Missbrauch an Kindern hat viele Gesichter Missbrauch an Kindern hat viele Gesichter 

Kinderschutz und Corona: Anstieg bedenklicher Internetaktivität

Internetaktivitäten in Zusammenhang mit Pädophilie haben während der Zeit des Corona-Lockdown stark zugenommen. Das hat die italienische Kinderschutz-Organisation „Meter“ beobachtet.


Die Kinderschutzorganisation „Meter“ bezieht sich auf die Auswertung von Internetdaten, die Aufschluss über pädokriminelle Aktivitäten im Internet geben. Sie hat damit nicht allein die Vorgänge im italienischen Internet im Blick, sondern kann auch transnationale Zusammenhänge des Phänomens teils nachzeichnen. Ihr Observatorium „World Observatory Against Paedophilia“ (OS.MO.CO.P.) arbeitet aktiv mit staatlichen Behörden, der Polizei und der italienischen Staatsanwaltschaft zusammen.

Alarmierende Zunahme während des Lockdown

Zur Zeit der Corona-Pandemie sei eine „alarmierende Zunahme“ von Chat-Aktivitäten zu verzeichnen gewesen, die Hinweise auf kriminelle pädophile Aktivitäten gaben, gab Meter-Präsident Di Noto am Freitag bekannt. Allein im März und Anfang April sei ein Anstieg solcher Datenströme um 40 Prozent zu beobachten gewesen. Meter habe 40 Prozent mehr bedenkliche Aktivitäten (insgesamt 178 im Zeitraum 1.3. bis 17.4.) an internationale Polizeistellen und verschiedene Server-Provider in der ganzen Welt gemeldet.

Nachfrage und Angebot gestiegen

Für diese Aktivitäten seien Kurznachrichtendienste und soziale Plattformen genutzt worden, wie Telegram, Facebook, Twitter und Whatsapp. Es habe 234 verdächtige Chats auf verschiedenen Plattformen gegeben, tausende von Videos seien ausgetauscht worden. In zwei Fällen habe man 34.252 Fotos gesichtet, die sich auf etwa 30.000 betroffene Kinder beziehen dürften, die bereits Opfer von sexueller Gewalt geworden seien.

„Eine stille Tragödie, die sich vor unseren Augen abspielt, mit Millionen von Opfern unsäglichen Missbrauchs.“

Daran lasse sich auch ablesen, dass die Nachfrage nach pädopornografischen Inhalten zugenommen habe, so der Priester weiter. Parallel würden Portale, die kinderpornographische Inhalte anbieten, mit entsprechendem Material „überflutet“. In der aktuellen Krise zeige sich, dass „dieses Drama nicht auf die richtige Art und Weise behandelt wurde“, urteilt Di Noto. Es handele sich um eine „stille Tragödie, die sich vor unseren Augen abspielt, mit Millionen von Opfern unsäglichen Missbrauchs."

Kampf gegen Missbrauch in Italiens Kirche

Der sizilianische Priester Fortunato Di Noto setzt sich explizit auch im Kampf gegen Missbrauch im kirchlichen Kontext ein. Die italienische Bischofskonferenz ist aktuell dabei, bis Ende Mai 2020 Missbrauchs-Meldestellen flächendeckend in allen Diözesen zu installieren, womit sie auf eine Forderung des Vatikan reagieren (s. Apostolisches Schreiben von Papst Franziskus ,Vox estis lux mundi'). Die Büros wolle man möglichst mit Laien und Frauen besetzen, hatte der Missbrauchsbeauftragte in der italienischen Bischofskonferenz, Bischof Lorenzo Ghizzoni, angekündigt. Meter-Präsident Don Di Noto befürwortet die Einrichtung solcher Meldestellen schon seit vielen Jahren.

Papst-Einsatz gegen Kinderpornografie

Beim Einsatz von Papst Franziskus gegen Kindesmissbrauch ist die Prävention von Kinderpornografie und die Unterbindung der Verbreitung entsprechender Internetangebote ein Aktionsfeld. So geht der Papst auch gegen Priester und Mitarbeiter des Vatikan vor, die entsprechendes Online-Material konsumiert oder weiter verbreitet haben. Im Juni 2018 verurteilte das Vatikangericht erstmals einen Geistlichen im Zusammenhang mit Kinderpornografie, der zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.

(vatican news/meter – pr)

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18. April 2020, 12:44