Wahlen in Israel: an der Urne war auch Netanjahu Wahlen in Israel: an der Urne war auch Netanjahu 

Israel/Palästina: Die Wahlen aus christlicher Sicht

Bereits zum dritten Mal innerhalb eines Jahres sollen die Wähler in Israel entscheiden, wer an der Spitze der Regierung stehen soll. Bei den Katholiken in Israel, aber vor allem in den palästinensischen Gebieten, sei ein „großes Desinteresse“ festzustellen, so der katholische Pfarrer in Ramallah, Jamal Khader, gegenüber Radio Vatikan.

Mario Galgano und Marie Duhamel – Vatikanstadt

Wird es wieder Benjamin Netanjahu schaffen, oder doch der frühere Generalstabschef Benny Gantz das Rennen machen? Beide israelischen Politiker treten an diesem Montag nochmals gegeneinander an, weil bei den zwei bisherigen Parlamentswahlen das Resultat an der Urne so knapp ausgefallen war, dass keiner eine mehrheitsfähige Koalition bilden konnte. Während die israelischen Wähler gespannt auf das Schlussresultat nach dem Wahlen an diesem Montagabend blicken, scheint es bei den Katholiken in jener Region kein großes Interesse dafür zu geben, so Pfarrer Khader.

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„Egal, ob Netanjahu oder ein anderer siegen wird, solange die Rechtsparteien das Sagen haben, sehen die Christen im Westjordanland keine Verbesserung ihrer Lage“, erläutert Khader das Desinteresse der Christen an den Wahlen. „Aber auch die Linksparteien akzeptieren die Linie der Rechtsparteien, was das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser betrifft. Diese Parteien haben den jetzigen Nahostplan der US-Regierung angenommen, und sie bejahen die Kolonisierung in den palästinensischen Gebieten, um Stimmen zu gewinnen.“

Eine Konstante israelischer Politik

Der katholische Pfarrer in Ramallah hebt hervor, dass die Palästinenser die politische Linie und Ideologie der Likud-Partei „gut kennen“. Diese präge die gesamte politische Debatte in Israel. Die Partei Netanjahus vertrete ungebrochen ihre Ansichten zur territorialen Aufteilung im Heiligen Land. 

„Sie behaupten, dass alle Gebiete im Heiligen Land dem jüdischen Volk gehören, und andererseits weigern sie sich, eingenommene Gebiete zurückzugeben. Die Kolonisierung der palästinensischen Gebiete ist eine Konstante in Israels Politik. Da sehen wir keine Änderungen.“

Pfarrer Khader ist pessimistisch, doch als katholischer Geistlicher sei ihm durchaus bewusst, dass es eine christliche Hoffnung gibt.

„Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren, und vor allem dürfen wir nicht akzeptieren, dass eine ausgangslose Situation die Oberhand gewinnt. Es ist die Zeit gekommen, auch konkrete Schritte zu unternehmen. Wenn man zum Beispiel sagt, dass die kolonisierten Gebiete illegal sind, dann soll man ihre Produkte auch verbieten oder nicht kaufen. Was wir brauchen, ist ein wirtschaftlicher und diplomatischer Druck auf die israelische Politik, damit sie die Kolonisierungspolitik aufgibt.“

Politik-Experten gehen davon aus, dass sich auch beim dritten Anlauf der Wahlen wieder eine Patt-Situation einstellen werde. Dann wären im Sommer erneut Wahlen fällig.

(vatican news)

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02. März 2020, 11:53