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Erzbischof Pizzaballa feiert eine heilige Messe in Jerusalem Erzbischof Pizzaballa feiert eine heilige Messe in Jerusalem 

Pizzaballa: Möge 2020 Dialog und Verantwortung für den Nahen Osten bringen

Die Situation der Christen im Nahen Osten, insbesondere in Palästina und im Gazastreifen, ist bekanntermaßen von Schwierigkeiten geprägt. Erst vor wenigen Tagen hatte die Mitteilung der Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag, aufhorchen lassen, sie sehe hinreichende Gründe für eine Untersuchung zur Lage in den Palästinensergebieten und Ost-Jerusalem.

Sie sei überzeugt, dass dort Kriegsverbrechen begangen wurden oder werden, sagte Fatou Bensouda. Allerdings müsse zuvor noch entschieden werden, ob der Gerichtshof für die Palästinensergebiete zuständig sei. Diese Nachricht kam am 20. Dezember, nur wenige Tage vor Weihnachten.

Aus Anlass des Festes der Heiligen Familie war der Apostolische Administrator von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, in Ramallah in den Palästinensergebieten. Dort erreichten wir ihn, um zu erfahren, was für ein Weihnachtsfest die Christen im Palästinensergebiet verlebt haben und wie die Situation vor Ort ist. 

Zum Nachhören

„Sagen wir, dass besonders in der Gegend von Bethlehem Weihnachten immer eine Zeit des Feierns ist. Dieses Jahr hatte eher einen lokalen als universellen Charakter, in dem Sinne, dass nur wenige Pilger dort waren. Die kommen normalerweise später, da sie Weihnachten mit ihren Familien verbringen. Aber trotzdem war es ein Fest mit großer Teilnahme. Einige kamen auch aus Gaza: von etwas mehr als 900 Anfragen wurden [durch die israelischen Behörden, Anm.] etwa 300 genehmigt, so dass mindestens ein Drittel der Christen in Gaza nach Bethlehem kommen konnten. Aber auf jeden Fall war es ein ruhiger und festlicher Tag. Auch wir, wie alle anderen auch, stellten alle Schwierigkeiten hintenan, und wir wollen feiern.“

„Die Situation in Gaza bleibt beschämend“

Erst vor Kurzem war der Apostolische Administrator auch im Gazastreifen unterwegs, unmittelbar danach wurden Raketen zwischen Israel und Gaza abgefeuert…

„Das wechselseitige Abfeuern von Raketen ist leider nichts Neues und daher nicht überraschend“, zeigt sich der Erzbischof wenig beeindruckt. Man hoffe allerdings, dass auch das ein Ende finden werde: „Die Situation in Gaza bleibt - wie ich immer gesagt habe - beschämend: Die hermetische Abriegelung einerseits, der Mangel an Arbeit im Inneren mit etwa 60% Jugendarbeitslosigkeit und der ständige Druck machen das Leben wirklich sehr schwierig.“

Er wünsche sich für das kommende Jahr 2020 eine Wiederaufnahme der stockenden Gespräche, betont der Kirchenmann mit Blick auf das vergangene Jahr, das sich in Sachen Dialog in der Politik und im gesellschaftlichen Leben als sehr „schwierig“ erwiesen habe. „Was die Politik auf israelischer Seite betrifft, so haben wir im selben Jahr dreimal Wahlen erlebt, ein deutliches Zeichen für den Mangel an Dialog, Übereinstimmung, Vision und Perspektive; auf palästinensischer Seite kann ich mich gar nicht erinnern, wann die letzten Wahlen stattfanden, das ist mindestens zehn Jahre her. Ich hoffe also wirklich, dass 2020 das Jahr der Verantwortung im politischen und sozialen, aber auch im kirchlichen und religiösen Leben sein wird, denn wir dürfen uns nicht zurückziehen. Im neuen Jahr erwarten wir nicht, dass der Frieden plötzlich kommt, aber zumindest können wir die Diskursfäden aufgreifen, die dann zu einem ruhigeren Verhältnis zwischen den Parteien führen können.“

„Frieden ist Frucht und Bedingung von Dialog“

Unterdessen wurde das neue Jahr auch im Heiligen Land durch eine feierliche Messe begrüßt, die Erzbischof Pizzaballa am 1. Januar dem katholischen Weltfriedenstag, in Jerusalem feierte. Bei dieser Gelegenheit unterstrich der Apostolische Administrator von Jerusalem, dass Dialog „grundlegend für jede Friedensperspektive“ sei: „Der Frieden ist in der Tat gleichzeitig Frucht des Dialogs wie auch seine Voraussetzung. Der wahre und ehrliche Dialog führt zu Frieden in den Beziehungen; zur gleichen Zeit ist es für ernsthaften Dialog nötig, den Wunsch nach Frieden und Begegnung zu verspüren“, so Pizzaballa in seiner Predigt zum ersten Tag des neuen Kalenderjahres.

(vatican news - cs)

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01. Januar 2020, 17:09