Koran-Rezitation in der früheren Basilika Koran-Rezitation in der früheren Basilika 

Türkei: Umstrittenes Gebet in Hagia Sophia

Muslimische Gläubige haben in der Türkei zum ersten Mal seit 74 Tagen wieder gemeinsame Freitagsgebete durchführen können. Die Regierung hat die Corona-Einschränkungen gelockert, dazu gehörte die Wiederöffnung einiger Moscheen.

Derweil hat Präsident Recep Tayyip Erdogan per Video-Schaltung an einer Gedenkveranstaltung zum 567. Jahrestag der Eroberung von Konstantinopel – heute Istanbul – durch die Osmanen teilgenommen. Zu dieser Gedenkveranstaltung gehörte auch ein Gebet im Innern der Hagia Sophia in Istanbul.

Beten in der Hagia Sophia ist etwas sehr Heikles. Das im 6. Jahrhundert erbaute Gebäude war bis zum Fall Konstantinopels eine byzantinische Kathedrale, 1453 wurde es in eine Moschee umgewandelt; jetzt ist es Unesco-Welterbe. Republikgründer Atatürk machte die Hagia Sophia 1935 zu einem Museum, doch einige islamische Gruppen verlangen, sie wieder als Moschee zu nutzen.

Ein Feuerwerk zur Feier der Eroberung
Ein Feuerwerk zur Feier der Eroberung

 

Päpste durften in der Hagia Sophia nicht beten

Ein spontanes Gebet von Papst Paul VI. in der Hagia Sophia sorgte 1967 für eine heftige Debatte; seinen drei Nachfolgern im Papstamt, die den Bau seither besuchten, war ein Gebet dort verwehrt.

Ein islamischer Vorbeter rezitierte an diesem Freitag im Innern der Hagia Sophia einen koranischen Text. Ein Sprecher der griechischen Regierung kritisierte das Ereignis mit den Worten, die Hagia Sophia sei „ein globales Kulturdenkmal“ und dürfe nicht „missbraucht werden, um andere Ziele zu verfolgen“. Präsident Erdogan hingegen erklärte in einer TV-Ansprache, es sei richtig, die Eroberung Konstantinopels auch mit einem Gebet in der Hagia Sophia zu feiern.

(ap – sk)
 

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30. Mai 2020, 10:14