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Afghanisches Mädchen mit Anti-Corona-Maske in der Provinz Nangarhar Afghanisches Mädchen mit Anti-Corona-Maske in der Provinz Nangarhar 

Afghanistan: Coronavirus gefährdet Friedensprozess

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt wegen des Coronavirus vor einer humanitären Katastrophe in Afghanistan. Allein in der letzten Woche seien 53.000 afghanische Geflüchtete überstürzt aus dem Iran in ihre Heimat zurückgekehrt, weil sie eine Ansteckung durch COVID-19 befürchteten.

Das erklärte die Menschenrechtsorganisation am Sonntag in Göttingen. „Afghanistans Gesundheitssystem ist auf die Rückkehr so vieler Menschen nicht vorbereitet, die potenziell infiziert sein können. Dringend braucht das Land mehr Hilfe bei der Unterstützung der Geflüchteten“, forderte GfbV-Direktor Ulrich Delius.

Denn die Ängste der Geflüchteten seien berechtigt. Mit 20.600 Infizierten und 1.556 zu Tode gekommenen Pandemie-Opfern gelte der Iran als einer der am meisten von dem Virus betroffenen Staaten.

Ausländische Truppen könnten überstürzt abziehen

Im Iran leben rund drei Millionen Geflüchtete aus Afghanistan. Seit Jahresbeginn sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) 138.000 von ihnen in ihre Heimat zurückgekehrt.

Die Menschenrechtsorganisation warnte vor einer Gefährdung des Friedensprozesses in Afghanistan durch eine Ausbreitung des Coronavirus in dem Land. Denn ausländische Truppen könnten überstürzt aus Sorge um die Gesundheit ihrer Armeeangehörigen abgezogen werden. So hatten die US-Truppen nach Berichten über eine Ausweitung der COVID-19-Krise am letzten Donnerstag die Verlegung von 1.500 Armeeangehörigen nach Afghanistan gestoppt.

„Horror-Szenario für Afghanistans Frauen und ethnische Minderheiten“

„Die Taliban könnten in den nächsten Monaten auf die Coronavirus-Krise setzen, um einen möglichst schnellen Abzug ausländischer Truppen zu erreichen und um die Kontrolle im Land zu übernehmen. Dies wäre ein Horror-Szenario für Afghanistans Frauen und ethnische Minderheiten, wie die verfolgten schiitischen Hazara“, warnte Delius.

Nachdrücklich kritisierte die GfbV, dass diese besonders unter Menschenrechtsverletzungen leidenden Gruppen und die gesamte Zivilgesellschaft nicht an den Friedensverhandlungen mit den Taliban beteiligt werden. „Denn diese Gruppen haben am meisten zu befürchten, dass eine Machtübernahme der Taliban für sie zu einer Schreckensherrschaft würde“, erklärte Delius.

(gfbv - sk)
 

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22. März 2020, 11:28