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Nicolás Maduro Nicolás Maduro  

Venezuela: Regierung will Kirchen als Krankenhäuser nutzen

Kirchen als Krankenhäuser: Venezuelas sozialistischer Präsident Nicolas Maduro hat die katholische Kirche mit einem nicht abgestimmten Vorstoß im Fernsehen überrascht.

„Hoffentlich stellen sie ihre Einrichtungen zur Verfügung, einige dieser Kirchenvertreter, die Padre Numa kritisierten“, sagte Maduro. „Hoffentlich stellen sie ihre Einrichtungen zur Verfügung, damit sie Leute, die aus dem Ausland kommen, Landsleuten, eine christliche Behandlung, Solidarität und das Brot, das sie benötigen, geben.“



Rückkehr in katastrophale Bedingungen

Der Vorstoß hat eine Vorgeschichte: Vor ein paar Tagen wandten sich die venezolanischen Jesuiten an Maduro: Es sei die Verpflichtung des Staates, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, damit Venezolanern eine würdige Wiedereinreise in ihr Heimatland möglich sei. „Die Rückkehr unserer Landsleute ist ein Menschenrecht und in der Verfassung verankert“, schrieb die Ordensgemeinschaft in einem Offenen Brief. Doch Rückkehrer finden katastrophale Bedingungen vor, werden in Unterkünfte ohne ausreichend Trinkwasser, Lebensmittel und Medikamente gepfercht.

Von den vielen Millionen Schutzsuchenden, die das von staatlicher Repression und Armut heimgesuchte Land in den vergangenen Jahren verlassen haben, sind allein in den vergangenen Wochen rund 90.000 Venezolaner aus dem Nachbarland Kolumbien in ihre Heimat zurückgekehrt. Der Grund: Wegen der Corona-Pandemie brechen die informellen Arbeitsmärkte in der Region zusammen und da sich viele ohne gültige Aufenthaltspapiere in Kolumbien, Peru, Ecuador oder Brasilien aufhalten, fallen sie auch durch das Raster staatlicher Hilfsprogramme.



Klima des Hasses

Maduro bezichtigte die rechte Regierung des Nachbarlandes Kolumbien deshalb, gezielt an Covid-19 erkrankte Migranten ins Land zurückzuschicken, um ganz Venezuela zu infizieren. Ausgerechnet ein katholischer Jesuit setzte sogar noch einen drauf. Der regierungsnahe Jesuiten-Pater Numa Molina bezeichnete die Flüchtlinge als „Bioterroristen“. Via Twitter warnte er seine Landsleute vor den infizierten Heimkehrern, die über illegale Pfade einreisten und „die dein Leben in Gefahr bringen können“. Diese Aussagen sorgten für ein Klima der Ablehnung und des Hasses gegenüber den Heimkehrern.



Kirche reagiert irritiert

Venezuelas Kirche reagierte auf Maduros Vorstoß irritiert. Erzbischof Roberto Lückert Leon von Coro sagte, wenn Maduro die Hilfe der katholischen Kirche wünsche, solle er den Mut zu einem direkten Gespräch haben und nicht Ankündigungen über das Fernsehen verbreiten. Allerdings seien die Gotteshäuser von ihrer Infrastruktur her gar nicht in der Lage, Covid-19-Patienten aufzunehmen: Es gebe keine Waschräume, keine Toiletten oder Rückzugsräume für das medizinische Personal.



Ohnehin ist die katholische Kirche im Land eine der wenigen Institutionen, die überhaupt noch in der Lage sind, zu helfen. Die Caritas verteilt landesweit Lebensmittel und Medikamente - finanziert unter anderem durch kirchliche Spenden aus Europa und den USA.



Chaos statt Kontinuität



Angesichts der Massenflucht als Folge von Repression in den vergangenen Jahren waren die Zustände in den venezolanischen Krankenhäusern ohnehin schon katastrophal. Ärzte und Krankenpflegepersonal kritisierten das Gesundheitswesen scharf. Seit 20 Jahren wechseln fast im Jahresrhythmus die Politiker an der Spitze des Ministeriums und sorgen für Chaos statt Kontinuität. Lückert berichtet, es gebe in den Krankenhäusern Patienten, die seit Monaten auf Operationen warten. „Davon spricht Maduro nicht. Er sagt nichts davon, dass die Krankenhäuser und das medizinische Personal im Stich gelassen werden.“



Weil die Lage in den venezolanischen Krankenhäusern so unzureichend ist, startete Caritas Venezuela nun eine Spendenkampagne, um den Spitälern und dem Personal zu helfen. „Unter diesen Umständen ist es dringend, den Mitarbeitern des Gesundheitswesens zu helfen. Das ist fundamental im Kampf gegen die Pandemie“, sagte der Vorsitzende von Caritas Venezuela, Kardinal Baltazar Porras.

(kap - pr)
 

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28. Juli 2020, 15:44