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Erzpriester Radu Constantin Miron Erzpriester Radu Constantin Miron 

Radio-Akademie (3): Abenteuer orthodoxes Christentum

In die faszinierende, manchmal fremde Welt des orthodoxen Glaubens, Denkens und Empfindens führt uns in unserer Radio-Akademie im März Erzpriester Radu Constantin Miron aus Köln ein.

 Stefan von Kempis – Vatikanstadt

In der dritten Folge der Reihe verrät er uns, was er davon hält, dass während der orthodoxen Liturgie viele Gläubige immer wieder raus vor die Kirchentür gehen, um zu rauchen. Und er spricht über Ikonen: Warum über sie im ersten Jahrtausend ein heftiger Streit getobt hat. Und warum sie manchmal so starr wirken.

Für den Erzpriester sind Ikonen gemalter Glaube. „Das, was vermittelt und mitgeteilt werden soll, hat eine kodierte Sprache. Und die Angst davor, den Inhalt zu verlieren, lässt einen an der Form festhalten.“

Die zwei Jesusse auf der Weihnachtsikone

Als Beispiel verweist Vater Constantin auf den Typus der Weihnachtsikone. „Da sehen Sie das Kind in der Krippe liegend. Das ist keine bukolische Idylle, sondern die Mutter Gottes kniet manchmal vor dem Kind – also, es geht schon darum, dass da der Sohn Gottes zur Welt kommt.“ In der Ecke solcher Weihnachtsikonen sei häufig noch einmal das Jesuskind zu sehen: „Wir glauben natürlich nicht an zwei Jesusse, sondern das sind die zwei Naturen Christi!“

In der Mitte also die Darstellung des Neugeborenen, der von seiner Mutter oder den Weisen aus dem Morgenland angebetet werde: die göttliche Natur des Herrn. Am Rand der Ikone hingegen werde der kleine Jesus gebadet - so wie jedes Baby kurz nach seiner Geburt. Jesus, der Mensch.

Hier können Sie einen Ausschnitt aus unserem Interview mit Erzpriester Radu Constantin Miron hören.

„Das sind dieselben Noten - aber nicht derselbe Geiger“

Die strengen kirchlichen Vorgaben an die Ikonenmalerei bedeuten für den Erzpriester nicht, dass es nicht auch kreative Ikonenmaler gegeben hat und bis heute gibt. „Man kann es sich so vorstellen wie ein Musikstück, das ein Geiger unterschiedlich interpretiert. Das sind dieselben Noten, und doch kann ein Fachmann genau hören: Das ist der und der Geiger.“ Es sei nicht unbedingt ein Zufall, dass ausgerechnet ein orthodox sozialisierter Künstler wie Kazimir Malevich mit seinem ‚Schwarzen Quadrat‘ am Beginn der abstrakten Kunst des 20. Jahrhunderts stehe.

Radu Constantin Miron ist der erste orthodoxe Geistliche an der Spitze der „Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Deutschland“ (ACK).

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Radio Vatikan strahlt die Radio-Akademie jeden Sonntag im März in der jeweiligen Abendsendung aus. An diesem Sonntag ist der dritte Teil dran. Wenn Sie sich dafür interessieren, bieten wir Ihnen eine CD der ganzen Radio-Akademie an. Sie können Sie gegen einen Unkostenbeitrag oder eine Spende bei cd@vaticannews.de bestellen.

(vatican news)

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14. März 2020, 13:23