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Frankreich: Neuer Nuntius will Vertrauen der Menschen in Kirche zurückgewinnen

Er kennt Frankreich bereits aus früheren Zeiten: der neue Nuntius in Paris, Erzbischof Celestino Migliore, war in den 90er Jahren als Vatikanvertreter beim Europarat in Straßburg gewesen. Nun vertraut ihm Franziskus Frankreich an, wo das Verhältnis zwischen Staat und Kirche aus historischen Gründen nicht einfach ist. Auch ist Migliores Vorgänger in einen Gerichtsprozess verwickelt.

Zwei Opfer von mutmaßlichen sexuellen Übergriffen Erzbischof Luigi Venturas verklagten ihn vor einem französischen Gericht. Der Anklage zufolge verhielt sich der Erzbischof in mehreren Fällen übergriffig. Unter anderem soll er beim Neujahrsempfang der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo vor einem Jahr einen jungen Mann unsittlich berührt haben. Der Mann verklagte den Botschafter sowohl in Paris als auch im Vatikan.

Venturas Nachfolger, Erzbischof Celestino Migliore, will vor allem das Vertrauen in die vatikanische Diplomatie in Frankreich stärken. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er, es gebe aus seiner Sicht „kein einfaches Rezept, um das Vertrauen wieder herzustellen oder zu stärken. Es braucht sicherlich Bescheidenheit, Transparenz und Empathie“.

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Erzbischof Migliore stammt aus einer norditalienischen Ortschaft, die nur 30 Kilometer von der französischen Grenze entfernt liegt. Er wolle deshalb alles tun, damit sich die Distanzen zwischen Rom und Paris verkürzten, hebt der italienische Kuriendiplomat hervor. Und er verweist darauf, dass es schon persönliche Treffen zwischen Emanuel Macron und Papst Franziskus gegeben habe.

„Das zeigt ja, dass beide Seiten miteinander sprechen. Es herrscht kein Missverständnis über Zuständigkeiten. Es besteht Klarheit darüber, dass der französische Staat sich nicht in die Tätigkeit der Kirche einmischt. Das Leben der katholischen Kirche wird respektiert. Deshalb denke ich, dass es sich um einen respektvollen Dialog handeln wird.“

Verhältnis zu Bischöfen fördern

Ein weiteres Arbeitsfeld betrifft das Verhältnis zu den Bischöfen Frankreichs. Auch da gab es in jüngster Vergangenheit viel zu tun für den Vatikanvertreter in Paris. So wurde der Erzbischof von Lyon, Kardinal Philippe Barbarin, im vergangenen Jahr in erster Instanz wegen angeblicher Vertuschung eines Missbrauchsfalls verurteilt. Unter Hinweis auf die Unschuldsvermutung lehnte Papst Franziskus Barbarins Rücktritt ab und beließ ihn im Amt.

„Was mein Verhältnis zu den Bischöfen in Frankreich betrifft, so muss ich zunächst sagen, dass die Bischofskonferenz hier reich an guten Kirchenmänner ist", betonte der Diplomat Migliore. „Dialog und Respekt werden unser Verhältnis prägen, um das Wohl der gesamten Kirche in Frankreich zu fördern.“

„Wir müssten aber ehrlich genug sein, um einzusehen, dass es auch Christianophobie in Europa gibt“

Die großen Herausforderungen für die Katholiken in Frankreich liegen aber nicht nur in der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle. In kaum einem anderen europäischen Land gibt es so viele Schändungen von Kirchen und katholischen Einrichtungen wie in Frankreich. Migliore:

„Es ist nicht immer klar, wer oder was dahinter steckt. Manchmal geht es um wirtschaftliche Zwecke, andere Male sind ideologische Gründe dafür verantwortlich. Es gibt Menschen, die das Ziel haben, symbolträchtige Orte zu verwüsten, um Hass zu schüren. Wir sprechen oft von Antisemitismus und Islamophobie, wir müssten aber ehrlich genug sein, um einzusehen, dass es auch Christianophobie in Europa gibt.“

Was ihn sehr störe, sei die Tatsache, dass man darüber in Europa kaum öffentlich spreche, sagte der Vatikandiplomat. Er habe auch den Eindruck, wenn man die Fälle öffentlich anprangere, dann würde man von weltlichen Medien nicht ernst genommen.

(vatican news – mg)

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13. Januar 2020, 12:28