Da war die Welt noch in Ordnung: am 14. November 2017 , krurz vor seiner Eröffnung, wird das Washingtoner "Museum of the Bible" den Medien vorgestellt Da war die Welt noch in Ordnung: am 14. November 2017 , krurz vor seiner Eröffnung, wird das Washingtoner "Museum of the Bible" den Medien vorgestellt 

USA: Weltgrößtes Bibelmuseum kämpft um seinen Ruf

Die Staatsanwaltschaft ist aktiv, das Renommee angeschlagen: Das weltweit größte Bibelmuseum in Washington hat seit seiner Eröffnung vor zweieinhalb Jahren so viele Skandale um Fälschungen und Raubkunst ausgelöst, dass die Justiz nun hart durchgreift. Die Bundesbehörden verordneten dem „Museum of the Bible“ die komplette Überprüfung jedes einzelnen der 40.000 Exponate.

Identifiziert werden sollen nicht nur Fälschungen, sondern vor allem potenzielle Raubkunst-Artefakte, die an ihre Herkunftsländer zurückgegeben werden sollen. Wissenschaftliche Experten fragen sich, warum dieser Schritt so lange auf sich warten ließ.

Auslöser ist eine Intervention der New Yorker Staatsanwaltschaft im Mai, die die Rückgabe der sogenannten „Gilgamesch-Traumtafel“ an den Irak anordnete. Die Tafel hatte sie schon Monate zuvor beschlagnahmt. Die 3.500 Jahre alte Tontafel stammt aus dem heutigen Irak. Sie gilt als eines der ältesten literarischen Werke. Steve Green, Vorstandsvorsitzender des Washingtoner Bibelmuseums und milliardenschwerer Besitzer der Bastelwaren-Kette „Hobby Lobby“, erwarb sie 2014 in einer privaten Versteigerung für knapp 1,7 Millionen Dollar. Ein Fall von Raubkunst, so die Staatsanwaltschaft. Verblüffend pragmatisch gibt sich der irakische Botschafter in den USA, Fareed Yasseen. Hätte das Bibelmuseum gefragt, wäre eine Ausstellung bestimmt möglich gewesen, sagt der Diplomat. Die Artefakte sollten möglichst vielen Menschen gezeigt werden. „Im Irak sehen sie nur sehr wenige“.

Green zeigte Exponate auch im Vatikan 

Green ist nicht nur Gründer, sondern auch Finanzier des für 500 Millionen Dollar errichteten Washingtoner Bibelmuseums. Darüber hinaus unterstützen er und seine Familie im großen Stil evangelikale Organisationen. 2014 hatte Green rund 200 seiner Bibel-Exponate für eine Ausstellung im Vatikan namens „Verbum Domini II" zur Verfügung gestellt. 

Bereits kurz nach der Öffnung des Washingtoner Bibelmuseums stellten Wissenschaftler die unbequeme Frage: Sind alle Exponate echt und wie kamen sie in den Besitz des Museums? Archäologen vermuten, dass die „Gilgamesch“-Keilschrifttafel aus dem irakischen Nationalmuseum stammt, das wie viele andere Museen 2003 beim Einmarsch der US-Truppen Plünderern zum Opfer fiel. Schon im Eröffnungsjahr schaltete sich das US-Justizministerium ein und ordnete nicht nur die Rückgabe von Tausenden Exponaten an die irakische Regierung an. Es verhängte im Rahmen eines Vergleichs auch noch ein Bußgeld von drei Millionen Dollar gegen das Museum.

Peinlich auch die Enttarnung von 16 Schriftrollen vom Toten Meer als Fälschung. Deutsche Wissenschaftler verweigerten 2018 den sogenannten „Qumran“-Schriftrollen das Echtheitszertifikat.

Einige Fehltritte

Green gesteht „einige Fehltritte“ beim Erwerb von Ausstellungsstücken ein. Im März kündigte er an, nur noch Exponate mit „zuverlässiger, dokumentierter Herkunft“ zu erwerben. Um aus den Negativschlagzeilen herauszukommen, haben sich Green und sein Kurator Jeffrey Kloha Hilfe von externen Wissenschaftlern geholt und darüber hinaus das Auktionshaus Christies verklagt, bei dem sie die „Gilgamesch-Tafel“ ersteigerten.

Steve Green spielt in der Fälschungs- und Raubkunstdebatte auch persönlich eine fragwürdige Rolle. US-Zöllner erwischten ihn 2017 bei der Einreise in die USA mit einer Bibel im Wert von einer Million Dollar im Gepäck, für die er keine Zollerklärung abgegeben hatte. Der Qumran-Schriftrollen-Experte der New York University, Lawrence Schiffman, meint, das Museum habe glaubwürdige Korrekturen unternommen. Neue Mitarbeiter und eine strengere Einkaufspolitik seien positive Zeichen.

(kna/vatican news-skr)

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09. Juli 2020, 11:37