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Eskalation in Korea: Kirche drängt weiter auf Frieden

Koreas Kirche drängt nach der letzten Eskalation zwischen Nord- und Südkorea weiter auf Frieden. Die Sprengung des gemeinsamen Verbindungsbüros von Kaesong durch das Regime in Pjöngjang am Dienstag sei auch ein Aufruf an die USA - das lässt der Bischof der südkoreanischen Diözese Daejeon, Lazarus You Heung-sik, im Interview mit Radio Vatikan durchblicken.

Andrea de Angelis und Anne Preckel - Vatikanstadt

Es war ein Symbol des Dialoges zwischen den beiden Koreas nach dem Tauwetter-Gipfel von 2018: das innerkoreanische Verbindungsbüro knapp nördlich der Grenze zwischen beiden Staaten. Am Dienstag hatte das nordkoreanische Regime das Gebäude in die Luft gejagt. Es war seit Januar aufgrund des Corona-Notstands geschlossen worden, jetzt ist es zerstört.

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In Korea erreichte Radio Vatikan den Bischof von Daejeon, Lazarus You Heung-sik. Er hat vor sechs Jahren den Papst in seinem Land empfangen und erinnert sich noch lebhaft an Franziskus’ Worte über Versöhnung: Geduld brauche es dafür, sagte damals der Papst. Vor Hintergrund der politischen Annäherung der beiden Koreas in den letzten Jahren ist der südkoreanische Kirchenmann nun traurig über die jüngste Entwicklung.

„Ich war sehr betrübt über die Ereignisse vom Dienstag. Unser Präsident hatte sich um einen dauerhaften Frieden auf der Halbinsel bemüht, und in den letzten Jahren wurden so viele Fortschritte erzielt“, so der Bischof.

Situation wieder verschlechtert

Das Verhältnis zwischen Nord- und Südkorea hatte sich seit dem hoffnungsvollen Auftakt des Gipfels von Singapur im Jahr 2018 wieder verschlechtert. Nordkorea warf den südkoreanischen Behörden zuletzt im Wesentlichen vor, die Verbreitung von Flugblättern mit Propaganda gegen Kim Jong-un entlang der Grenze nicht verhindert zu haben. Die Sprengung der Verbindungsbüros am Dienstag wurde schließlich als Unterbrechung aller Kommunikationsverbindungen zwischen Süd- und Nordkorea gewertet.

Gleichzeitig hängt der Angriff mit der schweren sozialen und wirtschaftlichen Lage zusammen, die der Norden durchlebt. Die Corona-Pandemie dürfte diese Situation, in dem sich das international isolierte und unter strengen Sanktionen leidende Land befindet, zusätzlich verschärft haben. Die Corona-Pandemie habe den Entwicklungsplänen des nordkoreanischen Machthabers einen Strich durch die Rechnung gemacht, erklärt Bischof Lazarus You Heung-sik:

„Kim-Jong un wollte dem Land mit seinem Fünfjahresprogramm eine starke Entwicklung geben, aber in den letzten Monaten hat sich die Situation wegen der Pandemie verschlechtert.“

Vor allem die Kooperation Südkoreas mit den USA ist Nordkorea ein Dorn im Auge. Südkorea habe „seinen Kopf in die Schlinge eines pro-amerikanischen Lakaientums“ gesteckt, formulierte dazu spitz die Schwester des nordkoreanischen Führers, Kim Yo-jong. Bei einem Gipfeltreffen mit US-Präsident Trump im Juni 2018 hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un eine vollständige Denuklearisierung Nordkoreas angekündigt und sich im Gegenzug erhofft, dass Wirtschaftssanktionen gegen sein Land abgebaut würden. Die Vereinbarung zeigte aber bis heute keine konkreten Ergebnisse.

Eine Lösung im Sinne des koreanischen Volkes

Mit Blick auf die schwere soziale und wirtschaftliche Lage in Nordkorea, die durch das Corona-Virus verschärft wird, würde sich Bischof Lazarus You Heung-sik eine Lösung im Sinne des koreanischen Volkes wünschen, das am meisten unter dieser Situation leidet.

„Es ist keine Wirtschaftshilfe eingetroffen. Jetzt bitte ich Amerika, die Beziehungen zwischen den beiden Koreas voranzubringen - die Interessen des koreanischen Volkes müssen Vorrang haben!“

Der Kirchenmann glaubt fest daran, dass die Koreanerinnen und Koreaner Versöhnung wollen und diese auch verwirklichen können. Die Kirche unterstütze und fördere diesen Weg. So beteten anlässlich des Gedenktages zum Koreakrieg vor 70 Jahren Christen in Korea für die nationale Einheit. Umso mehr in diesem Jahr.

„Wir sind ein Volk, wir sprechen dieselbe Sprache, wir sind alle Brüder und Schwestern, und mit diesem Geist haben wir die Gebetsnovene im Hinblick auf den Jahrestag des 25. Juni begonnen, an dem wir den Gebetstag für die nationale Einheit feiern werden. Wir bitten den Herrn, dass dieses Jahr 2020 das Jahr ist, in dem Frieden und Versöhnung aufgebaut werden können. (...) Als Papst Franziskus vor fast sechs Jahren in meine Diözese kam, sagte er mir, dass wir alle Brüder und Schwestern sind und dass wir ausharren müssen, um zur Versöhnung zu gelangen: Geduld haben!“

(vatican news – pr)
 

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18. Juni 2020, 08:16