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Kardinal Barbarin - Aufnahme von 2016 Kardinal Barbarin - Aufnahme von 2016 

Kardinal Barbarin: Erstes Interview nach dem Freispruch

„Diese Angelegenheit wird mir jetzt trotzdem immer anhängen“: So reagiert der französische Kardinal Philippe Barbarin auf seinen Freispruch vom Vorwurf der Nichtanzeige sexuellen Missbrauchs.

„Ich werde immer derjenige sein, der schreckliche Taten nicht angezeigt hat“, sagte Barbarin im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Le Point“. „Aber die Justiz hat bestätigt, dass ich in dieser Hinsicht nicht schuldig bin.“

Fehler bei der Amtsausübung

Das Interview mit Barbarin, der derzeit noch eine Auszeit von seinem Amt als Erzbischof von Lyon nimmt, erschien an diesem Donnerstag. Freimütig räumt der Kardinal darin „Fehler bei der Amtsausübung“ ein, spricht aber auch von einem „Medien-Tsunami“, den er in den letzten vier Jahren erlebt habe. Immerhin hätten „diese Angriffe auf mich aber auch zu etwas Positivem geführt“, nämlich zu einem „allgemeinen Aufwachen“ in Sachen Missbrauch.

„Nicht erstaunlich, dass die Kirche jetzt Schläge einstecken muss“

Barbarin klagt sich im Nachhinein an, dass ihm das Ausmaß der Missbrauchsfälle im Erzbistum zu spät klargeworden sei. „Es ist mir erst gegen Ende 2014 brutal bewusst geworden, was diese Taten konkret bedeuteten – das Leiden der Opfer.“ Dem Missbrauchstäter, einem Priester namens Bernard Preynat, gegenüber habe er es „an Mut und Entschlossenheit fehlen lassen“: „Ich habe immer – fälschlich – gedacht, dass hätten meine Vorgänger alles schon gelöst.“

Der Kardinal bekräftigt, er habe „niemals irgendetwas vertuschen wollen“. Das habe ihm ja jetzt auch das Berufungsgericht bestätigt. Dennoch sei es wichtig, „diese Geißel“ des Missbrauchs zu vernichten. Es sei „nicht erstaunlich, dass die Kirche da jetzt Schläge einstecken muss“.

Eher keine Zukunft als Erzbischof von Lyon

Das Interview macht deutlich, dass sich der Kardinal keine Zukunft an der Spitze des Erzbistums Lyon mehr vorstellen kann. Die Entscheidung liege beim Papst, sagt Barbarin. Er sehe sich als Wallfahrtspriester, als Prediger bei geistlichen Exerzitien oder als Seelsorger in Madagaskar. Dort hatte er schon in den neunziger Jahren vier Jahre lang als Priester gearbeitet.

(cath.ch – sk)
 

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07. Februar 2020, 14:11