Vor fast genau einem Jahr: Nach dem Brand von Notre-Dame Vor fast genau einem Jahr: Nach dem Brand von Notre-Dame

Bewegende Feier in Notre-Dame in Paris

Vor fast einem Jahr schlugen die Flammen aus der Kathedrale Notre-Dame in Paris. An diesem Karfreitag nun hat in der immer noch stark beschädigten Basilika im Herzen der französischen Hauptstadt ein bewegender Gottesdienst stattgefunden.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der Pariser Erzbischof Michel Aupetit verehrte am späten Vormittag in Notre-Dame die Dornenkrone Jesu. Ludwig der Heilige hatte die Reliquie im Mittelalter aus dem Heiligen Land nach Frankreich mitgebracht, letztes Jahr rettete sie während des Brandes vom 15. April ein beherzter Mann aus den Flammen. 

Nur wenige Personen – die meisten in Schutzanzügen und mit Gummistiefeln – konnten an der Feier in der Apsis von Notre-Dame teilnehmen, doch der katholische Fernsehsender kto übertrug das Geschehen nach draußen. Erzbischof Aupetit, der Rektor von Notre Dame, Patrick Chauvet, und Weihbischof Denis Jachiet betraten die Kathedrale mit Schutzhelm auf den Köpfen. „Wir sind in diesen halb eingestürzten Dom gekommen, um zu zeigen, dass es immer noch Leben gibt“, sagte der Erzbischof in einer kurzen Ansprache zu Beginn. Die Dornenkrone sei ein Symbol dafür, „dass das Leben stärker ist als der Tod“.

Zum Nachhören

Im Mittelalter war die Dornenkrone Jesu das Ziel unzähliger Pilger

Zwei bekannte Schauspieler, Philippe Torreton und Judith Chemla, verlasen Meditationstexte von Mutter Teresa, Charles Péguy oder Paul Claudel. Claudel hat, wie ein in Frankreich weithin bekannter Text schildert, an Weihnachten 1886 in Notre-Dame zum Glauben gefunden. Zwischen den Texten wurden kurze Geigenstücke vorgetragen.

Schweigend saß Erzbischof Aupetit vor dem kreisrunden, goldgefassten Reliquiar der Dornenkrone, das auf einem mit rotem Tuch geschmückten Tisch ausgestellt war. Im Mittelalter war die Dornenkrone Jesu das Ziel unzähliger Pilger; Ludwig der Heilige baute für sie 1248 die Sainte-Chapelle auf der Seine-Insel. Der etwa 40-minütige Gottesdienst an diesem Karfreitag endete mit einem gesungenen Ave Maria und dem Kreuzzeichen.

Spuren der Zerstörung

Die Fernsehbilder aus Notre-Dame ließen noch viele Spuren der Zerstörung erkennen; weil viele Glasfenster durch die Hitze des Brandes zersprungen sind, fiel ungewöhnlich viel Licht ins Innere des Gotteshauses. Ein Netz über dem Hauptaltar soll vor herabfallenden Steinen schützen. Mit dem Beginn der Corona-Pandemie sind die Sicherungsarbeiten an der gotischen, 1345 vollendeten Kathedrale fürs erste zum Erliegen gekommen.

Bei dem Brand am 15. April 2019 wurden der hölzerne Dachstuhl des Baus sowie der Dachreiter völlig zerstört. Außerdem erlitten die Deckengewölbe schwere Schäden. Nächstes Jahr soll der Wiederaufbau von Notre Dame beginnen.

(vatican news/kto)
 

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10. April 2020, 12:04