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Ein Klassenzimmer in Sidon wird desinfiziert Ein Klassenzimmer in Sidon wird desinfiziert 

Libanon: 80 Prozent der katholischen Schulen stehen vor dem Aus

Die österreichische „Initiative Christlicher Orient“ (ICO) schlägt Alarm: Im Libanon stehen 80 Prozent der katholischen Privatschulen vor dem Aus, wie die ICO am Samstag mitteilt.

Aufgrund fehlender finanzieller Mittel müssten die Schulen mit Beginn des neuen Schuljahres im Herbst für immer ihre Pforten schließen. Zu dieser alarmierenden Einschätzung komme das Generalsekretariat der katholischen Schulen im Libanon. Es warnte deshalb in einem offenen Brief an die libanesische Staatsführung vor den dramatischen Konsequenzen dieser Entwicklung.

Die Ursachen für die Misere sind nach einer Analyse des österreichischen Hilfswerks vielfältig; sie liegen in der Wirtschafts- und Bankenkrise und den coronabedingten Schulschließungen begründet, weiter auch in neuen staatlichen Vorgaben bei gleichzeitigem Ausbleiben von staatlichen Subventionen.

Kein Geld für höhere Lehrergehälter

So sei der Staat bei den Subventionen an die kleinen und mittleren Privatschulen mit seinen Zahlungsverpflichtungen bereits fünf Jahre im Rückstand. Die dramatische wirtschaftliche Situation im Land, die sich u.a. im Verfall der Landeswährung und einem hohen Anstieg der Arbeitslosigkeit manifestiert, und die Schulschließungen hätten dazu geführt, dass kaum noch jemand Schulgeld bezahlen könne und/oder wolle. Zudem hatte der Staat den Privatschulen bereits vor einiger Zeit vorgeschrieben, den Lehrern ein höheres Gehalt zu zahlen. Das ist zwar grundsätzlich sinnvoll, so die ICO; nur sei eben kein Geld vorhanden.

Zwei Drittel aller libanesischen Schüler besuchen Privatschulen

Als Folge einer massiven Schulschließung würden wohl hunderttausende Schüler um zumeist nicht vorhandene Plätze in den oft nur schlecht ausgestatteten staatlichen Schulen kämpfen müssen, warnt die ICO. Das öffentliche Schulwesen könne diesen Anstieg nie und nimmer bewältigen, würden doch zwei Drittel aller libanesischen Kinder und Jugendlichen Privatschulen besuchen. (In absoluten Zahlen: 710.000 Schüler werden in insgesamt 1.556 Privatschulen unterrichtet, nur 260.000 Kinder in staatlichen Schulen). Auch zehntausende Lehrkräfte und weitere Schulangestellte würden ihre Arbeit verlieren.

(kap – sk)
 

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30. Mai 2020, 09:36