Jemen, ein zerbrochenes Land Jemen, ein zerbrochenes Land 

„Zerbrochener“ Jemen: Bitter notwendige Hilfen drohen nicht anzukommen

Der Apostolische Vikar für Arabien appelliert an die politischen Verantwortlichen im Jemen, Hilfen für die notleidende Bevölkerung zu ermöglichen. Die bitter nötigen Hilfen kommen aufgrund der seit 2015 andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen und zerstörter Infrastrukturen des Gesundheitssystems kaum bei der Bevölkerung an. Dabei droht aufgrund der ernsten Lage vielen Kindern in dem Land der Tod.

Mario Galgano und Gabriella Ceraso – Vatikanstadt

Als totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch beschreiben internationale Hilfsorganisationen die Lage des Kriegslandes Jemen. Die Coronavirus-Pandemie habe die Lage noch verschlimmert. Mehr als zwei Millionen Kinder sind unterernährt, 6.600 Kinder unter fünf Jahren könnten bis Ende des Jahres sterben, prognostiziert die UNO - an vermeidbaren Ursachen und in einer Krise, die inzwischen als schlimmste humanitäre Krise der Welt gelten kann.

„Beispiellose Katastrophe“

Es handele sich um eine „beispiellose Katastrophe“, so Mark Lowcock, der Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten und Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen, der an die Spender appellierte, die Finanzierung für den Jemen wiederherzustellen. „Die Lebensmittelpreise sind in den letzten zwei Wochen um zehn bis 20 Prozent gestiegen. Ohne neue Hartwährungsspritzen wird sich diese Situation noch verschlimmern“, so der UNO-Vertreter. Die von Jemeniten aus dem Ausland überwiesenen Summen könnten seit Beginn der Corona-Krise zwischen 50 und 70 Prozent zurückgegangen sein, was auf die Beeinträchtigung der Weltwirtschaft zurückzuführen sei.

Bischof Hinder: Tiefere Ursachen verstehen

Der Bischof für Arabien, der Schweizer Paul Hinder, verweist im Interview mit Radio Vatikan auf die tieferen Ursachen der Krise. „Nach den mir vorliegenden Informationen kann ich sagen, dass es im Wesentlichen wahr ist, was die UNO sagt und dass dies leider der hässlichen Realität des Jemen entspricht. Aber vielleicht sollte hinzugefügt werden, was man nicht sehen kann und will: Es ist nicht so sehr das Geld, das fehlt, die Nachbarländer und andere Länder sind bereit zu spenden oder haben bereits Milliarden gespendet. Das Hauptproblem besteht darin, dass es innerhalb des Landes an verlässlichen Strukturen und Netzwerken mangelt, um Hilfe durchzusetzen.“

Mangel an zuverlässigen Strukturen und Netzwerken

Bischof Hinder macht eindringlich auf die Zerstörung von Gesundheitseinrichtungen im Land aufmerksam. Mehr als die Hälfte der Krankenhäuser sei nicht mehr begehbar - der Krieg hat hier seine Spuren hinterlassen. Aber auch die Unsicherheit im Land sei gestiegen, die „den Transport erschwert, manchmal sogar unmöglich macht“. „Die Teilung des Landes in mindestens drei Teile, mit fast unterschiedlichen Jurisdiktionen - so der Apostolische Vikar weiter - erschwert eine effiziente und koordinierte Hilfe zusätzlich, und ohne einen Waffenstillstand zwischen den Parteien der kriegführenden Parteien, intern und extern, werden alle humanitären Operationen zumindest teilweise gelähmt bleiben.“

Vertrauen auf Maria, Königin des Friedens

Auf diese bittere Feststellung folgt ein Gebet. „Ich für meinen Teil kann nur noch die Königin des Friedens darum bitten, damit sie für den Jemen betet und vor allem, damit diejenigen, die Verantwortung tragen, den Ernst und die Schwere der inneren und äußeren Situation im Jemen verstehen. Ich sehe nicht, wie wir heute aus dieser Lage herauskommen können: Es gibt viele Organisationen, die versuchen, alles Mögliche für die Bevölkerung zu tun, auch wenn das, was in Aden getan werden kann, in Sana'a nicht möglich sein wird und umgekehrt. Das ist das Drama dieses Landes, eines ,zerbrochenen´ Landes. Sicherheit und Stabilität sind daher unabdingbar, sonst können die NGOs, die mit dem Roten Halbmond zusammenarbeiten, der bisher als einziger aktiv tätig ist, nicht mehr aktiv sein.“

(vatican news)

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27. Juni 2020, 10:40