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Irak: 45 Minuten mit der Regierung gesprochen

Der chaldäische Patriarch Louis Sako hat mit der Regierung über die Lage der Christen im Zweistromland gesprochen. Das berichtete der Kardinal im Anschluss im Interview mit Radio Vatikan.

Mario Galgano - Vatikanstadt

45 Minuten lang dauerte das Gespräch in Bagdad, so Sako. Die Regierungsvertreter hätten ihm versprochen, so rasch wie möglich „Reformen für das ganze Land“ einzuführen. „Man hat uns auch klar gesagt, dass die derzeitige Regierung die Präsenz der Christen im Irak als prioritäres Anliegen betrachtet. Ich habe mit Premierminister Mustafa Kadhimi die allgemeine Lage erläutert. Dabei habe ich erneut meinen Wunsch vorgebracht, einen Christen zu ernennen, der als Berater der Regierung in christlichen Angelegenheiten dienen könnte und Schwierigkeiten für die Christen bei der Regierung ansprechen könnte.“

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Der Premierminister habe daraufhin einen „unabhängigen Christen“ ernannt, mit dem Sako auch schon gesprochen habe. Es handle sich um einen Chaldäer. Allerdings sei dies nur ein erster Schritt, fügt Kardinal Sako an.

60 Prozent der Christen sind noch nicht zurückgekehrt

Nach Angaben des Patriarchen sind inzwischen rund vierzig Prozent der vertriebenen Christen in ihre Heimatstädte und ihre Dörfer zurückgekehrt. Die übrigen hätten es aufgrund mangelnden Vertrauens in eine stabile, sichere Zukunft vorgezogen, in die Diaspora zu ziehen oder in der Kurdenregion im Nordirak zu bleiben. Dazu sagt der Leiter der mit Rom unierten Kirche:

„In der Ninive-Ebene gibt es leider noch Milizen. Deshalb habe ich dem Premierminister gesagt, dass dies nicht normal ist. Da gibt es tiefe Wunden zwischen Christen und unseren Nachbarn, die den Christen ihre Dörfer regelrecht gestohlen haben. Es gab so viel Leid, Gewalt - und es war nicht nur der sogenannte Islamische Staat. Kadhimi hat versprochen, die irakische Armee dorthin zu schicken, damit die Christen wieder in Ruhe und Frieden dort leben könnten.“

Die Christen im Irak fühlten sich als Bürger zweiter Klasse, so Sako, weil die Gesetze und die Verfassung des Landes sie kaum berücksichtigten. Sie müssten ständig um ihre Rechte kämpfen, nichts sei für sie selbstverständlich.

„Wir sind nicht die Bösen“

„Es geht ja auch darum, dass das Reichtum der christlichen Kultur bewahrt bleibt. Da geht es nicht nur um die Kirchengebäude, sondern zum Beispiel auch um die Schulbildung im Land. Da muss den Kindern etwas Positives vermittelt werden. Wir Christen sind nicht die Bösen in diesem Land, auf die man Hass schüren soll. Wir sind auch sehr stark mit diesem Land verbunden!“

Bei diesen Beteuerungen denkt Sako auf die gerade bei Islamisten verbreitete Einstellung, dass die Christen eigentlich gar keine Iraker seien und mit den „Feinden des Landes“ zusammenarbeiteten. Dies sei eine falsche Einstellung, und damit müsse sich die Politik des Irak auseinandersetzen, fordert der Patriarch von Babylon.

(vatican news)

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13. August 2020, 12:58