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Januar 2020, Flughafen Rom: Eine Flüchtlingsfamilie aus Syrien wird von Helfern der Gemeinschaft Sant'Egidio empfangen Januar 2020, Flughafen Rom: Eine Flüchtlingsfamilie aus Syrien wird von Helfern der Gemeinschaft Sant'Egidio empfangen 

EU: Kardinäle rufen zur Aufnahme von Flüchtlingen auf

Zur Aufnahme weiterer Flüchtlinge in Europa rufen die Kardinäle Hollerich, Krajewski und Czerny in einem gemeinsamen Schreiben an die Bischofskonferenz der Europäischen Union auf. Damit sollen die humanitären Korridore ausgebaut werden, die Papst Franziskus unterstützt.

Bischofskonferenzen sollen humanitäre Korridore einrichten

Im Jahr 2016 hatte Papst Franziskus Flüchtlinge aus Camps in Griechenland und dem Libanon nach Europa bringen lassen. Dank der Initiative des Papstes konnten seitdem viele Menschen, die zuvor unter menschenunwürdigen Bedingungen und ohne Zukunftsperspektive lebten, in Europa ein neues Leben beginnen.

Daran gelte es weiter anzuknüpfen, appellieren nun Kardinal Jean-Claude Hollerich von Luxemburg, Kardinal Konrad Krajewskis vom päpstlichen Almosenamt und Kurienkardinal Michael Czerny an alle Bischöfe der Europäischen Union. Die Bischofskonferenz der Mitgliedsländer sollten „in Zusammenarbeit mit den einzelnen Regierungen“ humanitäre Korridore von Lesbos und den anderen Flüchtlingslagern in Griechenland einrichten, schreiben sie in einem Brief an alle Bischofskonferenzen der Staatengemeinschaft.

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20.000 Erwachsene und 1.100 Kinder warten auf Hilfe

Damit könne „ungefähr 20.000 Erwachsenen und über 1.100 unbegleiteten Minderjährigen“ wieder Hoffnung gegeben werde. Sie harrten „ohne Zeitbegrenzung in provisorischen und prekären Unterbringungen“ aus, die sich zwar „in Europa, aber außerhalb der europäischen Gesellschaft“ befänden: „Dieser Weg, der durch die Worte des Heiligen Vaters ermutigt wird, möge für die ganze Kirche eine christliche Pflicht und eine herzliche Einladung sein, neue und evangelisierende Energien zur Aufnahme von Flüchtlingen in jedem Mitgliedsland der EU freizusetzen.“

Dem Brief liegen Leitlinien bei, die die Basisgemeinschaft Sant’Egidio vorbereitet hat. Sie führen alle notwendigen Informationen und Prozeduren für die Aufnahme von Asylsuchenden in der EU auf. Sant‘Egidio unterstützt die Initiative des Papstes, Flüchtlinge sicher und legal nach Italien zu holen. Speziell kümmert sich die Gemeinschaft etwa um die Unterbringung der Familien, um Sprachkurse, Behördengänge und die Integration. Ein Netz von Freiwilligen örtlicher Kirchengemeinden hilft dabei. 

Sant’Egidio hatte zusammen mit der Union der Evangelischen Kirchen in Italien und der Waldenser-Tafel im Jahr des Papstebesuches auf Lesbos 2016 einen humanitären Korridor für Flüchtlinge eingerichtet. Dank des Projektes fanden seidem mehrere tausend Menschen aus Syrien und vom Horn von Afrika in Europa Aufnahme. Sant'Egidio arbeitet dafür eng mit dem Päpstlichen Almosenamt zusammen.

Die bisher gemachten Erfahrungen mit den humanitären Korridoren in einigen Ländern hätten gezeigt, „dass die Möglichkeiten einer guten Aufnahme von Flüchtlingen größer sind als erhofft: in der Tat sind viele Minderjährige in Familien untergekommen und Erwachsene und Familien wurden gut von religiösen Gemeinschaften, Gemeinden und bereitwilligen Gastfamilien aufgenommen“, schreiben die Kardinäle weiter.

Papst rief 2015 zur Aufnahme von Flüchtlingen auf

Papst Franziskus hatte im September 2015 an Kirchengemeinden, religiöse Gemeinschaften, Klöster und Wallfahrtsstätten in ganz Europa appelliert, jeweils mindestens eine Flüchtlingsfamilie aufzunehmen. Er wandte sich dabei ausdrücklich an alle Bischöfe; sie sollten die Initiative in ihren Diözesen aufgreifen.

Von einer Reise auf die griechische Insel Lesbos im Jahr 2016 nahm Franziskus dann drei muslimische Flüchtlingsfamilien aus Syrien mit nach Rom. Sie waren in Lesbos in einem überfüllten Flüchtlingslager untergebracht.

Es sollte keine einmalige Geste bleiben. Denn in den Folgemonaten konnten mit Hilfe von humanitären Korridoren weitere Familien in Europa Fuß fassen. Der Vatikan verhandelte mit den zuständigen Behörden und regte die Einleitung von Asylverfahren an. Um die Versorgung und Integration der Flüchtlinge kümmerte sich das Päpstliche Almosenamt und die Basisgemeinschaft Sant’Egidio, die ihren Hauptsitz in Rom hat.

Zuletzt schickte der Papst seinen Almosenmeister Kardinal Krajewski im Mai 2019 nach Lesbos, um die Reise weiterer Flüchtlinge zu organisieren. Begleitet wurde der Vatikanvertreter von Kardinal Jean-Claude Hollerich, der wenig später seinerseits eine auf Lesbos gestrandete Flüchtlingsfamilie in Luxemburg aufnahm. Dank dieser Initiative konnten rund um den Jahreswechsel insgesamt 43 weitere Flüchtlinge nach Luxemburg und Italien geholt werden.

(vatican news – pr)

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20. Februar 2020, 10:39