Suche

Bei dem Trauerzug am Samstag wurden neben Soleiman weitere Opfer beklagt, die bei der Attacke ums Leben kamen Bei dem Trauerzug am Samstag wurden neben Soleiman weitere Opfer beklagt, die bei der Attacke ums Leben kamen 

Weihbischof in Bagdad: Gebetsaufruf für den Frieden

Nach der gezielten Tötung des iranischen Generals Kassem Soleimani durch die USA ist im irakischen Volk die Angst vor einem neuen Krieg wieder wach geworden. Das berichtet im Interview mit Radio Vatikan der Iraker Slemon Warduni. Der Weihbischof in Bagdad bittet die Welt um Einsatz und Gebet für den Frieden.

Marco Guerra und Anne Preckel – Vatikanstadt

„Alle haben Angst, dass wir uns in Richtung eines Krieges bewegen. Das wäre schrecklich, denn die irakische Familie ist in der ganzen Welt verstreut: ein Teil in diesem Land, ein anderer in jenem und so weiter. Wir haben keinen Frieden, wir wollen aber nur Frieden und Ruhe. Wir hoffen, dass die Staatschefs darauf hinarbeiten, denn die ganze Welt ist in Aufruhr: statt Frieden zu säen, wird Hass gesät! Wir danken dem Papst für seine Worte und rufen die ganze Welt zum Gebet: das ist das Wichtigste, denn wenn man sich von Gott entfernt, macht man jedes erdenkliche Übel. Wir bitten Sie also, für den Frieden zu beten.“

Seit Monaten hatten im Irak Spannungen zugenommen; Hintergrund war der erwachte Unmut des Volkes gegen die irakische Regierung, der sich in Massendemonstrationen entlud. Gegen die Kundgebungen, bei denen unzählige junge Iraker für Grundrechte eintraten, gingen Sicherheitskräfte teils gewaltsam vor. Auch kam es infolge von Angriffen Unbekannter zu Eskalationen. Iraks Christen traten in dieser Gemengelage für Frieden und Dialog ein und stellten sich hinter die Anliegen der Demonstrierenden, sofern diese friedlich vorgebracht wurden.

Kritischer Moment

Mit der Ermordung des iranischen Generals Soleimani sei nun „ein kritischer, sehr schwieriger Moment“ eingetreten, kommentiert Weihbischof Warduni die neue Entwicklung im Interview mit Radio Vatikan. Soleimanis Tötung könne weitere Spaltungen zwischen Sunniten und Schiiten im Irak zur Folge haben: davor warnte etwa der chaldäisch-katholische Erzbischof von Kirkuk im Irak, Yousik Thomas Mirkis. Die Christen vor Ort träten in der aktuellen Lage konsequent für eine friedliche Lösung ein, unterstreicht Weihbischof Warduni von Bagdad im Interview mit Radio Vatikan. Er klagt über die verbreitete Logik des Krieges in der Region:

„Unsere christliche Religion bedeutet Frieden: ,Meinen Frieden gebe ich euchNicht gebe ich euch, wie die Welt gibt‘. Die Welt verfolgt heute dagegen allein persönliche Interessen, will allein ,Materie‘. In den letzten zwei Monaten haben zwei, drei Nationen andere Länder besetzen wollen. Das ist eine schreckliche Sache. Die Menschen im Irak leiden deshalb sehr.“

Gebet und Einsatz für den Frieden

Der Iraner Soleimani war auf Anordnung von US-Präsident Donald Trump in der Nacht zum Freitag nahe des Flughafens von Bagdad gezielt durch einen Drohnen-Angriff getötet worden. Er galt als wichtigster Berater des iranischen Revolutionsführer Ali Khamenei und Chef-Stratege des Iran im Syrien-Konflikt. Als Kommandeur der iranischen Al-Kuds-Brigaden hatte er Irans Einfluss in der ganzen Region vorangetrieben.

Der Vatikan zeigte sich nach Soleimanis Tötung besorgt und sprach von einer „neuen Dimension“ im Streit der USA und des Iran. Papst Franziskus rief über einen Tweet zur Bewahrung des Friedens auf. Weihbischof Warduni schließt sich dem Appell an.

„Wir flehen die ganze Welt mit lauter Stimme an, Frieden aufzubauen und wirklich dabei zu helfen, Frieden zu säen, ohne die Verfolgung persönlicher Interessen. Möge die ganze Welt für Frieden beten.“

An einem Trauerzug und der Beerdigung des getöteten iranischen Generals nahmen in Bagdad am Wochenende zehntausende Iraker teil. Darunter waren auch hochrangige Politiker wie der geschäftsführende irakische Regierungschef Adel Abdel Mahdi. Laut Medienberichten führten irakische Milizionäre den Zug an, die irakische Flaggen und Banner von Milizen schwenkten, die vom Iran unterstützt werden. Zu hören waren anti-amerikanische Parolen. In anderen Landesteilen gab es ähnliche Umzüge. Für die Tötung des einflussreichsten Militärvertreters des Iran kündigte das Land „schwere Vergeltung“ an.

(vatican news – pr)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

05. Januar 2020, 10:19