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Ein westlicher Ausbilder instruiert Anti-Terror-Kräfte in Ouagadougou Ein westlicher Ausbilder instruiert Anti-Terror-Kräfte in Ouagadougou 

Terror in Burkina Faso: Gespräch mit Kardinal Ouédraogo

Diesmal traf es eine protestantische Kirche: 14 Menschen, darunter der Priester, starben am Sonntag in Hantoukoura, einem Ort im Osten von Burkina Faso, bei einem Terroranschlag von Islamisten. Die Sicherheitslage im Land ist dramatisch, sagt uns der Erzbischof von Ouagadougou in einem Interview.

Françoise Niamien und Stefan von Kempis - Vatikanstadt

„Das ist ein Drama, eine universelle Herausforderung – und wir werden davon nicht verschont“, sagt Kardinal Philippe Nakellentuba Ouédraogo über den Terror in seinem Land.

„Leider können sich die ärmeren Länder nicht adäquat gegen diese Bedrohung wappnen. In Burkina Faso kommt es seit 2015 zu blutigen Terrorakten. Die Bevölkerung, die Regierung und die Armee scheinen ohnmächtig angesichts dieser Gewalt. Natürlich müssen wir als erste einmal selbst versuchen, uns trotz unserer begrenzten Mittel zu verteidigen; aber wir merken, dass das Problem die Möglichkeiten unseres Landes übersteigt, darum ist die Zusammenarbeit mehrerer Länder notwendig. Solche Versuche gibt es schon auf lokaler Ebene: Mauretanien, Tschad, Mali, Niger und Burkina Faso haben eine Anti-Terror-Allianz geschmiedet. Ihr wurden von internationaler Seite Versprechen gemacht, aber bisher kommen die Gelder noch nicht im vorgesehenen Umfang herein.“

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Beim Wort „Sicherheit“ muss der Kardinal lachen

Und darum könne sich der Terror in Burkina Faso nahezu ungehindert austoben. Er treffe alle, auch hochrangige Politiker und Militärs. Auch viele Muslime, darunter Imame, seien von den Islamisten umgebracht worden.

„Um von der Bevölkerung gar nicht zu reden. Zwischen 2015 und 2018 haben den Schätzungen zufolge mehr als 350 Menschen durch Terrorakte das Leben verloren. Viele Menschen sind gezwungen, aus der Sahel-Gegend an der Grenze zu Mali und Niger zu fliehen. Die Flüchtlinge halten sich an Orten auf, wo noch so etwas wie Sicherheit herrscht…“

Der Kardinal muss lachen beim Wort „Sicherheit“ – es klingt fast ein bisschen zynisch. Zum Anschlag von diesem Sonntag in Hantoukoura sagt er: „Das ist bedauerlich! Bedauerlich.“

„Sich nicht der Verzweiflung überlassen“

Dann erzählt er: „Am 10. November haben wir im Erzbistum Ouagadougou einen Tag der Flüchtlinge und Vertriebenen durchgeführt; dabei haben wir für alle Opfer dieser Terrorattacken gebetet. Unter ihnen sind Muslime, Protestanten, Anhänger der traditionellen Religionen – Gott ist der Gott aller! Und dann haben wir nach dem Gebet etwa 3.000 Flüchtlinge, die in der Hauptstadtregion leben, zusammengebracht und versucht, ihnen eine Botschaft der Hoffnung zu übermitteln. Denn man kann sich der Verzweiflung überlassen, aber die Hoffnung ist unsere Chance und unsere Kraft! Gott wird uns nie verlassen!“

Wer bewaffnet all diese Killer?

Aber warum kommt es überhaupt zum Terror im bitterarmen Burkina Faso, einem Land, das viele im Westen gar nicht auf dem Schirm haben? Der Kardinal hat darauf eine spitze Antwort: Diese Frage müsse man „der ganzen Welt“ stellen, sagt er uns. „Es gibt nicht eine einzige Rüstungsfabrik in Afrika! Wer bewaffnet all diese Killer? Wer? Wer gibt ihnen die Waffen? Wir haben keine Antwort, aber wir sehen den Schaden, der da angerichtet wird! Ich appelliere also an die ganze Welt: Wir spüren da so eine gewisse Gleichgültigkeit. Eine Gleichgültigkeit in einigen Ländern, die etwas tun könnten! Die mehr Mittel haben als wir. Es ist ja nicht nur Burkina Faso betroffen, sondern die ganze Region!“

„Wir brauchen keine Reden, sondern etwas Konkretes“

Mehrere Katholiken, darunter auch Priester und Ordensleute, seien entführt worden, und keiner wisse etwas über ihr Schicksal, fährt Ouédraogo fort. „Aber sobald jemand aus dem Westen entführt wird, wird alles getan, um eine Lösung zu finden. Wir appellieren also an die internationale Solidarität, den ärmsten Ländern beizustehen. Das ist ein Schrei aus dem Herzen – wir brauchen keine Reden, sondern etwas Konkretes! Es geht darum, Menschenleben zu retten und einer ganzen Bevölkerung zu helfen, die dieser tödlichen Gefahr ausgesetzt ist. Die, die Mittel haben, sollten nicht länger unsensibel bleiben!“

(vatican news)
 

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03. Dezember 2019, 13:02