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Prof. Muhammad Yunus (2. von links), hier bei einer Tagung der FAO im Mai 2019 Prof. Muhammad Yunus (2. von links), hier bei einer Tagung der FAO im Mai 2019 

Friedensnobelpreisträger Yunus für patentfreien Corona-Impfstoff

Der Wirtschaftswissenschaftler und Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus hat für einen künftigen Corona-Impfstoff Patentfreiheit gefordert. Dafür sollten sich auch die Religionen einsetzen, sagte er in einem Video-Gastvortrag in der Päpstlichen Lateran-Universität am Freitag in Rom.

Ein Impfstoff für alle

Die Weltgemeinschaft dürfe nicht Geisel in der Hand weniger großer Pharmaunternehmen sein, die entschieden, zu welchem Preis, wann und an wen die Impfstoffe verkauft würden, so Yunus. Moralische Führungspersönlichkeiten und Religionsgemeinschaften sollten sich klar dafür aussprechen, dass ein einmal entwickelter Impfstoff von allen produziert werden können müsse, sagte der 79 Jahre alte Wissenschaftler aus Bangladesch.

„Deprimierende“ Haltung

Yunus kritisierte ausdrücklich die Ankündigung des französischen Pharmakonzerns Sanofi, die USA mit einem Corona-Impfstoff bevorzugt zu beliefern, und nannte eine solche Haltung „deprimierend“. Es dürfe nicht sein, dass reiche Industriestaaten sich bei der Entwicklung und Verteilung künftiger Impfmittel und Medikamente gegen Covid-19 Vorteile sicherten.

Weiter wandte sich Yunus gegen ein nationales „Stammesdenken“ im Kampf gegen die globale Pandemie. Dabei hob er die Rolle der Weltgesundheitsorganisation WHO hervor und nahm sie gegen Angriffe wie jenen durch die US-Regierung in Schutz. Auch wenn die WHO in manchen Punkten kontrolliert werden müsse, sei jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.

Moralisches Leadership

„Um eine neue Welt zu schaffen braucht es ein starkes moralisches und religiöses Leadership, mit dem das Stammesdenken überwunden werden kann. Man muss den gewohnten Lauf der Dinge durchbrechen und neue Wege einschlagen, die es mit einem neuen Antrieb zu beschreiten gilt“, so Yunus. Die Kirche und Papst Franziskus könnten hier mit ihrem Einsatz für Gerechtigkeit und Inklusion eine grundlegende Rolle spielen, um eine bessere Zukunft zu schaffen, ergänzte er.

Krise als Chance für Umdenken

Der Wert des Lebens stehe nicht zur Disposition, betonte Yunus in seinem Vortrag. Der Wirtschaftswissenschaftler warb beim Vorgehen gegen die Corona-Krise für das von ihm entwickelte Modell des „Social Business“, das auf die Lösung sozialer Probleme zielt und Spekulationsgewinne ablehnt. Die Corona-Pandemie mit ihren zerstörerischen Folgen habe zahlreiche Probleme ans Licht gebracht, biete aber auch die Gelegenheit für einen Neuanfang: „Müssen wir die gleichen Säulen wiedererrichten?“, fragte Yunus. Mit Blick auf Lebensqualität und Klimawandel böten sich hier etwa Chancen für ein Umdenken und Veränderung.

Bankier der Armen

Yunus machte sich einen Namen als „Bankier der Armen“. Als einer der Begründer des Mikrofinanz-Gedankens leitete er bis 2011 die von ihm ins Leben gerufene Grameen Bank für Kleinkredite. 2006 erhielt er für sein soziales und wirtschaftliches Engagement den Friedensnobelpreis.

(kap/vatican news – pr)
 

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15. Mai 2020, 19:13