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Libanon: Patriarch Rai ruft zu Ende von Waffenverbreitung auf

Der maronitische Patriarch Kardinal Bechara Rai hat die libanesische Regierung aufgerufen, die Verbreitung von Waffen zu stoppen. „Alle Waffen müssen unter die Kontrolle der Armee und der politischen Entscheidung gebracht werden“, sagte er laut Bericht der Zeitung „Naharnet“ am Sonntag.

Die Entscheidung über Krieg und Frieden gehöre in die Verantwortung des Kabinetts und seiner Zweidrittelmehrheit, niemand sonst habe das Recht dazu, so der Kirchenführer.

Das staatliche Monopol über Waffen sei zudem Teil der „aktiven Neutralität“, die das Patriarchat als Kurs für den Libanon fordert. Das Patriarchat werde „nicht länger Einigungen und Verhandlungen auf Kosten der libanesischen Einheit akzeptieren“.

Aufruf von Präsident Aoun

Der libanesische Präsident Michel Aoun rief derweil dazu auf, das konfessionelle System des Libanon zu überwinden und das Land zu einem „Zivilstaat“ zu erklären. „Das gegenwärtige konfessionelle System ist nicht länger gültig und ist zu einem Hindernis auf dem Weg zu jedwedem Fortschritt oder Reform geworden“, sagte er am Sonntagabend in einer Fernsehbotschaft anlässlich des 100. Jahrestages der Ausrufung des Staates Großlibanon am 1. September 1920.

Der Beginn des zweiten Jahrhunderts des Libanon verlange einen offenen und ehrlichen Rückblick auf das erste Jahrhundert, das „mit Plagen, Krisen und Kriegen beladen“ war. Die jahrzehntelange Anhäufung dieser Krisen in Politik, Wirtschaft, Finanzen und Lebensunterhalt sei nun explodiert, so Aoun weiter. Damit sei die Zeit gekommen, eine neue Formel für die staatliche Ordnung zu finden. Der Übergang des Libanon vom herrschenden konfessionellen System zu einem modernen, säkularen Staat der Bürger werde das Land „vor den abscheulichen Hinterlassenschaften und Auswirkungen des Konfessionalismus retten“. Aoun rief alle geistlichen und politischen Führer zum Dialog auf, um ein „von allen akzeptiertes Format“ zu finden, das dann durch Änderungen in der Verfassung umzusetzen sei.

UNO prangert Lebensmittelkatastrophe an

Die Hälfte der libanesischen Bevölkerung droht nach Schätzung der UN-Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien (ESCWA) bis zum Jahresende nicht ausreichend mit Grundnahrungsmitteln versorgt zu sein. „Es sollten sofortige Maßnahmen ergriffen werden, um eine Lebensmittelkrise zu verhindern, etwa die Überwachung der Lebensmittelpreise zu intensivieren, den Höchstverkaufspreis zu gewährleisten und den Direktverkauf lokaler Produzenten an Verbraucher zu fördern“, sagte ESCWA-Geschäftsführerin Rola Daschti am Sonntag.

Die Situation im Libanon im Blick auf die Versorgungssicherheit bezeichnete die UN-Kommission als „alarmierend“. Der Libanon hänge extrem von Nahrungsmittelimporten ab, die durch die Zerstörung weiter Teile des Hafens von Beirut als Haupteinfuhrpunkt erschwert werden, so die ESCWA. Als krisenverschärfende Faktoren macht sie die Abwertung des libanesischen Pfunds um 78 Prozent, Einschränkungen durch Covid-19 sowie einen starken Anstieg von Armut und Arbeitslosenzahlen aus.

(kna – mg)

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31. August 2020, 10:42