dass es der Bevölkerung gut gehe, so Gazzera. So sei die Caritas eine der wenigen Einrichtungen im Land, die sich konkret und koordiniert um die Corona-Patienten kümmere und auch deren Familienangehörige versorge, erläutert der Missionar.

(vatican news)

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13. August 2020, 12:30