Die abschließende Pressekonferenz in Paris mit (von links nach rechts): Selensky, Merkel, Macron und Putin Die abschließende Pressekonferenz in Paris mit (von links nach rechts): Selensky, Merkel, Macron und Putin 

Ukraine/Russland: Der Wille war da

Das Positive am Treffen von Montag in Paris zum Krieg in der Ostukraine war, dass der Wille zum Gespräch da war. Die schlechte Nachricht ist, dass die Kampfhandlungen derzeit noch weitergehen. Wie die Länderreferentin für die Ukraine des Hilfswerkes „Kirche in Not“, Magda Kaczmarek, gegenüber Radio Vatikan sagt, können die Katholiken – auch im Westen – im Gebet und mit Hilfen den Betroffenen beistehen.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Fast um Mitternacht wurde am Montag das Treffen des sogenannten Normandie-Formats mit einer kurzen Pressekonferenz beendet. An den Gesprächen über die Lage in der Ostukraine nahmen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident und Gastgeber Emanuel Macron sowie der ukrainische Präsident Wolodimir Selensky und Russlands Staatsschef Wladmir Putin teil. Die Länderreferentin von „Kirche in Not“, Kaczmarek, hat das Treffen in Paris genau beobachtet:

„Das Treffen gestern war sehr wichtig. Es war in der Hinsicht positiv, weil der Wille zum Treffen da war. Da haben sich zum ersten Mal der neue ukrainische Präsident und Russland getroffen. Das ist bereits ein positives Zeichen. Es gibt somit die ersten Schritte. Man spricht jetzt über den Waffenstillstand, der bis zum Jahresende erreicht werden soll. Man spricht über den Gefangenenaustausch, auch wenn es den schon einmal bisher gab. Es gibt noch viel zu tun und das hängt mit der Politik zusammen. Damit beschäftigen wir uns nicht, aber was sehr wichtig war, ist das große und ukraineweite Gebet gewesen, das vor dem Treffen stattgefunden hat.“

Zum Nachhören

In direktem Kontakt mit den Opfern

Als katholisches Hilfswerk ist „Kirche in Not“ mit den Opfern des Konflikts in direktem Kontakt. Im Donbass leben vor allem ältere Menschen, die zurückgeblieben sind, während jüngere Ukrainer als Binnenflüchtlinge in andere Teile des Landes oder direkt ins Ausland geflohen sind. Kaczmarek betont, dass das katholische Hilfswerk allen Opfern gleichermaßen beistünde.

„Auf jeden Fall ist es für uns wichtig, dass die Menschen dort, wo der Krieg herrscht – und in der Ukraine betont man, dass es sich um einen Krieg handelt, der mehrere Menschenleben in der Woche kostet – von der Kirche versorgt werden. Die Kirche kümmert sich um alle Menschen dort, egal welcher Konfession und Nationalität.“

Im Donbass ist auch die konfessionelle Lage sehr komplex. Die beiden orthodoxen Kirchen sowie die zwei katholischen Kirchen sind präsent, aber auch etliche Atheisten oder Gnostiker, die noch von der Sowjetzeit geprägt seien. Bei den griechisch-katholischen Priestern dürfe man nicht vergessen, dass sie meist verheiratet seien und deshalb mit ihrer Familie im Kriegsgebiet lebten.

Mit Schüssen aufstehen, mit Schüssen ins Bett gehen

Auch weist Kaczmarek darauf hin, dass man besonders die Kinder im Donbass nicht vergessen dürfe, die morgens mit Schüssen aufwachen und abends mit den Geräuschen der Bomben ins Bett gehen. Papst Franziskus, der immer wieder auf das Schicksal der Menschen in der Ukraine hinweist, habe mit seiner Sonderkollekte für die Ukraine vor drei Jahren ein wichtiges Zeichen gesetzt, sagt Kaczmarek.

„Ich persönlich komme aus Polen und ich sehe, dass es in unserem Land eine sehr große Solidarität mit der Ukraine gibt. Wir haben in Polen nach inoffiziellen Angaben etwa zwei Millionen Ukrainer und ich kann nur sagen, dass diese Menschen dort leben, weil sie einfach in Würde leben wollen. Sie wollen einfach nur ihr Geld verdienen und so eine Existenz aufbauen. Das ist legitim. Durch unsere katholischen Organisationen aus den Westen – wie „Kirche in Not“ oder Caritas – die vor Ort den Menschen in der Ukraine helfen, helfen wir auch ihrem Glück und dass sie im Land bleiben. Denn das ist wichtig.“

(vatican news)

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10. Dezember 2019, 13:07