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Amazonien: Gemeinsam gegen „Virus der Gewalt und der Ausbeutung”

Viele indigene Völker Amazoniens sehen dem kirchlichen Amazonas-Netzwerk Repam zufolge einer außerordentlichen humanitären Notlage entgegen, weil die Corona-Pandemie zwar das Gesundheitssystem, nicht aber die Ausbeutung des Regenwaldes zum Kollaps gebracht hat. Repam forderte an diesem Montag eine „dringende und vereinte Aktion, um eine humanitäre und ökologische Tragödie zu verhindern”.

Gefordert seien in dieser Lage die Zivilgesellschaft der Amazonas-Region und der Welt, Regierungen, Menschenrechtsorganisationen, die wissenschaftliche Gemeinschaft, die katholische Kirche und alle Religionen. Sie alle sollten ihre Kräfte vereinen, um Amazonien und seine Bevölkerung zu verteidigen. In Brasilien hätten 32 Staatsanwälte jüngst auf das Risiko eines Genozids an Indigenen verwiesen, während Indigenenvertreter von einer beabsichtigten medizinischen Unterversorgung für ihre Völker sprachen.

Zugleich sei es zu einer ungebremsten Zerstörung und Verschmutzung des Regenwaldes gekommen; Repam spricht von einem „Virus der Gewalt und der Ausbeutung”. In Ecuador sei am 7. April eine Öl-Pipeline geborsten, was das Leben von rund 100.000 Menschen beeinträchtige. In Brasilien hätten die 67 Amazonas-Bischöfe verschiedene Gesetzesvorhaben zu Lasten der Indigenen beanstandet, darunter solche über Schürfrechte im Regenwald und die Neuregelung des Grundeigentums, die nach Einschätzung der Kirche zur Enteignung der Indigenen und zur noch schnelleren Enwaldung ihrer angestammten Gebiete führen würde.

„Diese Zeit erlaubt keine Gleichgültigkeit“

Papst Franziskus habe zu Recht darauf verwiesen, dass dies ein kritischer Moment für Amazonien und die Welt sei, so das kirchliche Netzwerk. In seiner diesjährigen Osterbotschaft Urbi et Orbi habe Franziskus zu weltweiter Solidarität im Angesicht der Corona-Krise aufgerufen: „Diese Zeit erlaubt keine Gleichgültigkeit, ... keinen Egoismus, ... keine Spaltungen, kein Vergessen. Die Krise, in der wir uns augenblicklich befinden, lasse uns nicht die zahlreichen anderen Nöte vergessen, unter denen viele Menschen leiden.”

Hintergrund

Repam (Red Eclesial PanAmazónica) ist ein länderübergreifendes kirchliches Netzwerk, das gegen die fortschreitende Zerstörung der Natur kämpft und die seelsorgerische Begleitung der Menschen in der Region sicherstellen will. Gegründet wurde es 2014 von Bischöfen, Priestern, Ordensleuten und Laien aus dem Amazonasgebiet. Repam hatte eine wichtige Funktion bei der Amazonien-Synode im Vatikan vergangenen Oktober. Präsident ist der brasilianische Kardinal und Franziskaner Cláudio Hummes, Vizepräsident der peruanische Kardinal und Jesuit Pedro Barreto Jimeno; als Generalsekretär wirkt der ecuadorianische Laie Mauricio López Oropeza.

(vatican news - gs)

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18. Mai 2020, 13:40