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Vorboten des Zyklons Amphan in Ost-Indien am 19. Mai 2020 Vorboten des Zyklons Amphan in Ost-Indien am 19. Mai 2020 

Bangladesch und Indien: Caritas im Einsatz für die Opfer des Zyklons

Millionen von Menschen mussten in den beiden besonders betroffenen Ländern vor der Gewalt des Zyklons Amphan aus ihren Häusern fliehen. Doch die Notunterkünfte, die in derartigen Situationen für die Aufnahme der Bevölkerung gedacht sind, wurden vor einigen Wochen zu Isolationszentren für Corona-Patienten umgewandelt.

Mehr als 80 Tote sind zu beklagen, seit der Zyklon Amphan Bangladesch und Indien mit heftigen Regenfällen und Sturmböen mit der Geschwindigkeit von über 200 Stundenkilometern überzogen hat. Wind und Überschwemmungen haben viele Siedlungen verwüstet, einige sind isoliert und ohne Trinkwasser und Strom. Nicht zu vergessen die bereits prekäre Situation, in der die Menschen aufgrund der Einschränkungen leben, die eine weitere Verbreitung des Coronavirus eindämmen sollen. 

Humanitäre Organisationen bündeln in diesen Stunden ihre Kräfte, um die isolierten Menschen zu erreichen und mit dem Nötigsten zu unterstützen. Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF kümmert sich mit der Bereitstellung von Wasser, sanitären Anlagen und medizinischer Betreuung um die Kinder und Familien in Indien und Bangladesch, unter anderem um jene in den Lagern von Cox's Bazar, wo eine Million Rohingya aus Myanmar leben. Auch Save the Children hat die internationale Gemeinschaft aufgerufen, seinen Einsatz im größten Flüchtlingslager der Welt zu unterstützen. 

Caritas reagiert auf die verschärfte Notlage

Die Caritas ist ebenfalls schon seit längerer Zeit in der Region aktiv und reagiert nun auf die neue Notlage. Ein Zuschuss der italienischen Bischofskonferenz kam da gerade recht, berichtet im Interview mit Radio Vatikan Beppe Pedron, Regionalkoordinator der italienischen Caritas für Südasien.

„Die Nachrichten, die wir erhalten, sprechen von einem äußerst heftigen Wirbelsturm, der schwerste der vergangenen 20 Jahre“, gibt Pedron Einblick in das Ausmaß der Naturkatastrophe für die betroffenen Länder. Zunächst war der Zyklon auf der Saffir-Simpson-Skala, die die Windgeschwindigkeit misst, mit der höchsten Stufe 5 eingestuft worden, doch glücklicherweise habe sich der Sturm beim Auftreffen auf Land um eine Kategorie abgeschwächtet, zeigt sich Pedron erleichtert. Aber: „Er hat große Zerstörung mit sich gebracht und sehr viele Menschen mussten evakuiert werden. Wir sprechen von 2,5 Millionen Menschen in Bangladesch und 500.000 Menschen in Ost-Indien, insbesondere in West-Bengalen.“ Viele seien jetzt in den Notunterkünften untergebracht, die über die Jahre entstanden sind, vor allem in Bangladesch, erläutert der Caritas-Experte.

„Die Situation ist sehr ernst“

„Die Situation ist also sehr ernst. Auch wenn die Opferzahlen geringer sind als befürchtet, so sind doch sehr viele Häuser zerstört worden, unzählige Menschen mussten weg aus ihren Dörfern. Und natürlich sind für viele Familien in den beiden betroffenen Länder Indien und Bangladesch  auch die Lebensgrundlagen weggebrochen, die bereits vorher durch das Coronavirus auf schwachen Beinen standen. Kurz: Wir sprechen von einer außerordentlich schwierigen Situation.“

Pedron macht es konkret. Viele Notunterkünfte für Betroffene von Naturkatastrophen, so sagt er, wurden in den vergangenen Monaten zu Isolationsstationen für Coronavirus-Patienten umfunktioniert. Die Menschen würden diese Einrichtungen am liebsten meiden, so der italienische Caritas-Mann.

„Ein Problem kommt zum anderen“

„Es war deshalb nötig, die Notunterkünfte zu desinfizieren und dann erst die Menschen dorthin zu transportieren. Einige wollten aber aus Angst vor Ansteckung nicht dort einmal eintreten. Das heißt, ein Problem kam zum anderen hinzu. Wir müssen bedenken, dass die Bevölkerung in beiden Ländern seit Wochen im Lockdown lebt, mit allen Schwierigkeiten, die damit verbunden sind, die Versorgung mit Lebensmitteln, die Zukunftsaussichten und anderes mehr. Der Wirbelwind hat die Situation, die vor allem für die ärmeren Bevölkerungsschichten schon sehr ernst war, nochmals verschärft.“

Die Problematik betreffe nicht nur die Versorgung mit dem Nötigsten, sondern auch und vor allem die Verdienstmöglichkeiten für die Zukunft, unterstreicht Pedron. Caritas kümmere sich seit jeher um die Bedürftigsten, auch in dieser aktuellen Situation der Not: „In dieser speziellen Situation unterstützen wir die Regierungsbehörden auch mit Hilfsgeldern, die von der italienischen Bischofskonferenz kommen. Wir helfen dabei, Informationen zur Vorbeugung von sanitären Notlagen und Infektionen mit dem Coronavirus zu verbreiten. In der derzeitigen Situation arbeiten wir also auch mit anderen Oganisationen zusammen, um die Nachrichten zu verbreiten und bei den Menschen das Verständnis dafür zu wecken, dass sie ihr zuhause verlassen und in den Anti-Zyklon-Notunterkünften Zuflucht suchen müssen. Das beinhaltet auch die Bereitstellung von Notfallkits mit Essen, Hygieneartikeln und andere Unterstützung, um wochenlang von daheim fortbleiben zu können. Denn ja, es wird sich um Wochen handeln.“

(vatican news - cs)

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21. Mai 2020, 21:38