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Syrischer Bischof: „In Aleppo wird gefeiert!“

Der chaldäisch-katholische Bischof von Aleppo, Antoine Audo, beurteilt die jüngste Entwicklung in Syrien, darunter den Vormarsch der Truppen Assads, deutlich anders als viele, die derzeit in westlichen Medien zu Wort kommen.

Die jüngsten Erfolge der syrischen Armee in der Auseinandersetzung mit islamistischen Gruppierungen hätten in der Bevölkerung von Aleppo zu einem „größeren Vertrauen“ geführt, man spüre die Veränderung, sagte Audo der italienischen katholischen Nachrichtenagentur AsiaNews. Die syrische Armee habe wieder die volle Kontrolle über die Autobahn zwischen Aleppo und Damaskus übernommen: Diese Tatsache, die Wiedereröffnung des Flughafens der einstigen nordsyrischen Wirtschaftsmetropole und die Vertreibung der letzten dschihadistischen Widerstandsnester aus der Peripherie von Aleppo seien „positive Signale“.

Straßen und Plätze in Aleppo seien in diesen Tagen „Schauplätze von Festen und Feiern“, stellte Bischof Audo fest: Überall herrsche ein Klima der Freude, die Veränderung der Atmosphäre sei „real“. Jetzt sei es von ausschlaggebender Bedeutung, den Wiederaufbau zu beschleunigen. Die Wiedereröffnung der Verkehrswege sei ein wichtiger Schritt in dieser Richtung.

Hoffnung auf Abzug aller ausländischen Streitkräfte

„Zugleich erwarten wir die Beendigung des Krieges im ganzen Land und die Wiedergewinnung der Einheit und territorialen Integrität Syriens, die vom Abzug aller ausländischen Streitkräfte begleitet sein möge“, sagte der Bischof wörtlich.

Aleppo, die einstige Wirtschaftshauptstadt, war bis zur Vertreibung der Dschihadisten aus dem Ostteil der Metropole im Dezember 2016 ein Brennpunkt des kriegerischen Konflikts in Syrien. Auch nach dem Dezember 2016 hat es in der Peripherie noch dschihadistische Widerstandsnester gegeben. Diese sind jetzt beseitigt, zugleich konnte – nach acht Jahren – der Flughafen wiedereröffnet werden. In dieser Woche sind bereits Flüge von Damaskus nach Aleppo und retour durchgeführt worden. In einigen Wochen werde man „regulär reisen“ können, all das habe „große Hoffnung“ ausgelöst, so Bischof Audo.

Das ist noch nicht das „tatsächliche Ende des Krieges“

Allerdings sei die wirtschaftliche Situation nach wie vor sehr hart. Aleppo erlebe einen neuen Abschnitt, aber leider sei es noch nicht das „tatsächliche Ende des Krieges“, weil die türkische Armee in ihren Stützpunkten und die dschihadistischen Gruppierungen nach wie vor in wenigen Kilometern Entfernung in der Provinz Idlib verschanzt seien. Aber die Hoffnung sei, dass Syrien dank der internationalen Gemeinschaft seine „Einheit und Freiheit“ wiederfinden könne.

Das sei auch der Wunsch der Christen, die sich „mit den anderen Bürgern“ über die jüngsten Entwicklungen im Leben der Stadt freuen. Es sei zu hoffen, dass diese Entwicklungen die Menschen veranlassen, „in der Stadt zu bleiben und zu investieren“. Das gelte in besonderem Maß für die Christen, auch wenn ihre Zahl nur gering sei.

Die größten Schwierigkeiten bestünden im wirtschaftlichen Bereich, das hänge auch mit der praktisch totalen Blockade des Zahlungsverkehrs zusammen. Der Wiederaufbau werde ohne Hilfe der internationalen Gemeinschaft schwierig sein, so der Bischof.

(pro oriente – sk)
 

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21. Februar 2020, 11:35