Flagstaff: Sitz der Universität von Nord-Arizona Flagstaff: Sitz der Universität von Nord-Arizona  Die Geschichte

Wie Newman die amerikanische Universitätskultur beeinflusst

Das geistliche Erbe des zum Katholizismus konvertierten Kardinals John Henry Newman lebt im Alltag amerikanischer Studenten weiter. Zeugnisse aus dem Herzen der Vereinigten Staaten, wo junge Menschen auf den Spuren des englischen Heiligen lernen, „die Kultur des Lebens zu pflegen.“

von Antonella Palermo

Flagstaff, im Südwesten der USA. Die Stadt mit knapp 150.000 Einwohnern liegt am Rande des Colorado-Plateaus, an der berühmten Route 66, die Tausende Touristen zum nahe gelegenen Grand Canyon bringt. Im Moment bietet sich hier allerdings ein eher trauriges Bild: Verlassene Geschäfte, die auch wegen der Nebensaison geschlossen sind; in der Nähe des Bahnhofs sind nur vereinzelte Gruppen von Amischen auf der Straße. Es ist Sonntag; wir lassen uns von dem surreal anmutenden Szenario nicht abschrecken und suchen nach einer Pfarrei, in der wir die Messe besuchen können. Google-Maps schlägt uns die Universität von Nord-Arizona vor. Mein Mann und ich zögern nicht lange und machen uns auf den Weg. Auf dem Campus wird uns ein herzlicher Empfang bereitet. Man merkt, dass jeder bei der Gestaltung der Liturgiefeier eine bestimmte Rolle hat, sich alle als Teil einer großen Familie fühlen. Von der in der Region sonst weit verbreiteten New-Age-Atmosphäre ist hier nichts zu spüren. Wir sind im Newman Center der Universität angekommen.

Eine große Familie

Gabriel Matthews, Student der Sportwissenschaften, beschreibt das Newman Center als „ein Zuhause fernab von Zuhause“: einen Ort, an dem man Freunde trifft. Lobende Worte findet er auch für die so genannten „Newman Nights“, bei denen „die Wahrheit an der Universität gesucht wird“. An diesen Events, die einmal pro Woche stattfinden, nehmen etwa hundert junge Menschen teil.

Jazzy Zaleski
Jazzy Zaleski

Auch Jazzy Zaleski, die Wirtschaftsmarketing und Spanisch studiert, freut sich darüber, an der Universität fruchtbare menschliche Beziehungen aufgebaut zu haben, die ihren Glauben stärken. Und das sieht auch Maria Yanez so: „Hier will jeder einfach nur zur Schaffung eines Gemeinschaftsgefühls beizutragen", meint sie.

Maria Yanez
Maria Yanez

Das Erbe des englischen Kardinals

John Henry Newman hat viel für die Universitätskultur getan, nicht umsonst war er Rektor der Katholischen Universität von Irland, dem heutigen „University College Dublin“. Die ersten Newman-Clubs wurden der Universität von Pennsylvania gegründet. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand daraus der nationale Newman-Club-Verband. Derzeit gibt es allein in den Vereinigten Staaten 1.486 Newman Center. Ja, dass der berühmte, erst kürzlich heiliggesprochene Kardinal in Amerika vielleicht sogar ein noch größeres Ansehen genießt als in seiner englischen Heimat, könnte gerade auf dieses Netzwerk zurückzuführen sein. Ein Netzwerk, das auch in nicht spezifisch katholischen Kontexten präsent ist und in einer Realität, in der es nur allzu leicht zu Isolation kommen kann, als Katalysator wirkt. „Studenten fühlen sich oft allein und isoliert. Das hier aber ist ein Ort, an dem sich junge Menschen wohl fühlen können und lernen, zu wachsen", erklärt Universitätskaplan Matt Lowry.

Universitätskaplan Matt Lowry
Universitätskaplan Matt Lowry

Die Suche nach Gott und die Jugendsynode

Pater Matt Lowry findet auch lobende Worte für Papst Franziskus, der stets ein offenes Ohr für junge Menschen hat. Die Jugendsynode sei eine große Ermutigung für die Kirche gewesen und im Grunde der gleiche Stil, der auch am Newman Center gelebt wird. „Wir regen die jungen Menschen dazu an, Fragen zu stellen und nach der Wahrheit zu suchen. Und darin ist Newman unser ganz besonderer Fürsprecher“, betont Lowry. „Wir wollen überall präsent sein – also nicht nur hier, auf diesem Campus –; schließlich sollen die Studenten wissen, dass Jesus mit ihnen geht.“ Kein Wunder also, dass hier manch einer zu Gott findet. Wie der nichtkatholische Student, den – wie der Kaplan erzählt – ein Event des Newman-Zentrums dazu inspiriert habe, sich mit dem Wort Gottes zu beschäftigen. Inzwischen habe er das Sakrament der Firmung erhalten und sei wieder in der Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen worden.

Ashley Kilzer
Ashley Kilzer

„Focus-Missionare“ sein

FOCUS steht für „Katholische Studentengesellschaft“. FOCUS-Missionare helfen den Studenten dabei, sich auf dem Campus von Christus angezogen zu fühlen. Ashley Kilzer ist eine von ihnen und erklärt, wie sie die jungen Menschen einlädt, „in ihrem Innersten wachsen und in sich selbst, in ihr geistliches Leben und ihre Beziehung zu Gott zu investieren“.

Die familiäre Atmosphäre, die Bibelkurse, die Geselligkeit würden den Studenten helfen, Gott zu entdecken oder wiederzuentdecken, betont Faith Stenle aus San Diego.

Micah Meehan
Micah Meehan

Die „Kultur des Lebens“ kultivieren

Micah Meehan kommt aus Phoenix und ist im Newman Center aktiv. „Es ist nicht immer einfach, das Studium und all die anderen Aktivitäten unter einen Hut zu bringen“, stellt er fest. „Aber für mich ist klar, dass ich meine Zeit Jesus widmen will.“ Das Newman Center beschreibt er als ein „wahres Zentrum des Katholizismus in Flagstaff“; einen „Ort, der in der Lage ist, Menschen aufzufangen, die nur die Kultur des Todes kennen“. „Ich denke, unsere Aufgabe hier ist es, die Kultur des Lebens zu pflegen, die Christus im Evangelium gepredigt hat,“ bringt Micah die Sendung des Newman Centers auf den Punkt.

(vatican news - skr)
 

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11. März 2020, 11:15