Bischof Bahlmann von Óbidos (rechts) hilft Indigenen in Amazonien Bischof Bahlmann von Óbidos (rechts) hilft Indigenen in Amazonien 

Brasilien: Bischof kritisiert Bolsonaros Handeln in Corona-Krise

Der deutschstämmige brasilianische Bischof Bernhard Johannes Bahlmann hat den Corona-Kurs von Präsident Jair Messias Bolsonaro scharf kritisiert. „Wir haben derzeit mit Bolsonaro einen Präsidenten, der spaltet“, sagte er am Dienstag im Podcast „Mit Herz und Haltung“ der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen.

Seit Beginn der Pandemie habe sich die Situation „gravierend verschlechtert“, so der Bischof des Urwaldbistums Obidos im Amazonasgebiet. „Das ist nicht nur eine Corona-Krise, sondern auch eine politische Krise, die sich hier durch das Land zieht, und das macht alles nur noch viel schwieriger.“

Das Vertrauen der Bürger in die Staatsführung sei „total weg“, so der Bischof. „Es ist wie auf einem Schiff ohne Kapitän.“ Zudem sieht der aus Niedersachsen stammende Bahlmann Brasiliens internationales Image stark beschädigt: „Dass eine Isolierung auf Weltebene stattfinden kann, kann ich mir vorstellen, vor allem auch wirtschaftlich.“

Mehr als eine Million Infizierte in Brasilien

Bahlmann beklagte ein „Informations-Chaos“, das eine große Verunsicherung in der Bevölkerung darüber ausgelöst habe, was noch wahr sei: „Etwa dadurch, dass der Präsident etwas sagt, und das Gegenteilige wird dann vom Gesundheitsminister gesagt.“ Bolsonaro hat das Virus mehrfach als „eine leichte Grippe“ bezeichnet. „Man kann immer nur wieder auf die Gefahr von Corona hinweisen, und dass die Menschen sich an Schutzmaßnahmen halten“, so Bahlmann, der dazu unter anderem täglich eigene Videoclips produziert.

Da die katholische Kirche in Brasilien über viele Radio- und Fernsehsender verfüge oder auf Facebook aktiv sei, könne sie wirksam agieren. „Insgesamt sind wir derzeit sehr präsent in den Medien“, so der Bischof. In Brasilien starben bereits über 51.000 Menschen am Coronavirus, der weltweit zweithöchste Wert nach den USA. Die Zahl der Infektionen im Land liegt aktuell bei mehr als 1,1 Millionen. Täglich kommen derzeit 31.000 neue Fälle hinzu.

(kna - mg)

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23. Juni 2020, 12:49